Oldenburg. Warm und trocken hilft Landwirten nur bedingt. War es im Herbst zu nass, ist es jetzt zu heiß für gute Getreideernten.
Angesichts des trockenen Wetters der vergangenen Wochen hoffen viele Landwirte in Niedersachsen derzeit auf Regen. „Starkregen sollte es aber auch nicht sein“, sagte der Sprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg, Walter Hollweg. „Worauf die Landwirte warten, ist ein klassischer Landregen.“ Seit Anfang April sei in Niedersachsen ein Regendefizit zu verzeichnen. Am stärksten sind die Regionen im Nordosten betroffen.
Auch die Getreidepflanzen auf den leichten Standorten im Norden Hannovers leiden unter der Trockenheit. Als Reaktion bilden die Pflanzen weniger Seitentriebe und Blätter aus. Auch Pflanzen, die noch nicht den so genannten Trockenstress zeigen, bilden weniger Pflanzenmasse. Bei anhaltender Trockenheit sei mit Ernteeinbußen zu rechnen.
Bauern setzen auf künstliche Beregnung
Vor allem im Kreis Uelzen und der Lüneburger Heide setzten nach Kammerangaben Landwirte daher in den vergangenen Tagen auf künstliche Beregnung. Aber: Das ist aufwendig und teuer, und die Landwirte brauchen Brunnen, an die die Technik angeschlossen werden kann. Außerdem müssen die Bauern dabei Wasserkontingente beachten. „Nicht jeder Betrieb hat für alle Flächen Beregnungstechnik“, sagte Hollweg. Die Landwirte müssen die Pflanzenkulturen unterstützen, die es am nötigsten haben. „Das ist immer eine Frage der Wirtschaftlichkeit.“
Eine künstliche Beregnung benötigen inzwischen Kartoffeln und zum Teil Zuckerrüben, ebenso Braugerste. Dafür werde Wintergetreide aus Kapazitätsgründen nicht weiter beregnet werden können. Ernteverluste sind aus Sicht der Kammer auch beim Weizen und bei Raps zu befürchten.
Das Sommergetreide darbt
Auch das Sommergetreide hat mit der Trockenheit Probleme. Auf diese Kultur haben Landwirte dieses Jahr gesetzt, weil der Herbst für die Feldarbeit in vielen Regionen zu nass war und die Äcker nicht bearbeitet werden konnten. Nun leiden die Pflanzen unter der Trockenheit. Die Erträge dürften unter den Erwartungen bleiben.
Ebenso die Spargel- und Erdbeerbauern sehen das trockene und warme Wetter mit gemischten Gefühlen, sagte Fred Eickhorst von der Vereinigung der Spargelanbauer in Niedersachsen. „Durch das warme Wetter haben wir sehr viel Spargel, und die Preise sind verbraucherfreundlich“, sagte er. Die Trockenheit mache den tiefwurzelnden Spargelpflanzen nichts aus. Anders sehe es bei den Erdbeeren aus. Bei zu hohen Temperaturen leide die Fruchtgröße und die Fruchtfestigkeit.
Immer mehr Extremwetterlagen stellen vor Probleme
Experten rechnen damit, dass in Zukunft extremes Wetter zunehmen wird. „Der Jahresdurchschnitt an Niederschlag wird sich nicht verändern, aber die Verteilung wird anders“, sagte Hollweg - es werde lange trockene Phasen geben und dann wieder kurze, aber extrem heftige Regenfälle. Für die Äcker und die Pflanzen sei ein in Abständen aufkommender Landregen besser. Die klimabedingte Wetterveränderung werde die Landwirtschaft vor Probleme stellen, sagte Hollweg.