Hamburg. Rückreise ist für weniger als die Hälfte der fast 3000 Menschen an Bord geklärt – alle sind wegen der Corona-Krise seit Wochen an Bord.

Die Abreise der ersten der insgesamt 2900 Besatzungsmitglieder, die seit anderthalb Wochen auf dem Kreuzfahrtschiff "Mein Schiff 3" in Cuxhaven ausharren, hat am Freitag begonnen. Busse mit rund 170 Menschen seien unterwegs vom Terminal am Steubenhöft zum Flughafen in Hamburg, sagte eine Sprecherin von Tui Cruises am Morgen.

Am Freitag durften die ersten Besatzungsmitglieder die
Am Freitag durften die ersten Besatzungsmitglieder die "Mein Schiff 3" verlassen, um die Reise in ihre Heimatländer anzutreten. © dpa | Sina Schuldt

Die "Mein Schiff 3" sollte aufgrund der geltenden Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie als Sammeltransport die fast 3000 Menschen in ihre Heimatländer rund um den Globus bringen – jedoch war am 30. April ein Crewmitglied des Kreuzfahrtschiffs positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden, nachdem sich 15 Menschen mit grippeähnlichen Symptomen an das Bordhospital gewandt hatten.

Daraufhin war am 1. Mai das Schiff unter Quarantäne gestellt worden, ein Massentest auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 wurde angeordnet.

Keine Gefährdung für Cuxhaven durch "Mein Schiff 3"

Nach Angaben des Landkreises hatten "einige Crewmitglieder" das Schiff jedoch bereits am 30. April verlassen, um selbstständig nach Hause zu reisen. Zu ihnen sei Kontakt aufgenommen worden. Sie seien angewiesen worden, sich gemäß den gesetzlichen Bestimmungen in Quarantäne zu begeben.

"Eine Gefährdung für die Bevölkerung der Stadt und des Landkreises Cuxhaven besteht nicht", betonten Landrat Kai-Uwe Bielefeld (parteilos) und Oberbürgermeister Uwe Santjer (SPD) in einer Mitteilung. "Der Personenkreis, der für die behördliche Abwicklung der Ausschiffung an Bord gegangen ist, ist genau abgrenzbar und war mit persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet."

Situation auf "Mein Schiff 3" "im Großen und Ganzen ruhig"

Nach der Quarantäne-Anordnung hatte sich die Lage an Bord offenbar verschärft – die gesamte Besatzung aller Tui-Cruises-Schiffe befand sich zu diesem Zeitpunkt "seit über vier Wochen im Isolationszustand an Bord: Der letzte Kontakt der Mein-Schiff-Flotte zur Außenwelt an Land war am 23. März 2020 – an dem Tag sind die letzten Gäste von Bord gegangen", erklärte Tui Cruises. Wie der NDR berichtete, musste die Polizei anrücken, weil auf dem Schiff Mobiliar zerschlagen worden sei. In einem Handyvideo, das die "Bild" veröffentlicht hatte, ist zu sehen, wie ein Crew-Mitglied randaliert und von Kollegen beruhigt werden muss.

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Zu Meldungen über "knastähnliche Zustände" in fensterlosen Kabinen an Bord, schwangeren und psychisch angeschlagenen Besatzungsmitgliedern teilte Tui Cruises auf Abendblatt-Anfrage mit: „Wir sind uns darüber bewusst, dass die Situation für die Besatzung an Bord derzeit sehr belastend ist und bedanken uns bei der Crew für ihre Geduld", so Wybcke Meier. Im weiteren Verlauf sprach das Unternehmen von einer "im Großen und Ganzen ruhigen Situation" auf der "Mein Schiff 3".

Rückreise für Großteil der "Mein Schiff 3"-Besatzung weiter unklar

Die Auswertung der Tests vom 3. Mai ergab acht weitere Covid-19-Fälle, die laut Tui Cruises bis zum 7. Mai symptomfrei waren – alle wurden in eine Quarantänestation einer nahe gelegenen Klinik gebracht. Auch der erste Coronapatient befindet sich bereits seit dem 2. Mai auf einer Isolierstation in einer weiteren Klinik.

Bis zum Donnerstag (7. Mai) konnten Rückreisemöglichkeiten nur für weniger als die Hälfte der an Bord befindlichen 2900 Menschen organisiert werden:

  • Am Freitag sollen zunächst knapp 540 Besatzungsmitglieder nach Kiew und Jakarta ausgeflogen worden
  • Am Sonnabend und Sonntag werden weitere etwa 350 Menschen nach China, Mauritius, Tunesien und in die Türkei ausgeflogen
  • Ein weiterer Flug nach Bali für knapp 370 Menschen startet am Montag