Oldenburg. Meteorologen erwarten die Regenmenge eines Monats binnen 48 Stunden: Scholz und Faeser besuchen das Krisengebiet.

Nach einer kurzen Beruhigung der Hochwasserlage in Niedersachsen könnte sich die Lage am Dienstag wieder zuspitzen. An vielen Orten gab es nach Daten des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vom Montag bei den Pegelständen nur wenig Veränderungen. Elf Flussregionen kämpfen mit großem Hochwasser – darunter die Leine, Aller, Hunte, Hase, Ems, Oker und Ober- und Mittelweser.

Hochwasser im Norden: Binnen 48 Stunden könnte die Monatsmenge fallen

Der Deutsche Wetterdienst warnt inzwischen vor Dauerregen in Niedersachsen in den nächsten Tagen. Die am Sonntagabend ausgegebene amtliche Unwetterwarnung gilt von Dienstag um 0 Uhr bis voraussichtlich Donnerstagnacht und fällt in die ohnehin angespannte Hochwasserlage.

„Am Dienstag und Mittwoch in Niedersachsen verbreitet Dauerregen. Im Harz dabei Unwettergefahr durch ergiebigen Dauerregen“, teilte der DWD mit. So erwarten die Meteorologen in Niedersachsen Mengen zwischen 40 und 60 Liter pro Quadratmeter in 48 Stunden – der höhere Wert entspricht der durchschnittlichen Monatsmenge im Januar. Im Harz könnten es sogar zwischen 60 und 80 Liter in 48 Stunden werden.

Das Hochwasser hat die Aller an der Altstadt von Verden über die Ufer treten lassen. Am Sonntag besuchte Kanzler Olaf Scholz die Stadt.
Das Hochwasser hat die Aller an der Altstadt von Verden über die Ufer treten lassen. Am Sonntag besuchte Kanzler Olaf Scholz die Stadt. © dpa | Str

Für die Hunte, wo die Lage derzeit besonders angespannt ist, warnt der NLWKN vor „einem starken Wiederanstieg“ der Wasserstände ab morgen. „Nach aktuellen Prognosen kann nicht ausgeschlossen werden, dass die bisherigen Scheitelwasserstände in den kommenden Tagen wieder erreicht beziehungsweise überstiegen werden“, hieß es in der amtlichen Warnung vom Neujahrsmorgen. An der Hunte mussten inzwischen an mehreren Orten Bäume gefällt werden, die unterspült die Deiche zu gefährden drohten.

Hochwasser: Olaf Scholz besucht das besonders betroffene Verden an der Aller

Ähnlich ist die Lage an der Aller. Im Flussgebiet des Nebenflusses der Weser liegen viele Hochwassermeldepegel weiterhin oberhalb der höchsten Meldestufe 3. „Es besteht die Gefahr von größeren Überschwemmungen, die auch Grundstücke, Straßen oder Keller betreffen können“, hieß es in der Warnung.

Am Silvestertag hatte Bundeskanzler Olaf Scholz Verden besucht. Dabei lobte der Kanzler den Zusammenhalt. „Das Wetter, die Natur fordern uns heraus“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag. „Deshalb ist es wichtig, dass wir im Land zusammenhalten. Überall geschieht das auch durch die zuständigen Organisationen, die Polizei, die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk, auch die Bundeswehr hat ihre Unterstützung zur Verfügung gestellt.“

In Oldenburg stellen Einsatzkräfte der Feuerwehr einen mobilen Deich auf. Zahlreiche Helfer sind in der Stadt Oldenburg und im Landkreis Oldenburg unterwegs, um Deiche zu sichern und Wohngebiete zu schützen
In Oldenburg stellen Einsatzkräfte der Feuerwehr einen mobilen Deich auf. Zahlreiche Helfer sind in der Stadt Oldenburg und im Landkreis Oldenburg unterwegs, um Deiche zu sichern und Wohngebiete zu schützen © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Hochwasser im Norden: Der Kanzler lobt das Engagement der Helfer

Auch viele Freiwillige täten alles dafür, die Konsequenzen klein zu halten und Menschen und Häuser zu schützen, so Scholz weiter. „Ich sehe, dass die Bereitschaft weit über diejenigen hinausgeht, die jetzt beruflich oder ehrenamtlich in den Hilfsorganisationen tätig sind. Da helfen auch Bürgerinnen und Bürger vor Ort ganz konkret mit und fragen, was sie tun können“, sagte Scholz. „Das ist wichtig. Ich glaube, dass das zeigt, dass in unserem Land Solidarität existiert und die Bereitschaft zusammenzuhalten.“

Scholz versicherte, der Bund stehe den betroffenen Ländern und Kommunen bei der Bewältigung „mit seinen Möglichkeiten“ zur Seite. Zuvor hatte sich Scholz per Rundflug mit einem Helikopter einen Eindruck über die Hochwasserlage im Norden Niedersachsens verschafft. Begleitet wurde er dabei von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und der Innenministerin des Landes, Daniela Behrens (beide SPD).

Nancy Faeser informiert sich über die Situation an der Hunte

Gestern machte sich auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser ein Lagebild zum Hochwasser. Am Nachmittag informierte sie sich in Sandkrug bei Oldenburg über die Situation an der Hunte und sprach mit Einsatzkräften. Begleitet wird sie vom THW-Präsidentin Sabine Lackner und dem Präsidenten der Bundespolizei, Dieter Romann.

Im Landkreis Celle ist der Pegelstand der Aller weiter gefallen. Bei der Lage kann nach Angaben des Celler Oberbürgermeisters Jörg Nigge aber nur von einer leichten Entspannung, aber nicht von einer Entwarnung die Rede sein. „Die Pegel sinken, es ist Entlastung da. Aber es ist noch nicht vorbei“, sagte der CDU-Politiker und verwies auf die angekündigten Regenfälle am Dienstag und Mittwoch.

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Ebenfalls leicht entspannt hat sich die Lage im Tier- und Freizeitpark Serengeti in Hodenhagen. Alle Tiere konnten gerettet werden, verschiedene Unterkünfte im Park sind allerdings überflutet worden. Der Schaden geht in die Millionen. Ob alle Lodges zur Saisoneröffnung Mitte März wiederhergestellt sind, ist fraglich.