Verhaftung. Ein gerade aus der Haft entlassener Vergewaltiger soll das Mädchen umgebracht haben.

Neumünster. Der mutmaßliche Mörder von Jennifer (16) in Neumünster war erst vor gut zwei Monaten aus dem Gefängnis gekommen. Dort saß Stefan Z. (37) fast fünf Jahre, weil er eine Frau vergewaltigt hatte. Der Neumünsteraner, der am Montag festgenommen wurde und seitdem schweigt, wird von der Polizei als brutaler Sex-Verbrecher beschrieben. Anfang der 90er-Jahre hatte er eine erste, mehrjährige Haftstrafe wegen sexueller Nötigung abgesessen. "Der Beschuldigte hat beide Strafen verbüßt", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Kiel, Uwe Wick. Einzelheiten nannte er nicht. Klar ist, dass Stefan Z. unter Führungsaufsicht stand, also seit seiner Entlassung im Sommer von einem Bewährungshelfer betreut wurde. Z. lebte in einer kleinen Sozialwohnung im Neumünsteraner Stadtteil Faldera. In dem Haus habe die Polizei häufiger vorbeigeschaut, erzählt ein Nachbar. Dort sei es oft sehr laut zugegangen. Sicher ist, dass Jennifer vor zwei Wochen keine zwei Kilometer entfernt nahe einer Tankstelle ermordet wurde. Die Staatsanwaltschaft bestätigte jetzt eine "sexuelle Motivation" der Tat. Stefan Z. habe sich unmittelbar vor dem Tatzeitpunkt, also gegen 23 Uhr, an der Tankstelle aufgehalten, sagte ein Ermittler. Angeblich identifizierte ein Zeuge ihn. Z. soll sich zudem am Tatabend und am nächsten Tag "auffällig verhalten" haben. Mehr verraten die Ermittler nicht. Nur noch dies: Stefan Z. hat nicht versucht zu flüchten. Insider sprechen von einer Beweislage, die zwar nicht dünn sei, aber viel dicker sein könnte. Für eine schwierige Beweisführung spricht auch, dass der Amtsrichter in Neumünster am Dienstagabend vier Stunden brauchte, bis er einen dringenden Tatverdacht feststellte und Stefan Z. in Untersuchungshaft nahm. Vorgeworfen wird Z. ein so genannter Verdeckungsmord, also der Versuch, eine schwere Straftat wie etwa eine Vergewaltigung Jennifers mit deren Ermordung zu vertuschen. Sein Anwalt will sich derzeit nicht äußern. Stefan Z. schweigt ebenso. Das erklärt, warum auch die Ermittler sich bedeckt halten. Sie müssen jetzt in Kleinarbeit weitere Spuren klären und Indizien zusammentragen, die Z. belasten - oder auch entlasten - könnten. So ist trotz mehrerer Suchaktionen offen, wo Jennifers Pullover und Weste sind. Ihre Hose und Schuhe hatte die Polizei nahe einer alten Kaserne gefunden. Sie liegt nicht auf dem direkten Weg zwischen Tatort und Wohnung des mutmaßlichen Täters, aber auch nicht weit abseits davon. Der Suchradius ist begrenzt. Z. hatte offenbar kein Auto und soll sich nicht zum ersten Mal an der Shell-Tankstelle an der Rendsburger Straße aufgehalten haben. Die durchgehend geöffnete "Tanke" gilt als Treffpunkt für Leute, die Tag und Nacht gemeinsam trinken wollen. Vor der Tankstelle liegt der Fußweg der Rendsburger Straße fast wie ein Laufsteg. Dort muss Jennifer auf dem Heimweg entlanggegangen sein. Zwei Häuser weiter auf der gleichen Straßenseite liegt das unbebaute Grundstück, auf dem ihre Leiche vor einer Woche nach dem Hinweis einer Zeugin hinter einer Hecke gefunden worden war. Anhaltspunkte dafür, dass Z. die Auszubildende kannte, gibt es nicht. Dafür Zeugen, die gesehen haben wollen, wie ein Mann sich eine halbe Stunde lang an der Tankstelle herumdrückte, als ob er auf ein Opfer wartete. Jennifer war erst am 1. August von Rügen nach Neumünster gezogen. Kurz zuvor war Stefan Z. aus dem Gefängnis gekommen.