Die Fahnder durchsuchten in Bremen eine Wohnung. Doch einen Verdächtigen fanden sie nicht.

Sittensen/Hannover. Nach dem siebenfachen Mord in Sittensen hat das große Rätselraten begonnen über mögliche Motive für das bislang einmalige Verbrechen. Die Asiaten, vier Männer und drei Frauen, sind am späten Sonntagabend im dem China-Restaurant Lin Yue erschossen worden, mehrere von ihnen waren dabei gefesselt. Ein zweijähriges Mädchen wurde von der Polizei in dem Haus lebend gefunden.

Ob Triaden, die chinesische Variante der Mafia, im Spiel sind, ob es um Schutzgelderpressung ging, die Polizei will nichts ausschließen. Es gebe "sicherlich solche Schutzgelderpressungen" in Deutschland, sagte dazu gestern Frank Federau, Sprecher des Landeskriminalamts in Niedersachsen. Aber er bleibt auch bei der Feststellung, dass es dafür mindestens bislang in Niedersachsen keine konkreten Anhaltspunkte gibt.

Angesichts des internationalen Medieninteresses will die Polizei bei Verlautbarungen über die Identifizierung vorsichtig sein: Bis gestern Abend dauerten die gerichtsmedizinischen Untersuchungen der Opfer in Hamburg an. Sechs der Opfer waren sofort tot, ein weiterer Mann starb gestern an seinen Verletzungen im Krankenhaus. Von der Art, wie die Opfer getötet wurden, erhofft sich die Polizei Aufschluss darüber, ob Profis etwa aus dem Triaden-Milieu am Werk waren. Ein Polizeisprecher in Rotenburg mochte vor Abschluss der Untersuchungen nicht bestätigen, dass das Besitzerehepaar des Restaurants unter den Opfer ist. Dafür gebe es allerdings Anhaltspunkte. Vermutet wird, dass die anderen Toten Angestellte aus dem Restaurant waren. Keine Angabe gab es darüber, ob das gefundene Kind, von dem sich die Polizei nach eigenen Angaben keine brauchbaren Aussagen erhofft, das Kind des Ehepaares ist, das vor knapp zehn Jahren das Lokal in Sittensen eröffnet hat.

In der 10 000-Einwohner-Samtgemeine fand gestern Abend eine kirchliche Andacht für die Opfer statt. Diese, so erklärt es der evangelische Gemeindepfarrer Manfred Thoden, richte sich an die Menschen im Ort, die von den Ereignissen tief erschüttert seien. Bereits am Abend zuvor hatten Menschen in der Nähe des Tatortes Blumen niedergelegt. Das Gastwirtsehepaar war in Sittensen bekannt, galt als gut integriert.

Mehr als 60 Hinweisen aus der Bevölkerung gehen inzwischen die Spurenteams der Polizei nach, eine heiße Spur aber oder gar einen Tatverdächtigen gibt es laut Auskunft der Polizeidirek-tion bislang nicht. Bereits am Vorabend hatten sich aber Personen gemeldet, die am Abend vor der Bluttat noch in dem Lokal gegessen hatten.

Das moderne Haus im Ortszentrum, in dem sich das Lokal im ersten Obergeschoss befindet, war auch gestern abgesperrt. Die Arbeit der Kriminalbeamten, unterstützt von Experten des Bundes- und Landeskriminalamts ging weiter. Bislang allerdings hat das LKA die Ermittlungen noch nicht an sich gezogen. Dies aber ist laut LKA-Sprecher Federau bei "schwersten Verbrechen" etwa aus dem Bereich der organisierten Kriminalität durchaus möglich - hängt jetzt offenkundig von dem Ergebnis der Arbeit der Sonderkommission ab. Am späten Dienstagnachmittag ließ die Sonderkommission in Bremen eine Wohnung durchsuchen. Zu einer Festnahme sei es jedoch nicht gekommen. Weitere Angaben machte der Sprecher nicht.