Die Polizei in Niedersachsen fürchtet während der WM Gewaltausbrüche in der Fußballszene und will für mehr Sicherheit sorgen.

Hannover. Aggressive Fußballrowdys machen der Polizei in Niedersachsen zu schaffen - jetzt bereiten sich die Sicherheitskräfte auf die Fußball-WM in Südafrika vor. 185 Problemfans wurden in Niedersachsen vor dem Vorbereitungsspiel Deutschland gegen Ungarn am 29. Mai gezielt aufgesucht und ermahnt, keine Gewalttaten zu begehen.

Innenminister Uwe Schünemann (CDU) sagte am Montag in Hannover, er habe Sorge, dass sich Hooligans bei diesem Spiel austoben wollten. 31 von ihnen, 19 aus dem Raum Hannover und 12 aus dem Bereich der Polizeidirektion Braunschweig, dürfen wegen Auflagen außerdem gar nicht zu dem Länderspiel nach Budapest reisen.

Schünemann selber will zur WM nach Südafrika fliegen und sich dort ein Spiel anschauen. Sonst kann er die Nationalelf auch auf öffentlichen Leinwänden anschauen: In Niedersachsen sind nach derzeitigem Stand 33 Public Viewing-Veranstaltungen mit jeweils mehr als 1000 Zuschauern geplant, berichtete der Innenminister.

Zur Eindämmung von Gewaltausbrüchen in der Fußballszene forderte Schünemann die Deutsche Fußball-Liga und den Deutschen Fußballbund auf, mehr Geld für Prävention und Fanprojekte bereitzustellen. Dieses Thema werde er bei der Innenministerkonferenz mit den Länderkollegen diskutieren, kündigte er an. Zugleich hält er es kaum für machbar, etwa Sicherheitsgebühren in Stadien zu verlangen.

In der abgelaufenen Saison gab es in Niedersachsen weniger Zwischenfälle mit gewaltbereiten Fußballfans als zuvor. Schünemann hält die Zusammenarbeit zwischen dem Fußball-Verband und den Sicherheitsbehörden mit Runden Tischen für erfolgreich. Zudem gebe es strengere Vorgaben an die Ordnungsdienste in den Stadien. Auch drei Fan-Projekte in Hannover, Braunschweig und Wolfsburg sollen die Sicherheit erhöhen. Ein viertes Projekt sei in Osnabrück geplant.

Bei den Fußballspielen sank 2009/2010 die Zahl der Straftaten um fast ein Viertel auf 370. Die Polizei musste bei 245 Spielen für Sicherheit sorgen - das machte insgesamt 144 000 Stunden Dienst aus.

Die Kosten für die Fußball-Einsätze der Polizei betrugen insgesamt 7,6 Millionen Euro - rund zehn Prozent weniger als in der Saison davor. Auch bei den Festnahmen war ein Rückgang von rund elf Prozent auf 844 zu verzeichnen. Von einem Trend wollte Schünemann angesichts der positiven Bilanz aber noch nicht sprechen.

In der Datei „Gewalttäter Sport“ sind in Niedersachsen 990 Fußballrowdys gespeichert - die meisten kommen aus der Region Braunschweig. 288 von ihnen dürfen bundesweit kein Stadion mehr betreten. Massiv bewaffnete Braunschweiger Hooligans hatten im vergangenen November auf dem Bahnhof Weddel östlich von Braunschweig einen mit Fußballfans von Hannover 96 besetzten Regionalzug angegriffen.