Das Mädchen aus Bad Doberan war ohne Fahrkarte unterwegs und die Zugbegleiterin ließ nicht mit sich reden. Anstatt dessen musste die Zwölfjährige in Parketin bei Rostock alleine aussteigen. Draußen war es zu dem Zeitpunkt bereits dunkel.

Rostock. Das Mädchen wollte zur Musikschule in Rostock. Sie packte ihr Cello ein und machte sich von Bad Doberan aus auf den Weg. Als sie dann in der Bahn ihre Fahrkarte vorzeigen sollte, stellte sie fest, dass sie ihr Portemonnaie und ihre Fahrkarte zuhause vergessen hatte. Obwohl Mitreisende anboten, eine Fahrkarte für das Mädchen zu kaufen, musste es aussteigen. Daraufhin lief die Zwölfjährige mit ihrem schweren Instrument auf dem Rücken fünf Kilometer nach Hause.

Heute entschuldigte sich die Bahn für das Verhalten der Zugbegleiterin. Diese sei vorläufig vom Dienst suspendiert worden, erklärte Bahnsprecher Burkhard Ahlert. Drastische arbeitsrechtliche Konsequenzen würden geprüft. Die Bahn werde mit einem Blumenstrauß und einem Länderticket zur Familie gehen, "damit man die Bahn von einer anderen Art und Weise kennenlernt". Es sei vor allem unverständlich, dass die von den anderen Fahrgästen angebotene Hilfe nicht in Anspruch genommen worden sei. Prinzipiell gelte bei der Bahn der Grundsatz, dass Minderjährige nicht von der Fahrt ausgeschlossen werden dürfen.

Nach Angaben des Fahrgastverbandes "Pro Bahn" hätte die Zugbegleiterin dem Mädchen die Chance geben müssen, die Fahrkarte nachzureichen. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, die persönlichen Daten zu notieren, die Eltern telefonisch zu benachrichtigen oder ein erhöhtes Beförderungsentgelt in Rechnung zu stellen. "Ein Kind aber einfach auszusetzen, noch dazu am Abend, ist eine unverantwortliche Tat", sagte "Pro Bahn"-Landeschef Marcel Drews.