Hannover. Die Niedersachsen-SPD organisiert einen personellen Neuanfang. Knapp drei Monate nach der überraschenden Rücktrittsankündigung des Landesvorsitzenden Garrelt Duin hat der Landesvorstand am Freitagabend in Hannover einstimmig den Landtagsabgeordneten Olaf Lies, 42, als Nachfolger nominiert. Lies wird im Gegenzug seinen einzigen ernsthaften Konkurrenten Stefan Schostok, 45, als neuen Fraktionschef im Landtag vorschlagen. Lies sagte: "In Zukunft steht ein Team an der Spitze der Niedersachsen-SPD."

Schostok soll zudem stellvertretender Landesvorsitzender werden. Dafür kann Lies mit einer herausgehobenen Stellung auch in der Fraktion rechnen. Der bisherige Fraktionschef Wolfgang Jüttner, 62, hatte in dieser Woche mit seiner Rücktrittsankündigung den Weg frei gemacht für diesen Neuanfang. Durch die Tandemlösung wird eine neue interne Zerreißprobe der hoch verschuldeten Landespartei vermieden, die zudem bei der Landtagswahl 2008 mit 34,4 Prozent ihr bislang schlechtestes Ergebnis erzielt hat.

Der neue Parteichef Lies kommt aus dem Bezirk Weser-Ems, er ist bereits jetzt stellvertretender Landesvorsitzender. Der künftige Fraktionschef Schostok ist Vorsitzender des Bezirks Hannover.

In der Vergangenheit haben sich regelmäßig die Bezirke Weser-Ems und Braunschweig gegen den mit Abstand größten Bezirk Hannover verbündet. Dies lähmte dann die Arbeit auf Landesebene. Nach der Rücktrittsankündigung des Landesvorsitzenden Duin hatten Lies und Schostok sofort ihren Anspruch auf das Spitzenamt angekündigt. Auf zehn Regionalkonferenzen stellten sich die Bewerber, zu denen mit der früheren Umweltministerin Monika Griefahn noch eine weitere Kandidatin stieß, der Basis. Am Ende lag Lies deutlich vor Schostok, Griefahn war weit abgeschlagen.

Eine Kampfabstimmung auf dem Parteitag am 29. Mai in Stade hätte die Grabenkämpfe zwischen den Bezirken noch einmal angefacht. Aber am Freitag segnete der Landesvorstand die Ämterteilung ab, auf die sich Lies und Schostok zuvor intern verständigt hatten.