Neue Details zum Bramstedter Familiendrama: Rüdiger W. stand vor der Kündigung. Gemeinsam mit seiner Frau fasste er den Entschluss, in dem Haus Holzkohle zu entzünden.

Bad Bramstedt. Polizisten sprechen von einem "leisen Ende". Eine Kohlenmonoxid-Vergiftung hat zum Tod der Familie aus Bad Bramstedt geführt, die in der Nacht zum 19. Februar am Landweg starb. Das tödliche Gas entstand, als Holzkohle auf einem Grill in der Wohnung entzündet wurde. Ein Beamter: "Die sind vermutlich langsam eingeschlafen."

Die Toten wurden im Kieler Institut für Rechtsmedizin obduziert. Einen Unfall oder Fremdverschulden schließt die Polizei Unfall aus. Rüdiger W. (38) und seine Frau Jennifer (33) hatten offenbar gemeinsam den Entschluss gefasst, sich selbst und die Kinder Angelina (12) und Justin (11) zu töten. Polizisten sprechen von einer "einvernehmlichen" Entscheidung der Erwachsenen, ohne Details zu nennen.

Noch ist die Suche nach dem Motiv nicht beendet. Doch immer klarer zeichnet sich ab, dass Rüdiger und Jennifer W. keine Zukunft für die Familie sahen. Erst vor wenigen Monaten war das Ehepaar mit den Kindern, die aus der ersten Ehe der Mutter stammen, von Bottrop (Nordrhein-Westfalen) nach Bad Bramstedt gezogen. Rüdiger W. hatte nach seiner Arbeitslosigkeit eine neue Arbeit in Schleswig-Holstein gefunden, Nachbarn berichten von einem fröhlichen Umzug (wir berichteten).

Die Hoffnung auf ein neues Leben zerschlug sich jedoch schnell: Die Familie konnte ihre Schulden nicht mehr bezahlen. Außerdem kam jetzt heraus, dass Rüdiger W. kurz vor de Kündigung in seinem neuen Job bei der Firma in Schenefeld (Kreis Pinneberg) stand. "Die Situation kam ihnen aussichtslos vor", so ein Beamter.

Rüdiger W. litt außerdem unter großen psychischen Belastungen, weil er keinen Kontakt zu seinem eigenen, sieben Jahre alten Sohn hatte. Das Kind lebt bei seiner Ex-Frau im Ruhrgebiet. Immer wieder hatte W. in seinem Internet-Tagebuch (Blog) beklagt, dass sie Treffen mit dem Jungen unterbinde. Jeder Versuch, mit dem sieben Jahren alten Kind Kontakt aufzunehmen, war im vergangenen Jahr gescheitert.

Die Familie wurde eingeäschert und zur Bestattung ins Ruhrgebiet übergeführt. Mehrere Angehörige hatten zuvor in der Bramstedter Friedhofskapelle an den Särgen Abschied von den Toten genommen.

Bei einem anschließenden ökumenischen Gedenkgottesdienst in der katholischen Kirche an der Straße Sommerland sprach der evangelische Pastor Bernd Hofmann von einem bösen Traum, aus dem es kein Erwachen gebe. Zahlreiche Bramstedter besuchten den Gottesdienst, der gemeinsam von Hofmann und seinem katholischen Kollegen Berthold Bonekamp-Kerkhoff gehalten wurde. Auf einem Tisch in der Kirche zündeten die Geistlichen Kerzen an - für jeden Toten eine. Vor dem gelben Haus am Landweg brennen zum Gedenken an die Toten immer noch zahlreiche Friedhofskerzen. Regelmäßig liegen dort frische Blumen. Neben der Haustür hängt ein Trauerkranz. Viele Menschen haben ihre Gedanken über das Familiendrama auf Zettel geschrieben und sie aufgehängt. Der Familienname wurde vom Briefkasten entfernt.