Hodenhagen. Wassermassen überspülen Teile des Geländes. Mit provisorischen Dämmen werden Stallungen geschützt. Doch das half nicht überall.
Die ersten Tiere im Serengeti-Park im niedersächsischen Hodenhagen sind wegen des Hochwassers evakuiert worden. In einigen Stallungen der Dschungel-Safari mit mehr als 200 Affen sei Wasser eingedrungen, sagte eine Sprecherin am Donnerstag. Lemuren, Varis, Präriehunde und Erdmännchen mussten ihre Gehege verlassen und seien nun woanders auf dem Gelände nördlich von Hannover untergebracht.
Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und der SPD-Bundesvorsitzende Lars Klingbeil machten sich am Donnerstag ein Bild von der Lage im Tierpark, der in weiten Teilen nach Parkangaben überflutet ist. Für das ganze Gelände musste zeitweise der Strom abgestellt werden.
Nun behilft sich der Park mit mehreren Notstromaggregaten, um die Stallungen beheizen und Trinkwasser aufbereiten zu können. Park-Mitarbeiter sowie Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW schütteten provisorische Dämme auf, um die Stallungen der Tiere abzusichern.
Serengeti Park in der Lüneburger Heide: Hilferuf des Parkinhabers klingt dramatisch
Der dem Besuch der Politiker vorhergegangene Hilferuf des Parkinhabers klang dramatisch. „Es ist eine Notlage, wie wir sie in der fast 50-jährigen Geschichte des Parks so noch nie erlebt haben“, sagte Dr. Fabrizio Sepe. Nach seinen Worten grenze es an ein Wunder, dass die etwa 1500 Tiere im Serengeti-Park Hodenhagen noch in Sicherheit seien. Die dramatische Hochwasserlage in Niedersachsen macht auch vor dem Heidekreis und konkret dem beliebten Tier- und Freizeitpark im Süden des Landkreises nicht halt. Vielmehr sei der Serengeti-Park schwer getroffen.
An den Tierpark grenzt der Fluss Meiße, der über die Ufer getreten ist. Darüber hinaus gibt es auf dem Gelände einige Wasserläufe und Seen, die wegen des hochdrückenden Grundwassers übergelaufen sind.
Am späten Mittwochabend wurde im Heidekreis der Katastrophen-Voralarm ausgelöst. Hintergrund sei die angespannte Hochwasserlage in den Samtgemeinden Ahlden, Rethem und Schwarmstedt, teilte die Kreisverwaltung mit. Derzeit sei diese allerdings noch beherrschbar. Laut einer Mitteilung des Landkreises Harburg sind inzwischen gut 400 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Harburg im Nachbarkreis im Einsatz, um die Wassermassen mit einzudämmen. Alle verfügbaren Kräfte wurden zusammengezogen.
Mit 18 Einsatzfahrzeugen auf den Weg in den Nachbarlandkreis
Nach einem Hilfeersuchen des Heidekreises sei am Mittwochnachmittag zunächst die Alarmierung der Fachzüge „Personalreserve/Deichverteidigung 1“ und „Führung & Kommunikation“ erfolgt. Etwa 120 Feuerwehrleute aus den Gemeinden Rosengarten, Hollenstedt, Neu Wulmstorf und Tostedt machten sich mit 18 Einsatzfahrzeugen auf den Weg in den Nachbarlandkreis. Im Verlauf des Tages und der Nacht auf Donnerstag folgten weitere Fachzüge.
Auf dem Gelände eines Sägewerks wurde eine Abfüllstation für Sandsäcke eingerichtet. Dort waren Einwohner und Feuerwehrleute bereits seit dem Vortag damit beschäftigt, Säcke zu füllen und auf Paletten zu stapeln. Retterinnen und Retter der Gemeinde Rosengarten lösten erschöpfte örtliche Kräfte ab. Weitere Einsatzkräfte wurden an der Zufahrtstraße zum größtenteils überfluteten Serengeti-Park eingesetzt, um die Wassermassen einzudämmen. Feuerwehren aus dem Heidekreis und das Technische Hilfswerk (THW) waren dort bereits seit Stunden im Einsatz.
Hochwasser überspült Serengeti-Park in der Lüneburger Heide: Gelände überflutet
Im Serengeti-Park sind weite Teile des weitläufigen Geländes überflutet. Teilweise sind sie gar nicht mehr, teilweise nur noch mit Unimogs oder Traktoren zu erreichen. Zahlreiche Mitarbeiter des Unternehmens sowie Helferinnen und Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) sind unermüdlich im Einsatz, um das Schlimmste zu verhindern.
„Unter schwierigsten Bedingungen konnten Sicherheitsvorkehrungen aufgebaut werden“, berichtet Inhaber Dr. Fabrizio Sepe. Mit dauerhaftem Pumpeneinsatz, rund 15.000 Sandsäcken und der Aufschüttung provisorischer Dämme hätten die Stallungen der Tiere bislang weitgehend abgesichert werden können.
Die Wassermassen haben sich über den nordöstlichen Bereich des Parkgeländes verteilt und etliche Gebäude umschlossen. Betroffen sind neben Versorgungsgebäuden vor allem Teile der Lodges, Verwaltungsgebäude, Shops und Restaurants. „Die Höhe des entstandenen Sachschadens ist kaum schätzbar, da viele Gebäude derzeit nicht erreichbar sind“, so Sepe.
Hochwasser flutet Trafostationen: Strom musste für gesamtes Gelände abgestellt werden
In der Nacht zu Mittwoch hätten ihn weitere Hiobsbotschaften erreicht: So sei die Hauptzufahrtsstraße zum Park unterspült und nicht mehr befahrbar. Durch die Flutung einiger Trafostationen musste für das gesamte Gelände auch der Strom abgestellt werden.
„Über Rettungswege können unsere Tierpfleger ihre Schützlinge weiterhin mit Treckern erreichen. Die Versorgung der Tiere ist aktuell noch gewährleistet. Wir können nur hoffen, dass die Pegelstände nicht weiter steigen“, zeigt sich Sepe besorgt.
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Kritisch sei die Lage vor allem bei den Masai-Mara Lodges, neben Hütten zum Übernachten sind dort Antilopen und Giraffen. Auch da sei schon Wasser in die Stallungen eingedrungen. „Das Wasser steht momentan noch unterhalb der Hufkante, das schütten wir mit Stroh auf“, sagte eine Sprecherin am Donnerstag. Im Notfall müssten die riesigen Tiere evakuiert werden. „Eine Giraffe umzusetzen, muss man sich gut überlegen. Das ist nicht ganz ungefährlich.“
„Die Wassermassen sind über Nacht gestiegen, das finden wir sehr besorgniserregend“, sagte die Sprecherin des Tierparks. Etwa 120 Personen aus zwei Fachzügen sowie von Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinden Rosengarten, Neu Wulmstorf, Tostedt, Hollenstedt hätten sich auf den Weg nach Hodenhagen gemacht. Vor Ort werde entschieden, ob in der Nacht weitere Kräfte zur Ablösung – diese dann aus Ashausen – kommen müssen.