Das Prestigeobjekt von Niedersachsen und Bremen hat wie andere Großbauprojekte eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen hinter sich.
Wilhelmshaven. Pannen, Verzögerungen und explodierende Kosten sind bei Großbauprojekten an der Tagesordnung. In Hamburg sorgt die Elbphilharmonie seit Jahren für Pleiten, Pech und Pannen, in Berlin ist die Eröffnung des neuen Flughafens gerade zum dritten Mal verschoben worden. Dagegen muten die Schwierigkeiten und Verzögerungen beim Bau des ersten deutschen Tiefwasserhafens geradezu harmlos an. Der JadeWeserPort, ein milliardenteures Prestigeprojekt der Bundesländer Niedersachsen und Bremen, wird an diesem Freitag (21.) offiziell eröffnet – mit nur anderthalb Monaten Verzögerung.
Ärger gab es auch in Wilhelmshaven, von der Bauvergabe bis hin zu Löchern in der neu gerammten Spundwand. „Jetzt ist alles in trockenen Tüchern“, freut sich der Geschäftsführer der JadeWeserPort Realisierungsgesellschaft, Axel Kluth. Auf 1000 Meter der insgesamt 1725 Meter langen Kaje wurden Risse mit einer davorgesetzten Betonwand abgedichtet. Der zweite Teil der Kaje, der ohnehin erst in einem Jahr in Betrieb genommen werden soll, werde bis Ende des Jahres saniert sein, sagt Kluth. Insgesamt soll es an über 300 Stellen Risse in der Kaimauer geben – die Ursache dafür wird noch immer gesucht.
Betreiber des Hafenterminals ist das europaweit tätige Containerumschlagsunternehmen Eurogate. Acht der größten Containerbrücken für das Ent- und Beladen der Schiffe sind betriebsbereit. Eurogate stelle sich auf die Politik der Reeder ein, immer größere Containerschiffe einzusetzen, sagt Emanuel Schiffer vom Eurogate-Vorstand. In Wilhelmshaven können – anders etwa als in Hamburg – Schiffe mit bis zu 16,5 Metern Tiefgang tideunabhängig fahren, das Jade-Fahrwasser hat eine Tiefe von 18 Metern.
+++Noch nicht eröffnet, aber zwei Problemschiffe am Kai+++
+++Vor geplanter Eröffnung: Neue Schäden am JadeWeserPort+++
Eurogate-Vorstand Schiffer sieht den Bau und die Entwicklung von Häfen als Generationenprojekte. „Wir bauen unsere Häfen nicht nur für uns, sondern vor allem für unsere Nachkommen.“ Wichtig sei, dass etwas Bleibendes entstehe, auf das die Wirtschaft aufbauen könne und dass sich neue Industrie ansiedeln könne. Eurogate glaubt fest daran, dass der neue Hafen ein Gewinn wird: „Wir haben ein großes Interesse daran, Wilhelmshaven schnell zum Erfolg zu führen“, sagt Schiffer.
Noch ist viel Platz auf dem aufgespülten Hafengelände, insbesondere auf der 160 Hektar umfassenden JadeWeserPort Logistics Zone. Die Straßen sind fertig, dazwischen warten riesige Sandflächen darauf, bebaut zu werden. Das sei für ein neues Güterverkehrszentrum völlig normal, erklärt Kluth. „Viele warten auf den Start des Hafens, bevor sie sich auf dem Gelände ansiedeln. Es gibt Interessenten.“ In seinen Neubau eingezogen ist bereits die Nordfrost GmbH. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben als Full-Service Dienstleister im bundesweiten Markt der Tiefkühllogistik führend.
Für die Vermarktung der Flächen im Güterverkehrszentrum ist Jan Miller zuständig, Geschäftsführer der JadeWeserPort Logistics Zone, einer 100-prozentigen Gesellschaft des Landes Niedersachsen. „Mit dem Start des Hafens kommen wir in eine neue Phase: Denn erst wenn Ladung über die Kaje geht, füllt sich auch das Hinterland mit Leben, entstehen die geschäftlichen Argumente, die eine Ansiedlung begründen“, sagt Miller. Kluth rechnet damit, dass sich das Zentrum in fünf bis zehn Jahren gefüllt hat.
Zur feierlichen Eröffnung des Hafens am 21. September wird viel Prominenz erwartet, neben den Regierungschefs von Niedersachsen und Bremen, David McAllister (CDU) und Jens Böhrnsen (SPD), auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Die weltgrößte Reederei Maersk, der erste Kunde, wird als künftig wöchentlicher Gast am Terminal die knapp 300 Meter lange „Maersk Laguna“ zur Eröffnung schicken.
Das Containerschiff hat damit die gleiche Größe wie der Unglücksfrachter „Flaminia“, der seit kurzem an der neuen Kaje liegt. Auch wenn die „Flaminia“ mit ihrem ausgebrannten Mittelteil bei der Eröffnung vielleicht nicht das beste Bild abgibt – die gute Stimmung lassen sich die Hafenbetreiber dadurch nicht vermiesen. Und Geld verdienen sie mit dem Schrottschiff auch noch.