Dicht gedrängt stehen die Kinobesucher im Foyer des Cinema Paradiso in Bargteheide. Nichts geht mehr. Es ist 19.00 Uhr und 344 Besucher warten auf ihn, auf Jung-Schauspieler David Kross, den bekanntesten Einwohner ihrer Stadt. Bilder: David Kross in Bargteheide.

Dicht gedrängt stehen die Kinobesucher im Foyer des Cinema Paradiso in Bargteheide. Nichts geht mehr. Es ist 19.00 Uhr und 344 Besucher warten auf ihn, auf Jung-Schauspieler David Kross, den bekanntesten Einwohner ihrer Stadt. Der Shooting-Star will dabei sein, wenn im Paradiso sein brandneuer Film "Der Vorleser" läuft. Unter den Gästen sind Schleswig-Holsteins Finanzminister Rainer Wiegart mit Ehefrau Jutta Werner und der Bargteheider Bürgermeister Henning Görtz und Ehefrau Anja. "Das ist ein ganz besonderes Ereignis für Bargteheide. So oft haben wir keinen Filmstar in der Stadt. Wir sind stolz auf David."

Die Spannung steigt von Minute zu Minute. Um 19.45 Uhr soll er kommen. Der große Zeiger der Wanduhr rückt auf Acht vor. Kommt er womöglich doch nicht? Plötzlich wird es still, die Blicke wandern zur Eingangstür, die Kamerasteams gehen in Position. "Da ist er", flüstert Sara ihren Freundinnen zu. Als David Kross das Foyer betritt, im schwarzen Anzug und mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, entlädt sich die Spannung in tosendem Applaus und minutenlangem Blitzlichtgewitter. Sein Blick wandert durch den Raum, er erkennt seine alten Schulfreunde, seine Freunde vom Theater, seinen Großvater, seine Schwester Luisa, seinen Bruder Franz. Die anstrengenden Monate, die vielen Interviews und Medienauftritte, die hinter ihm liegen, merkt man dem sympathischen Sonnyboy, der sich trotz des Hypes um seine Person seine natürliche, fast ein wenig schüchterne Art bewahrt hat, nicht an. "Es ist als wäre er noch nicht beim Star-Sein angekommen. Eher wie der nette Junge von nebenan", sagt Buchhändlerin Birgit Ristau. Eine Hand lässig in der Hosentasche, beantwortet er die Fragen der Journalisten. Er freue sich, dass er heute hier ist, auf das Wiedersehen mit den Freunden und der Familie, sagt David Kross. Das war ihm wichtig. Ja, in Bargteheide fühle er sich heimisch. Ja, er habe hier auch noch seinen Wohnsitz und sei auch öfter einmal bei der Familie. Nein, konkrete Pläne für die nächste Zeit habe er noch nicht. Er mache jetzt erst einmal Urlaub, werde alte Freunde treffen und ausschlafen, sagt er und lacht.

"Voll krass, dass David ein jetzt ein Star ist", sagt Piet Ahlers. "Ich bin stolz, mit ihm mal gespielt zu haben." Das war vor ein paar Jahren, in der Theatergruppe von Kirsten Martensen, die für David Kross zum Sprungbrett ins große internationale Filmgeschäft werden sollte. David sei immer sehr diszipliniert gewesen, habe sich nie in den Vordergrund gedrängt, erinnert sich Piet an den Freund. "Ich hoffe, er wird einmal ein ganz Großer. Das Talent dazu hat er."

Dann steht David Kross noch einmal auf der Bühne im Cinema Paradiso, auf der für ihn alles begann, begrüßt die Kinogäste, die ihrem Star begeistert applaudieren. "Ich bin aufgeregter, als auf der Berlinale", sagt er und blickt zu Stephen Baldry, dem Regisseur des Films "Der Vorleser", der extra aus New York angereist ist, um Davids Heimatstadt kennenzulernen. Auch William Conacher ist gekommen, der mit ihm Englisch gepaukt hat. "Ohne ihn hätte sich mein Englisch sicher furchtbar angehört", sagt David. Er sagt auch noch: "Ich hoffe, der Film gefällt euch." Kino-Chef Hans-Peter Jansen überreicht ihm ein in Herzform gebundenen Blumenstrauß "das Herz von Bargteheide", so Jansen und dann verlässt Jung-StarKross das Kino. Später am Abend wird er sich mit seiner Familie treffen. Sein Cousin Adrian Redöhl freut sich darauf seit Tagen. "Wir sehen uns ja nicht mehr so häufig", sagt der junge Mann. Auch beim traditionellen Familientreffen am ersten Weihnachtstag sei er im vergangenen Jahr nicht dabei gewesen. "Wir telefonieren häufig", sagt Großmutter Gudrun Kirschner. Die steile Karriere ihres Enkels verfolgt sie sehr aufmerksam. "David war schon immer etwas Besonderes", sagt sie stolz. Sie habe immer gewusst, dass er seinen Weg machen würde. (afr)