Hittfeld. Das Hittfelder Schwimmbad wurde evakuiert. Die Messungen ergaben zu hohe Werte. Daraufhin mussten Badende nass in die Turnhalle.

Hochgiftiges Chlorgas sorgte am Montagnachmittag für einen Großeinsatz der Feuerwehr im Schwimmbad Hittfeld. Mitten im Badebetrieb meldete die automatische Chlor-Warnanlage erhöhte Chlorwerte aus einem Lagerraum für Chlorgas an die Feuerwehr. Sofort rückten mehrere Wehren aus der Umgebung an und brachten die etwa 20 Badegäste aus der Gefahrenzone in Sicherheit. Die Feuerwehrkräfte zogen aus Sicherheitsgründen eine weiträumige Sperrzone um das Hallen- und Freibadgelände. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen, da Chlor zu gefährlichen Atemreizungen führt.

Deutlich erhöhter Chlorgaswert

Unter Atemschutzmasken ging ein erster Trupp der freiwilligen Feuerwehr in das Gebäude. Erste Messungen ergaben einen deutlich erhöhten Chlorgaswert. Der Grenzwert von 0,01 mg wurde um 3 ppm (Teile von einer Million) deutlich überschritten. Weitere Einsatzkräfte rückten mit Chemikalienschutzanzügen in den Gefahrenbereich vor und bauten nach weiteren Erkundungen der Lage einen Aktivkohlefilter der Belüftungsanlage aus.

Dieser Filter ist ein Sicherungssystem, das bewirkt, dass keine Gefährdung für Badgäste in anderen Bereichen entsteht, wenn Chlorgas austreten sollte. Er hält sozusagen das Chlorgas in einem abgeschlossenen Bereich. Alle Anlagen des Schwimmbades wurden außer Betrieb genommen. Die Chemikalienschutzanzüge wurden im späteren Einsatzverlauf im Abrollbehälter „AB-Dekontamination“ von den Gefahrstoffen gereinigt.

Die Schwimmer mussten in die Sporthalle am Schulzentrum umziehen

Während des etwa 90-minütgen Einsatzes wurden die Schwimmer in ihren Badesachen in der Sporthalle des benachbarten Schulzentrums Peperdieksberg untergebracht. Nachdem Messungen im öffentlichen Schwimmbadbereich ungefährliche Werte ergaben, konnten die Gäste ihr persönliches Hab und Gut aus den Umkleideschränken abholen. Durch die schnelle Evakuierung aus den gefährdeten Bereichen wurde niemand verletzt.

Insgesamt war die Feuerwehr mit etwa 50 Kräften vor Ort. Neben den freiwilligen Feuerwehren aus Hittfeld, Fleestedt und Maschen wurde auch der „Fachzug Spüren und Messen“ der Kreisfeuerwehr sowie der Fachberater Chemie und die Führungstruppe der Kreisfeuerwehr alarmiert.

Derzeit ist noch unbekannt, warum das Chlorgas ausgetreten ist. Erste Ermittlungen wurden aufgenommen. Bis erste Erkenntnisse vorliegen, soll das Hallen- und Freibad vorerst gesperrt bleiben. Eine Fachfirma muss nun Reparaturen vornehmen und die Undichtigkeit beseitigen. Die Gemeinde Seevetal als Betreiber des Bades geht jedoch davon aus, dass der reguläre Betrieb zu Himmelfahrt am Donnerstag wieder aufgenommen werden kann.

In den vergangenen Jahren gab es schon zwei kleine Einsätze

Ein Chlorgaslarm ist keine Seltenheit in Schwimmbädern. Im Hittfelder Bad, das seit 1975 in Betrieb ist, gab es beispielsweise in den vergangen Jahren bereits zwei kleinere Einsätze. Auch in anderen Bädern im Landkreis Harburg kommt es immer wieder zu Alarmierungen. Meistens liegt ein Austritt des Gases, das im Ersten Weltkrieg als tödliche Gitftgaswaffe eingesetzt wurde, an einem technischen Fehler. Wie ein langjähriger Schwimmmeister aus dem Landkreis Harburg gegenüber dem Abendblatt sagte, liege der Gasaustritt häufig an einem Materialfehler der Gasflaschen.

Verwendung von Chlor

Chlor wird normalerweise in Verbindung mit Sauerstoff zur Desinfektion eingesetzt und über eine automatische Dosieranlage in geringen Mengen dem Badewasser zugesetzt. Chlor wirkt als Gas vorwiegend auf die Atemwege. Bei der Inhalation reagiert es mit der Feuchtigkeit der Schleimhäute. Dadurch kommt es zu einer starken Reizung der Schleimhäute, bei längerer Einwirkung auch zu Bluthusten und Atemnot. Bei höheren Konzentrationen kommt es zur Bildung von Lungenödemen und starken, bleibenden Lungenschäden.