Die Geschäftsführung des Gärtnerhofs hat das Krisenmanagement von Niedersachsens Innenminister Gert Lindemann scharf kritisiert.

Hannover. Neuer Streit um EHEC-Krisenmanagement: Die Geschäftsführung des Gärtnerhofs Bienenbüttel hat Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) massiv kritisiert. „Uns ist bis heute nicht klar, wie er am 5. Juni unter Namensnennung unseres Betriebs diesen Verdacht aussprechen konnte, als ob er schon festgestanden hätte“, sagte Uta Kaltenbach der „taz“ (Dienstag). „Wir wurden vorverurteilt, obwohl es bis heute keinen Beweis gibt, dass unser Hof eine Quelle der Ehec-Epidemie war.“

Für das Agrarministerium in Hannover eine „absolut unverständliche Kritik“. Lindemann habe den Namen des Betriebes überhaupt nicht genannt. Zudem decke sich der Vorwurf der zu frühen Warnung nicht mit dem „absoluten Verbraucherschutz im Krisenfall“, sagte ein Sprecher am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Hannover.

Als Lindemann erstmals Sprossen als mögliche Ursache für die EHEC-Epidemie ins Gespräch gebracht habe, „hatten wir bereits 17 Tote in Deutschland“, sagte der Sprecher. „Wir haben eine akute Gefahr in Verzug gesehen, da die berechtigte Möglichkeit bestand, dass noch Menschen Sprossen in ihren Kühlschränken hatten.“

Auch die Kritik der fehlenden Beweise sei falsch, betonte der Ministeriumssprecher. „Das stimmt einfach nicht. Alle seriösen Institute hätten anhand der vorliegenden Indizien den Hof als Verursacher ausgemacht.“ An dem gefährlichen Darmkeim sind bundesweit rund 50 Menschen gestorben.

Nach Lindemanns Pressekonferenz hätten die Gärtnerhof-Mitarbeiter Morddrohungen erhalten, ergänzte Kaltenbach. Wegen der sechswöchigen Betriebssperre durch die Behörden hätten sie zudem neun ihrer 15 Mitarbeiter entlassen müssen. „Wir machen nur noch fünf Prozent unseres normalen Umsatzes“, sagte Kaltenbachs Partner Klaus Verbeck. Die Sprossenproduktion – ihre Haupteinkunftsquelle – hätten sie bis auf weiteres stillgelegt. (dpa)