Rendsburg. Nach dem Start in die neue Saison wissen die Bauern heute schon, dass sie an der Ernte im Herbst nur mäßig verdienen werden.
Die Landwirte in Schleswig-Holstein sind unzufrieden mit dem Wetter. Die den Winter überdauernde Nässe des Herbstes und die anschließende Trockenheit im Frühsommer machten den Bauern zu schaffen, sagte der Geschäftsführer Landwirtschaftskammer, Peter Levsen Johannsen. „Aber letztendlich musste der Landwirt über Generationen mit Wetterkapriolen fertig werden. Und er wird es auch diesmal schaffen.“
Angefangen hatte die Misere im Herbst letzten Jahres. Ergiebige und lang andauernde Regenfälle weichten die Felder auf, so dass viele Ackerbauern ihren Winterweizen, die Wintergerste und den Winterraps nicht aussäen konnten. „Bei anderen Landwirten ging durch die extreme Nässe viel kaputt“, sagte Johannsen: „Insgesamt also ein schlechter Start in die Saison 2018.“
Der Herbst war nass und der Frühling nicht trocken
Denn auch der erhoffte warme und trockene Frühling fand nicht statt. „Bis in den März hinein gingen die Niederschläge weiter, so dass man immer später aufs Land kam, um die sogenannten Sommerungen aufs Land zu bringen: Sommerweizen, Sommergerste, Hafer und Ackerbohnen.“
Nachdem die Saaten endlich in der Erde waren, schlug das Wetter erneut zu: Am 30. April war besonders die Westküste betroffen mit Hagel und extremen Niederschlägen von bis zu 50 Litern pro Quadratmeter - „das ist einfach zu viel, und dann noch punktuell am Himmelfahrtstag, als im Stormarner Raum und in Teilen des südlichen Schleswig-Holsteins viele abgesoffen sind“.
Jetzt trocken Wind und Hitze die Böden aus
„Jetzt sind wir vier Wochen später, und das Wetter ist umgeschlagen ins andere Extrem: Alle freuen sich über den Sonnenschein und die Wärme, doch die extreme Ost-Wetterlage mit viel Wind trocknet den Boden aus“, sagte Peter Levsen Johannsen. „Weil Feuchtigkeit fehlt, tun sich die im April und Anfang Mai neu ausgesäten Saaten jetzt sehr schwer, ins Wachstum zu gehen.“
Ein weiteres Problem ist, dass viele Landwirte auf den Anbau von Sommergetreide ausweichen mussten. „Weil es im Herbst zu nass war.“ Doch die gewaltige Nachfrage in diesem Jahr machte das Saatgut teilweise sehr knapp. Statt Sommerweizen, Sommergerste und Hafer setzten viele Betriebe daher erstmals auf die Ackerbohne - eine Eiweißpflanze, die in der Tierhaltung Verwendung findet. „Es ist ein Novum, ein Versuch“, sagte Johannsen. Vielleicht könnte die heimische Ackerbohne sogar den Import von Soja als Eiweißfuttermittel unnötig machen.
Nur eins sei sicher: Durch das Ausweichen auf Sommergetreide sei das Geldverdienen im Ackerbau deutlich schwerer als in den Jahren zuvor. Der Grund ist einfach: Winterweizen zum Beispiel wird im September gesät, der Sommerweizen im April und Mai. Beide werden jedoch im August geerntet. Durch die kürzere Wachstumsperiode liegen die Erträge beim Sommerweizen daher um 20 bis 30 Prozent unter denen des Winterweizens.