Der 26-jährige Neonazi hatte bei einer sogenannten Rasseschulung einen antisemitischen Vortrag gehalten.

Berlin. Wegen Volksverhetzung ist ein früherer Funktionär der verbotenen rechtsextremen Organisation „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) am Dienstag in Berlin zu 17 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der aus Berlin stammende 26 Jahre alte Neonazi hatte bei einer sogenannten Rasseschulung im Januar 2007 in Niedersachsen einen antisemitischen Vortrag gehalten und gegen Ausländer gehetzt. Gegen einen mitangeklagten 27-jährigen NPD- Funktionär aus Niedersachsen verhängte das Berliner Landgericht eine Bewährungsstrafe von einem Jahr. Er hatte die Veranstaltung nach Überzeugung der Richter organisiert. Eine 24-jährige Helferin aus Vechta muss 1800 Euro Geldstrafe zahlen. Die beiden Männer müssen zudem jeweils 60 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.

Die Angeklagten waren in ihrem Strafprozess weitgehend geständig, stellten ihre früheren Aktivitäten aber teilweise als Jugendsünden dar. „Das war meine Sturm- und Drangzeit“, hatte etwa der 26-Jährige ausgesagt, der heute als Biologe in Rostock lebt. Er sei naiv gewesen und jetzt nicht mehr politisch aktiv. Die Anklägerin bezweifelte jedoch eine völlige Abkehr aus der rechtsextremen Szene.

Der 26-Jährige hatte in seiner Studentenzeit schon im Mai 2006 als Führungsmitglied der HDJ an einem Freizeitlager in Mecklenburg- Vorpommern mitgewirkt. Das Lager zielte darauf ab, Kinder und Jugendliche politisch im Sinne der NS-Ideologie zu formen, argumentierte der Vorsitzende Richter Olaf Arnoldi. Es gab einen Fackelmarsch, an dem Kinder und der Angeklagte uniformähnliche Kleidung trugen, die an die Nazizeit erinnerte. Der Student zeigte sich damals mit einer Hakenkreuzmaske in der Öffentlichkeit, die Kinder gebastelt hatten. Auch Schießübungen seien veranstaltet worden.

Im Januar 2007 veranstaltete der Hauptangeklagte, damals „Stellenführer Nord“ der HDJ im niedersächsischen Georgsmarienhütte eine sogenannte Rasseschulung. Bei der Veranstaltung in einem Heim der rechtsextremen NPD wurden nach Feststellung des Berliner Landgerichts verschiedene Volksgruppen verunglimpft und lächerlich gemacht. Anschließend wurde der verbotene Nazi-Propagandafilm „Der ewige Jude“ gezeigt. Die HDJ ist seit 2009 verboten.