Schleswig-Holstein hat für sein marodes Universitätsklinikum (UKSH) im vierten Anlauf einen Chef gefunden. Als neuer Vorstandsvorsitzender stellte...

Kiel. Schleswig-Holstein hat für sein marodes Universitätsklinikum (UKSH) im vierten Anlauf einen Chef gefunden. Als neuer Vorstandsvorsitzender stellte sich gestern der Kieler Medizinprofessor Jens Scholz (49) vor. Der jüngere Bruder von Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (50) kündigte an, die drittgrößte deutsche Uniklinik zu einer "Premiummarke" auszubauen. In den vergangenen Monaten war das UKSH zum Gespött in der Medizinbranche geworden. Trotz verzweifelter Suche war es dem Aufsichtsrat der Landeseinrichtung nicht gelungen, den seit Jahresbeginn verwaisten Chefsessel zu besetzen. Gleich drei Bewerber winkten dankend ab. Als vierte Wahl fühle er sich nicht, sagte Scholz und ergänzte schmunzelnd mit Blick auf den Aufsichtsrat: "Es hat nur etwas länger gedauert, die richtige Entscheidung zu treffen."

Scholz ließ keinen Zweifel daran, dass er nach der Amtsübernahme am 1. April das UKSH auf Vordermann bringen will. Bis 2016, so sein ehrgeiziges Ziel, sollen die baufälligen Klinika für rund 800 Millionen Euro saniert werden. Finanziert sind die Baumaßnahmen noch nicht, klar ist, dass die Landesregierung jährlich nur 30 Millionen Euro bereitstellt. Das reicht nur für die nötigsten Reparaturen. Scholz will zugleich den Sparkurs fortsetzen. "Ich bin zuversichtlich, dass das UKSH ab 2010 schwarze Zahlen schreibt." Im vergangenen Jahr lag das Minus noch bei 8,1 Millionen Euro. Hinzu kommen Altschulden von knapp 100 Millionen Euro. Trotz der Probleme blickt Scholz optimistisch in die Zukunft. "Das UKSH gehört bei Forschung und Krankenversorgung zu den absoluten Top-Unis in Deutschland." Im Norden sei das UKSH "spitze", auch im Vergleich zum Uniklinikum Eppendorf. "Das UKE hat ein schönes Hotel, das UKSH eine tolle Medizin."

Scholz war 2000 vom UKE nach Kiel gewechselt - als Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Aufgewachsen ist er in Hamburg-Rahlstedt, gemeinsam mit dem etwas älteren Olaf und dem etwas jüngeren Ingo, der eine Werbeagentur leitet.