Die 19 Kilometer lange Ostsee-Brücke über den Fehmarnbelt kann kommen. Dänemarks Parlament segnete das Vorhaben mit nur drei Gegenstimmen ab, ganz zur Freude von Schleswig-Holsteins Landesregierung und Wirtschaftsverbänden. Doch die Gegner der Vebindung warnen vor zu viel Euphorie: Noch sei nicht völlig sicher, dass das Bauwerk wirklich kommt.

Mit der deutlichen Zustimmung ist der im Jahr 2008 zwischen Deutschland und Dänemark unterzeichnete Staatsvertrag in trockenen Tüchern. Die 4,4 Milliarden, Euro die das größte Brückenbauprojekt Europas nach derzeitigem Stand kosten soll, wollen die Dänen alleine tragen. Zusätzlich müssen sie noch etwa 1,2 Milliarden Euro für Infrastruktur im eigenen Land bezahlen. Deutschland kommt mit knapp einer Milliarde Euro weg: Die fällt für die nötigen Straßen- und Schienenanbindungen fällt auf deutscher Seite an.

Was in Dänemark bereist erfolgt ist, soll bis zu den Sommerferien auch in Deutschland passieren: Bundestag und Bundesrat müssen den Staatsvertarg verifizieren. Dies scheint eine reine Formsache zu werden, eine Mehrheit gilt als sicher. 2012 soll mit dem Bau begonnen werden. Dennoch soll zuvor untersucht werden, einen Tunmel zwischen den beiden Ländern zu bauen. Das Votum für eine Schrägseilbrücke gilt jedoch als wahrscheinlich.

Die Brücke über den Fehmarnbelt soll die Fahrzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen von vier auf drei Stunden verringern. Nach den jetzigen Planungen soll der Verkehr ab dem Jahr 2018 über die 19 Kilometer lange Brücke rollen können.

Die Zustimmung der Skandinavier löste bei Schleswig-Holsteins Landesregierung und Wirtschaftsverbänden Freude aus. "Die Fehmarnbelt-Querung ist ein existenzielles Projekt für Schleswig-Holstein", sagte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU). Er rief dazu auf, verstärkt über den Nutzen der Verbindung nachzudenken anstatt darüber, wie man deren BNau verzögern könne.

Unterstützung erhält Carstensen von Wirtschaftsminister Werner Marnette (CDU). Der betonte, dass die Zeitersparnis durch die Brücke die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in ganz Norddeutschland verbessern werde. Schleswig-Holstein könne gar zur Logistik-Drehscheibe zwischen den Regionen um Hamburg und Kopenhagen/Malmö werden.

Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein, Bernd Rohwer, sieht durch das Votum der Dänen die Zukunftsfähigkeit und Rentabilität des Vorhabens bestätigt. Das könne auch die konjunkturelle Talfahrt nicht gefährden.

Nicht so gut ist die Stimmung im Lager der Grünen. Deren verkehrspolitische Sprecher im schleswig-holsteinischen Landtag, Detlef Matthiessen, zweifelt an der Notwendigkeit der Brücke: "Die erwarteten Fahrzeugbewegungen rechtfertigen noch nicht einmal den Bau einer neuen Bundesstraße, geschweige denn den eines neuen Brückenbauwerks." Matthiessen glaubt, das große Gewicht des Bauwerks habe den ökonomischen Sachverstand des dänischen Parlaments platt gedrückt.

Das Aktionsbündnisses gegen eine feste Fehmarnbeltquerung baut auf Zeit. Die Dänen hätten lediglich ein Planungsgesetz verabschiedet. Ob die Brücke wirklich komme, werde endgültig erst in einigen Jahren beschlossen, so deren Sprecher Jürgen Boos. "Wer jetzt sagt, dass das Bauwerk gebaut wird, der lügt. Was tatsächlich kommt, ob eine Brücke oder ein Tunnel oder auch gar nichts, das wird sich erst zeigen, wenn die Planungsphase abgeschlossen ist," erklärte Malte Siegert, der für den Naturschutzbund NABU im Aktionsbündnis ist.

Widerstand gegen das 19 Kilometer lange Bauwerk gibt es vor allem auf der 13.00 Einwohner-Insel Fehmarn, an deren Nordspitze mit Puttgarden das deutsche Brückenende liegen soll. Die Gegner befür5chten vor allem Umweltschäden und den Verlust von Arbeitsplätzen. Deswegen fordert Fehmarns Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt (parteilos) finanzielle Unterstützung der Bundesregierung.