Oldenburg. Experten beobachten Ausbreitung der Raupe im Norden. Ein Grund ist der Klimawandel. Das sind die Gesundheitsgefahren.

Der für Menschen wegen seiner giftigen Haare oft gefährliche Eichenprozessionsspinner breitet sich immer weiter in Niedersachsen aus. „In diesem Jahr gab es erstmals bestätige Fälle aus den Landkreisen Leer, Cloppenburg, Oldenburg-Land, Diepholz und der Stadt Oldenburg“, sagte Thomas Brand von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg. Schon im vergangenen Jahr seien Vorkommen im Landkreis Vechta berichtet worden. Meldepflichtig sind die Raupen allerdings nicht.

Der Eichenprozessionsspinner ist eine heimische Raupenart, die an den Eichen Blätter und Triebe frisst. Das schädigt die Bäume, ist aber nicht der Grund, warum in vielen Kommunen derzeit die Raupen von Fachfirmen weggesaugt werden. Die Raupen werden bekämpft, weil sie eine ernste Gesundheitsgefahr für Menschen darstellen: Die Härchen der Raupen enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Beim Einatmen oder Hautkontakt kann es zu unangenehmen Wirkungen, zum Teil zu heftigen allergischen Reaktionen führen, warnt das Landesgesundheitsamt.

Anzeichen für eine Raupen-Dermatitis:

  • Juckreiz, bei heftigem Kontakt starker Juckreiz
  • Schüttelfrost, Schwindel, in seltenen Fällen allergischen Schockreaktionen
  • bei starkem Kontakt verspürt man anfangs möglicherweise sogar ein Prickeln, welchem nach wenigen Minuten die genannten Reaktionen folgen
  • viele Tage anhaltender Juckreiz der kleinen roten Schwellungen oder Quaddeln

Seit etwa 1990 breitet sich die Raupenart immer weiter in Niedersachsen aus, sagte Brand. Von jeher gebe es die Art im Nordosten, in Lüchow-Dannenberg. Sie habe sich von da aber stetig nach Südosten ausgeweitet. Im Westen kommen die Eichenprozessionsspinner aus dem Süden und dem Westen und sind schon seit Jahren im südlichen Emsland und der Grafschaft Bentheim zu Hause. Seit einigen Jahren kommen sie auch in der Stadt und dem Landkreis Osnabrück vor. Der Klimawandel begünstige die Ausbreitung, denn die unter Hitzestress stehenden Eichen könnten nicht mehr so viel Abwehrkraft aufwenden, sagte der Baum-Experte.

Das müssen sie über den Eichenprozessionsspinner wissen

Wo stammen die Raupen her?

Der Eichenprozessionsspinner ist eine heimische Art, die sich allerdings seit 1990 stark verbreitet hat. Seit jeher gibt es diese Raupenart im Nordosten, in Lüchow-Dannenberg. In den vergangenen Jahren habe sie sich von Osten kommend nach Südosten ausgeweitet, sagt Thomas Brand von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg. Im Südosten Niedersachsens sind laut Landwirtschaftskammer alle Landkreise bis zur hessischen Grenze betroffen, auch die Region Hannover. Dort ist der Befall allerdings nicht ganzflächig, sondern es gibt Einzelfälle.

Wo gibt es die Raupe noch?

In Westniedersachsen ist der Eichenprozessionsspinner aus dem Süden und teilweise aus dem Westen eingewandert. Schon seit längerer Zeit gibt es ihn im südlichen Emsland und der Grafschaft Bentheim. Seit einigen Jahren kommt er auch im Osnabrücker Land vor. In diesem Jahr wurde die Raupe auch erstmals in den Kreisen Leer, Cloppenburg, Diepholz und Stadt und Landkreis Oldenburg gesichtet. Auch der Landkreis Vechta ist nach Angaben der Landwirtschaftskammer betroffen.

Was macht die Raupe mit den Eichen?

Die Raupen fressen das Eichenlaub und Triebe der Bäume. Die Bäume können zwar mit dem Schädling zurechtkommen, wenn sie ansonsten vital sind. Kahlgefressene Bäume können sich mit dem Johannistrieb in der zweiten Junihälfte wieder regenerieren, sagt Brand. Aber wenn die Bäume mehrfach hintereinander von den Raupen geschädigt werden, werde es problematisch. Allerdings ist der Eichenprozessionsspinner nicht der einzige Schädling für die Eichen.

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Wie bekämpft man die Raupen?

Ein Schild warnt in Osnabrück vor dem Eichenprozessionsspinner.
Ein Schild warnt in Osnabrück vor dem Eichenprozessionsspinner. © dpa

Es gibt unterschiedliche Bekämpfungsstrategien. In einem frühen Stadium lassen sich die Raupen mit chemischen oder biologischen Mitteln bekämpfen. Problem: Je größer die Pflanze, die mit solchen Mitteln behandelt wird, desto schwieriger ist der Einsatz. Denn der Baum wird mit dem Bekämpfungsmittel „eingenebelt“. Je nach Wind, Sonnenstrahlung und anderen Faktoren wird die Wirkung beeinträchtigt. In den meisten Kommunen setzen die Verantwortlichen im Moment auf das Absaugen der Raupennester. Auch thermische Behandlungsstrategien, etwa mit heißem Wasser, werden derzeit erprobt. Die Stadt Nordhorn hat im Frühjahr Fallen in den Bäumen gehängt - es ist nach Auskunft der Stadt im Moment noch zu früh, um die Wirkung zu beurteilen.

Was sind die Gefahren?

Die feinen Härchen der Raupen können Atembeschwerden, Juckreiz und Entzündungen auslösen. Auch Schwindel und Fieber kann das in den Brennhaaren enthaltene Nesselgift Thaumetopoein verursachen. In extremen Fällen droht sogar ein lebensgefährlicher allergischer Schock. Menschen sollten befallene Bäume meiden. Auch bei der Bekämpfung müssen Schutzmaßnahmen beachtet werden. Für das Absaugen etwa sind spezielle Industriesauger erforderlich, die die feinen Härchen zurückhalten.

Was begünstigt die Ausbreitung?

Der Klimawandel begünstigt Angaben von Experten zufolge die Ausbreitung. Die Bäume stehen unter Hitzestress und seien daher geschwächt, sagt Brand. Auch die Witterung während der Raupenentwicklung begünstigt das Wachstum der Population, heißt es vom Julius-Kühn-Institut in Braunschweig. Zu den natürlichen Feinden gehören neben Insekten wie der Schlupfwespe auch der Kuckuck und der Wiedehopf. Diese kämen aber offenkundig nicht gegen die Vermehrung der Raupen an, sagt Brand.

Hier geht es zum Merkblatt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen