Bei dem blutigen Familiendrama in einer Wohnsiedlung in Hornsen bei Hildesheim tötete der Familienvater (37) zunächst seine Freundin (40) in deren Auto. Anschließend erschoss er seinen Sohn (8) und verletzte drei weitere Kinder schwer. Bilder vom Tatort.

Die meisten Bewohner des niedersächsischen 80-Seelen-Dorfes Hornsen sitzen gerade beim Abendessen, als plötzlich zahlreiche Schüsse die Stille zerreißen. Elfmal feuert Christian H., ein 37 Jahre alter Forstwirt, aus einer halbautomatischen, amerikanischen Pistole (Kaliber .45). Er tötet seine Lebensgefährtin Cornelia K. (40), verletzt den gemeinsamen achtjährigen Sohn Niklas tödlich, zwei Kinder seiner Partnerin sowie einen 15 Jahre alten Freund lebensgefährlich, bevor er sich selbst in den Kopf schießt. Nur die sechsjährige Tochter Myria überlebt körperlich unversehrt. Einen Tag nach dem blutigen Familiendrama sind die Nachbarn im Dorf entsetzt über die Einzelheiten, die bekannt werden. "Der Forstwirt hat zuerst dreimal aus nächster Nähe auf seine Lebensgefährtin geschossen, die in ihrem Autos saß und gerade wegfahren wollte", sagt Bernd Seemann von der Staatsanwaltschaft Hildesheim. Was sich anschließend im Haus abgespielt hat, ist dagegen noch unklar. "Wir wissen nur, dass der 37-Jährige ins Haus gegangen ist und weitere acht Schüsse abgefeuert und vier Kinder getroffen hat." Dabei muss der Familienvater seine Waffe nachgeladen haben, weil im Magazin nur acht Patronen Platz haben.

Der Mutter des 15 Jahre alten Freundes der Familie ist es wohl zu verdanken, dass nicht noch mehr Todesopfer zu beklagen sind. Sie war ebenfalls in dem Einfamilienhaus zu Besuch und flüchtet nach den Schüssen mit den verletzten Kindern und der Sechsjährigen zu Nachbarn. Nur für den achtjährigen Niklas kommt jede Hilfe zu spät. Die alarmierte Notärzte können sein Leben nicht mehr retten. Seine Halbgeschwister und der Freund schweben nach Notoperationen am Donnerstagnachmittag nicht mehr in Lebensgefahr.

Am Tag nach dem Familiendrama wirkt das Dorf wie ausgestorben, niemand ist auf der Straße, die Menschen stehen unter Schock. "So etwas habe ich noch nicht erlebt. Es war eine ganz normale Familie, gut in die Dorfgemeinschaft integriert", sagt ein 70 Jahre alter Nachbar und ringt um Fassung. Das Grundstück der Familie ist gepflegt, im Garten hängen an einem kahlen Strauch bereits bunt bemalte Ostereier.

Die Motive der Bluttat sind zwar noch nicht geklärt. "Es gibt aber Hinweise auf Konflikte in der Beziehung sowie Eifersucht des Schützen und wirtschaftliche Schwierigkeiten innerhalb der Familie", sagt der Leiter der Mordkommission, Guido Nolte. Diese Vermutungen stützen auch Zeugenaussagen. "Es hat häufig Streit gegeben. Die Frau wollte ausziehen und die Kinder mitnehmen", sagt der 19 Jahre alte Nachbar, Sebastian de Vries.

Die Pistole hatte sich der Forstwirt illegal besorgt. In seinem Beruf durfte er keine Schusswaffe tragen. Neben weiteren 30 Schuss Munition entdecken die Beamten eine Signalpistole und, unter dem Bett des Paares, eine Doppelflinte. "Er hatte einen Waffenschein mit der Begründung beantragt, Sportschütze werden zu wollen", sagt Nolte. Dem Ansinnen war jedoch noch nicht zugestimmt worden. Gegen den Täter hatte die Polizei 1998 wegen Bedrohung ermittelt. Das Verfahren sei eingestellt worden und habe nach derzeitiger Kenntnis nichts mit der Tat zu tun, betont Oberstaatsanwalt Seemann.

Die sechsjährige Myria ist jetzt bei Familienangehörigen untergebracht und wird wie auch mehrere der geschockten Dorfbewohner von Notfallseelsorgern betreut.