Niedersachsens neuer SPD-Chef Olaf Lies gibt sich auf dem Parteitag in Stade kämpferisch. “In 1000 Tagen“ will Lies regieren.

Stade. Die Niedersachsen-SPD hat ihren neuen Landesvorsitzenden Olaf Lies mit einem deutlichen Vertrauensvorschuss gewählt. Der 43-Jährige erhielt auf einem Landesparteitag am Sonnabend in Stade rund 91 Prozent von rund 210 Delegiertenstimmen , weit mehr als sein Vorgänger Garrelt Duin.

In Stade präsentierte sich die SPD nach den schweren Wahlniederlagen der vergangenen Jahre erstmals wieder angriffslustig. Lies gab unter starkem Beifall die Devise aus, bei der Landtagswahl Anfang 2013 CDU und FDP abzulösen: "In 1000 Tagen werden wir wieder die Landesregierung stellen", rief Lies den Genossen zu.

Zum personellen Neuanfang der Partei gehört auch die Wahl des 46 Jahre alten Landtagsabgeordneten Stefan Schostok zum neuen Fraktionschef im Landtag in 14 Tagen. Schostok sagte auf dem Parteitag, für die SPD sei die Zeit "der Selbstbeschäftigung und Selbstzerfleischung beendet".

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen den vier Bezirken des Landesverbandes wollen Lies und Schostok ausdrücklich als Team führen.

Lies machte klar, dass er die unter Mitgliederschwund und Finanzproblemen leidende Niedersachsen-SPD vor allem durch stärkere Einbindung der Parteibasis an die Macht führen will. So beschlossen die Delegierten in Stade, den Spitzenkandidaten für die nächste Landtagswahl in einer Urwahl zu bestimmen.

Wie Lies griff auch der scheidende Landesvorsitzende Duin vor allem Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) wegen Untätigkeit in der Wirtschaftskrise an, die zulasten des Landes gehe: "Das wirkliche Drama ist, dass wir einen Ministerpräsidenten haben, der nicht klar sagt, wo es langgeht."

Lies wiederum kritisierte mangelnden Einsatz der Landesregierung für eine rasche Realisierung des Tiefwasserhafens Wilhelmshaven: "Wulff lässt sich vorführen wie ein Leichtmatrose." Und er verlangte von Wulff, sich gegen Forderungen des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) für längere Laufzeiten der Atommeiler zu stellen und auch das geplante Endlager Gorleben für hoch radioaktiven Müll nicht zuzulassen: "Der Mappus will Niedersachsen als Atomklo missbrauchen, und Wulff hält auch noch den Deckel auf."