Die zwei Männer und eine Frau sollen 100 Chinesen mit Knebelverträgen an Restaurants in ganz Deutschland vermittelt haben.

Hannover. Eine chinesische Familienbande schweigt zu den Vorwürfen, rund 100 Landsleute mit falschen Versprechungen als Köche nach Deutschland gelockt zu haben. Die beiden 47 und 38 Jahre alten Brüder und eine 33 Jahre alte Lebensgefährtin einer der Männer, wollten am Freitag vor dem Landgericht Hannover nicht einmal Angaben zu ihrem Lebenslauf machen. Das wegen Menschenhandels angeklagte Trio soll die Köche mit Knebelverträgen an chinesische Restaurants vermittelt haben.

Laut Anklage mussten die Köche für einen Monatslohn von 500 bis 900 Euro bis zu 90 Stunden in der Woche schuften. Die Angeklagten sollen pro Fall eine Gebühr von bis zu 12 000 Euro erhalten haben. Die Verteidiger der Angeklagten gaben an, sie hätten viel zu wenig Zeit gehabt, um mit ihren Mandanten zu sprechen. Für die kommenden Verhandlungstage kündigten sie an, dass die Angeklagten jedoch zumindest persönliche Angaben machen werden.

Die eingeschleusten Köche, die zum Teil erst noch angelernt werden mussten, wurden laut Staatsanwaltschaft an chinesische Restaurants im ganzen Bundesgebiet verteilt. Sie erhielten zum Schein einen offiziellen Vertrag mit normalen tariflichen Arbeitsbedingungen, damit die Behörden den Köchen Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erteilten. In einem Geheimkontrakt wurden dann jedoch die tatsächlichen Verhältnisse geregelt. Für die Vermittlungsgebühr mussten die Männer zumeist einen Kredit aufnehmen.

Am Freitag erlaubte der Vorsitzende Richter der angeklagten Frau, ihrem Lebensgefährten während des Prozesses Fotos des gemeinsamen Kindes zu geben. Dieses war bei der Verhaftung der Bande vor gut einem Jahr erst elf Monate alt und lebt bei der Mutter in der Justizvollzugsanstalt Vechta. Der Vater ist in einem anderen Gefängnis untergebracht.

Der Prozess soll am 5. Mai fortgesetzt werden. Dabei sollen die besonderen Vertragsklausel besprochen werden. Sollte sich die Familienbande nicht zur Sache äußern, ist mit einem sehr langwierigen Verfahren zu rechen.