Dann nahm er sich das Leben. Die Frau durfte nichts allein unternehmen. An diesem Abend wollte sie sich mit Freundinnen treffen. Die tödlichen Kugeln trafen sie im Auto. Bilder zum Fall.

Hornsen. Die meisten Bewohner des niedersächsischen 80-Seelen-Dorfes Hornsen sitzen gerade beim Abendessen, als plötzlich Schüsse die Stille zerreißen. Elfmal feuert ein 37 Jahre alter Forstwirt aus einer großkalibrigen Waffe, tötet seine Lebensgefährtin, verletzt den gemeinsamen achtjährigen Sohn Niklas tödlich, zwei Kinder seiner Partnerin sowie einen 15 Jahre alten Freund lebensgefährlich, bevor er sich selbst erschießt. Nur die sechsjährige Tochter Myria überlebt körperlich unversehrt. Das Paar war nicht verheiratet und lebte mit eigenen Kindern sowie Kindern der Frau aus einer früheren Beziehung unter einem Dach.

Einen Tag nach dem blutigen Familiendrama sind die Nachbarn im Dorf entsetzt über die Einzelheiten, die bekannt werden. "Der Forstwirt hat zuerst dreimal aus nächster Nähe auf seine Lebensgefährtin geschossen, die in ihrem Autos saß und gerade wegfahren wollte", sagt Bernd Seemann von der Staatsanwaltschaft Hildesheim.

Was sich anschließend im Haus abgespielt hat, ist noch unklar. "Wir wissen nur, dass der 37-Jährige ins Haus gegangen ist und weitere achtmal geschossen und vier Kinder getroffen hat." Dabei muss der Familienvater seine Waffe nachgeladen haben, weil im Magazin nur acht Patronen Platz haben.

Der Mutter des 15 Jahre alten Freundes der Familie ist es wohl zu verdanken, dass nicht noch mehr Todesopfer zu beklagen sind. Sie war ebenfalls in dem Einfamilienhaus zu Besuch und flüchtet nach den Schüssen mit den verletzten Kindern und der Sechsjährigen zu Nachbarn. Nur für den achtjährigen Niklas kommt jede Hilfe zu spät. Die Notärzte können sein Leben nicht mehr retten. Seine Halbgeschwister und der Freund schweben nach Notoperationen nicht mehr in Lebensgefahr.

Am Tag nach dem Familiendrama stehen die Menschen in dem Dorf unter Schock. "Es war eine ganz normale Familie, gut in die Dorfgemeinschaft integriert", sagt ein 70 Jahre alter Nachbar und ringt um Fassung. "Hilfsbereite, nette Nachbarn", sagt ein anderer. Die Kinder hätten jeden Morgen brav an der Haltestelle gestanden und auf den Schulbus gewartet.

Was sind dann die Motive einer solchen Bluttat? "Es gibt Hinweise auf Konflikte in der Beziehung sowie Eifersucht des Schützen und wirtschaftliche Schwierigkeiten innerhalb der Familie", sagt der Leiter der Mordkommission, Guido Nolte. Diese Vermutungen stützen auch Zeugenaussagen. "Es hat häufig Streit gegeben. Die Frau wollte ausziehen und die Kinder mitnehmen", sagt Sebastian de Vries, ein 19 Jahre alter Nachbar.

Drei Frauen treffen am Tatort ein, tränenverschmiert und eigenen Angaben zufolge sehr gut mit der getöteten Mutter befreundet. Ihren Schilderungen nach hat das Bild der "netten Nachbarn" getrogen. Der Familienvater habe unter krankhafter Eifersucht gelitten, berichtet eine der Frauen. Alleine ohne ihn etwas zu unternehmen, das habe er seiner Partnerin praktisch nicht erlaubt. Sie hätte an diesem Abend ausnahmsweise einmal etwas mit ihren Freundinnen unternehmen wollen, sagt eine der Bekannten. In einer Pizzeria habe man sich zum Quatschen verabredet. Doch die Frau kam nicht - sie wollte sich mit dem Auto auf den Weg dorthin machen, als sie von drei Kugeln tödlich getroffen wurde.

Die Pistole hatte sich der Forstwirt illegal besorgt. In seinem Beruf durfte er keine Schusswaffe tragen. Neben weiteren 30 Schuss Munition entdecken die Beamten eine Signalpistole und, unter dem Bett des Paares, eine Doppelflinte. "Er hatte einen Waffenschein mit der Begründung beantragt, Sportschütze werden zu wollen", sagt Nolte. Dem Antrag war jedoch noch nicht zugestimmt worden.

Die sechsjährige Myria ist jetzt bei Familienangehörigen untergebracht und wird wie auch mehrere der geschockten Dorfbewohner von Notfallseelsorgern betreut.

Mit den tödlichen Schüssen von Hornsen ist die Dorfidylle zerstört.