Der Weg nach Dänemark wird vierspurig - doch die Sundbrücke hat nur zwei Spuren. Lösung gefordert.

Fehmarn. Die Superbrücke über den Fehmarnbelt wird frühestens in zehn Jahren eröffnet. Schon heute aber ist klar, wo im Zuge der neuen Verkehrsachse Hamburg-Kopenhagen (324 Kilometer) der Kollaps droht. Lastwagen und Pkw sollen die breite Europastraße - vier Spuren - an den beiden Ufern des Fehmarnsunds verlassen und sich über die schmale Sundbrücke - zwei Spuren - quälen.

"Die Sundbrücke wäre das Nadelöhr auf der gesamten Route", warnt Ostholsteins Landrat Reinhold Sager. Fehmarns Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt formuliert es drastischer. "Wir kriegen ein Verkehrschaos, wenn nichts passiert." Mit dieser Einschätzung steht Schmiedt längst nicht mehr allein. Immer mehr Verkehrspolitiker in Brüssel, Berlin und Kiel fordern die Bundesregierung auf, den Staatsvertrag zur Beltquerung nachzubessern und parallel zur alten Sundbrücke eine zweite Querung (Brücke oder Tunnel) zu bauen.

Die EU-Fördermittel für die Beltquerung würden nicht sinnvoll ausgegeben, wenn es am Sund einen Engpass gebe, mahnt der Europaabgeordnete Georg Jarzembowski (CDU) und ergänzt mit Blick auf Berlin: "Ich kann mir vorstellen, dass das Europäische Parlament politischen Druck entwickeln wird."

Unter Beschuss steht Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) auch in der Bundeshauptstadt selbst. "Der Minister muss jetzt sagen, ob und wie ein Ausbau der Fehmarnsundbrücke möglich ist", fordert der Bundestagsabgeordnete Patrick Döring (FDP) und verweist auf die Verkehrsprognosen. Demnach sollen 2018 jeden Tag etwa 12 000 Fahrzeuge über Fehmarn rollen - doppelt so viele wie heute. Im Oktober wird sich der Kieler Landtag mit den Beltplänen des Bundes befassen. Grund ist ein Antrag der FDP. Sie verlangt einen Projektplan auch für die "Erweiterung der Fehmarnsund-Querung". Dafür werden zwei Modelle diskutiert:

Variante eins: Direkt neben der alten Sundbrücke von 1963 wird eine Zweitbrücke gebaut. Sie dürfte mindestens 100 Millionen Euro kosten und müsste sorgsam in die Landschaft eingepasst werden. Grund: Die Sundbrücke mit ihren markanten Bögen ist das Wahrzeichen Fehmarns ("Kleiderbügel") und steht unter Denkmalschutz.

Variante zwei: Der "Kleiderbügel" wird durch einen Tunnel als Bypass unter dem 1,3 Kilometer breiten Sund entlastet. Mit dieser teureren Lösung (etwa 300 Millionen Euro) ließe sich zugleich ein Hauptproblem auf der bisherigen Route entschärfen. Die Sundbrücke ist so windanfällig, dass sie für leere Lastwagen und Pkw mit Anhänger etwa 20-mal im Jahr gesperrt werden muss.

Alle Pläne zur Lösung des Sundproblems scheitern bisher allerdings am Bund. Er hatte dem Bau der Beltquerung nur unter der Bedingung zugestimmt, dass Dänemark die Jahrhundertbrücke, die fast fünf Milliarden Euro kostet, auf eigene Rechnung baut und Deutschland nur für den Teilausbau der eigenen Hinterlandtrassen (etwa 800 Millionen Euro) aufkommen muss.

Diese Ausbaumaßnahmen, die Bund, Bahn und Schleswig-Holstein (60 Millionen Euro) zahlen, sind in dem Staatsvertrag mit Dänemark, der vor gut drei Wochen unterzeichnet wurde, genau festgelegt. So muss der Bund bis zur Eröffnung der Beltquerung 2018 die E 47 von Heiligenhafen bis Puttgarden von zwei auf vier Spuren ausbauen, darf dabei aber die Sundbrücke ausklammern. Dieselbe Sonderregelung gilt für den Ausbau der Bahnstrecke Bad Schwartau-Puttgarden auf zwei Gleise (bis 2025). Die Sundbrücke bliebe demnach eingleisig.

Die Kieler Regierung spielt derweil auf Zeit. Verkehrsminister Werner Marnette (CDU) sieht in der Sundbrücke kein Problem, das schon heute gelöst werden muss. Dahinter steckt zum einen die Hoffnung, dass der Bund seine Beltpläne ob der wachsenden Kritik nachbessert, und zum anderen die Befürchtung, dass allzu laute Forderungen aus Kiel das gesamte Beltprojekt gefährden könnten. Der Staatsvertrag bedarf noch der Zustimmung des Bundestages und enthält eine Ausstiegsklausel. Demnach kann Deutschland die Pläne für die Superbrücke notfalls stornieren, falls es "wesentliche Kostensteigerungen im Zusammenhang mit den Hinterlandanbindungen gibt".