BREMEN. Nach der Freilassung von Murat Kurnaz haben seine Anwälte deutschen Behörden eine Mitschuld an seiner gut viereinhalb Jahre langen Gefangenschaft gegeben. Die USA hätten 2002 laut einem Bericht der Bundesregierung eine Freilassung des heute 24-jährigen Deutsch-Türken angeboten, sagte Anwalt Bernhard Docke. Dies sei von deutscher Seite abgelehnt worden. Die Bundesregierung wies Vorwürfe wegen staatlicher Versäumnisse zurück. Über eine Entschädigung für Kurnaz seitens der USA wird nach Angaben seiner Anwälte noch geredet.

Von der damaligen rot-grünen Bundesregierung sei gesagt worden, die Amerikaner verhandelten nicht mit Deutschland, weil Kurnaz einen türkischen Pass habe, sagte Docke. "Hier liegt eine Mitverantwortung." Auch die Rolle des früheren Kanzleramtschefs und heutigen Außenministers Frank-Walter Steinmeier (SPD) werfe Fragen auf, die vom Untersuchungsausschuss des Bundestags geklärt werden müssten. Auch in Kurnaz' Heimatstadt Bremen habe es ein "politisches und moralisches Versagen" gegeben, so Docke. Dort war Kurnaz nach seiner Inhaftierung die Aufenthaltsgenehmigung entzogen worden, weil er sie aufgrund seiner Haft nicht verlängern konnte. Erst das Verwaltungsgericht machte diese Entscheidung rückgängig.

"Die Bundesregierung hat sich nichts vorzuwerfen", sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg am Freitag, der auch stellvertretender Sprecher der rot-grünen Regierung war. Sie sei bei den USA tätig geworden und habe die Freilassung des Deutsch-Türken erreicht. Er sehe auch keinen Grund, sich bei Kurnaz wegen angeblicher Versäumnisse zu entschuldigen.