Hannover. Nur kurz konnten die Menschen über den Jahreswechsel in den Hochwassergebieten durchatmen. Hubschrauber im Einsatz.
Zahlreiche Pegelstände von Flüssen in Niedersachsen sind wegen des anhaltenden Hochwassers durch den Dauerregen weiterhin über der höchsten Meldestufe. Das geht aus einer Übersicht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz von Dienstagmorgen hervor. Betroffen sind mehrere Orte an der Weser, Aller und Leine.
In einigen Orten sank der Pegelstand demnach um mehrere Zentimeter, in mehreren stieg er hingegen leicht an. In Drakenburg an der Weser lag der Pegelstand am Dienstag um 7 Uhr demnach 16 Zentimeter über der höchsten Meldestufe, wie auch in der Gemeinde Dörverden. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) ist am Dienstag gebietsweise mit Dauerregen mit 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden zu rechnen. Zum Teil auch am Mittwoch fortdauernd bis 50 Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden. Für den Harz warnt der DWD für Mittwoch vor Unwetter durch ergiebigen Dauerregen mit Mengen zwischen 60 und 80 Liter in 48 Stunden.
Hochwasser im Norden: Hubschrauber wegen Dauerregen im Einsatz
Ein Hubschrauber der Bundespolizei ist wegen des anhaltenden Hochwassers weiterhin im Einsatz in Niedersachsen. Das teilte ein Sprecher der Bundespolizei am Dienstag auf Anfrage mit. Je nach Wetterlage könne es sein, dass der Hubschrauber zeitweise nicht fliegen kann – etwa, wenn der Sturm zu stark sei. Im Zuge des Hochwassers hat der Helikopter demnach bislang 40 Flüge zurückgelegt und rund 36 Tonnen Sand transportiert. Diese waren beispielsweise notwendig, um Deiche zu sichern.
In den Hochwassergebieten zeichnet sich also vorerst keine Entspannung ab. Der Dauerregen soll in Teilen Dauerregen in Teilen Deutschlands bis Donnerstagnacht anhalten. Das könnte die Lage in den betroffenen Hochwasserregionen verschärfen. Den Einsatzkräften bereiten vor allem aufgeweichte Deiche Sorgen.
Dauerregen im Norden: Sorge in Hochwassergebieten
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) fordert derweil eine bessere Vorbereitung auf solche Krisen. „Wir brauchen mehr und bessere Ausstattung für Katastrophenfälle in Deutschland“, sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der „Rheinischen Post“ . „Die Defizite sind eklatant, insbesondere bei der materiellen Ausstattung.“ Nach der Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 sei das Bewusstsein der politisch Verantwortlichen für den Bevölkerungsschutz gestiegen. „Davon ist jetzt nicht mehr viel übrig.“
Seit Tagen sind Einsatzkräfte in mehreren Regionen im Dauereinsatz. Betroffen sind vor allem Niedersachsen, Teile Nordrhein-Westfalens und der Süden Sachsen-Anhalts. Am Silvestertag hatte Bundeskanzler Olaf Scholz ein Hochwassergebiet in Niedersachsen besucht, einen Tag später Bundesinnenministerin Nancy Faeser (beide SPD). Sie sagte weitere Unterstützung zu. Sorgen würden ihr die Wetterprognosen mit weiterem Regen machen, sagte Faeser. „Das erschwert die Lage. Was wir tun können, werden wir tun“, sagte die Ministerin.
Dauerregen im Norden: Deiche sind durchnässt
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) sprach von einer sehr angespannten Lage an den Deichen. „Die Deiche sind sehr durchnässt und wir haben große Sorgen, dass wir in den nächsten Tagen weiteren Regen bekommen und sich die Situation damit noch mal verschärft“, sagte sie. Es gebe derzeit weiterhin sechs Landkreise mit einer außergewöhnlichen Lage.
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Das Technische Hilfswerk (THW) hatte nach eigenen Angaben über den Jahreswechsel bundesweit etwa 1000 ehrenamtliche Helfer im Einsatz - vor allem in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen. Inzwischen seien Kräfte aus rund einem Drittel aller THW-Ortsverbände im Einsatz gewesen, hieß es in einer Mitteilung.
Hochwasser: Angespannte Lage auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt
Freiwillige Kräfte sind auch in Thüringen und Sachsen-Anhalt aktiv. Um die Talsperre Kelbra in Sachsen-Anhalt zu entlasten und Stauraum für die angekündigten Regenfälle zu schaffen, werde mehr Wasser in den Fluss Helme abgelassen, hieß es vom zuständigen Landratsamt. Es geht um fünf Kubikmeter Wasser mehr pro Sekunde. Deshalb gibt es Überlegungen, den in den vergangenen Tagen auf 45 Metern Breite vergrößerten Deichdurchbruch bei der Thüringer Ortschaft Mönchpfiffel-Nikolausrieth ein zweites Mal zu vertiefen.