Hannover. Der Wolf ist ein Raubtier. Niedersachsen fördert den Bau von Schutzzäunen – und muss dafür viel Geld in die Hand nehmen.
Für Schutzzäune und andere Präventionsmaßnahmen gegen den Wolf hat das Land Niedersachsen in diesem Jahr bereits rund 3,44 Millionen Euro ausgezahlt. Zugrunde lagen dabei ausnahmslos Anträge von Nutztierhaltern aus 2019, wie das Umweltministerium in Hannover mitteilte. Im gesamten Jahr 2019 flossen dagegen nur gut 732 000 Euro für Präventionsmaßnahmen etwa an Halter von Schafen oder Ziegen.
Hintergrund für die immens gestiegenen Ausgaben ist nach Ministeriumsangaben, dass das Land die Kosten für Schutzzäune seit dem vergangenen Jahr zu hundert Prozent übernimmt. Über die hohen Ausgaben für die Wolfsprävention hatte zuerst die Zeitung "Die Harke" berichtet.
In Niedersachsen leben derzeit 25 Wolfsrudel
In Niedersachsen leben nach Angaben der Landesjägerschaft mittlerweile 25 Rudel. Mit Welpen und umherziehenden Einzeltieren dürften es insgesamt mehr als 350 Wölfe sein. Schlagzeilen macht immer wieder das Rodewalder Rudel, dessen Leitwolf ein Jahr lang erfolglos gejagt wurde, weil er Schutzzäune überwunden und auch Rinder gerissen hatte. Eine neue Ausnahmegenehmigung zu seinem Abschuss wird laut Umweltminister Olaf Lies (SPD) vorbereitet.
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Wie viel das Land Niedersachsen künftig pro Jahr für die Wolfsprävention ausgeben wird, ist noch unklar. Seit Jahresbeginn ist die Landwirtschaftskammer für die Bearbeitung der Anträge von Nutztierhaltern zuständig. Seither seien 224 Präventionsanträge zum Herdenschutz vor Wolfsangriffen eingegangen, sagte ein Kammersprecher. Maximal dürfen 30 000 Euro pro Nutztierhalter und Jahr ausgezahlt werden.
Wolfsverordnung soll im September erlassen werden
Darüber hinaus zahlt das Land so genannte Billigkeitsleistungen, wenn Tiere vom Wolf gerissen worden sind. Auf diese Zahlungen haben die Halter aber keinen Rechtsanspruch. Im vergangenen Jahr waren es rund 30.700 Euro an Billigkeitsleistungen – weniger als in den beiden Vorjahren, was insbesondere Tierschützer als Beleg für die Wirksamkeit von Schutzzäunen werteten. Im ersten Halbjahr 2020 wurden allerdings bereits gut 26 900 Euro an Halter ausgezahlt, deren Tiere von Wölfen gerissen worden waren. Laut Umweltministerium waren dies ebenfalls Anträge aus dem Jahr 2019.
Im September soll die niedersächsische Wolfsverordnung erlassen werden. Dabei geht es um Regelungen zum erleichterten Abschuss der Tiere und zur Prävention von Rissen.