Hamburg/Wulfsen. Dark Beluga gilt international als Top-Tier beim Voltigieren. Jetzt kann der amtierende Deutsche Meister dauerhaft mit dem Wallach arbeiten.

Wenn er sich ein Pferd eines seiner Konkurrenten aussuchen dürfte, um einmal auf diesem zu turnen, wurde Voltigierer Jannik Heiland gefragt. Welches würde er nehmen? „Ich habe das beste der Welt. Ich glaube, die meisten würden gerne auf meinem Pferd voltigieren“, antwortet der 27-Jährige im Steckbrief zum Indoor Masters in Leipzig.

Der amtierende Deutsche Meister sowie Vize-Welt- und Europameister aus Maschen, der in Wulfsen lebt, ließ seinen Worten Taten folgen. Mit seinem Erfolgspferd Dark Beluga gewann Heiland vor 5000 Zuschauern den Jahresauftakt vor knapp 14 Tagen in Sachsen, sicherte sich den Gesamtsieg der Masters-Wertung und verschaffte seinem neuen Verein, dem Reit- und Fahrverein (RuFV) Dachtmissen aus dem Landkreis Lüneburg, erstmals den Sprung in die Ergebnislisten des Weltverbands FEI.

Heiland hat das Voltigieren in Winsen gelernt

Seit Jahresbeginn hat sich Heiland, der das Voltigieren bis zum Junioren-DM-Titel 2009 beim Pferdesportverein (PSV) Grevelau in Winsen erlernte, auch offiziell dem Team Timeloh Hof an­geschlossen, der Voltigierabteilung des RuFV Dachtmissen. Inoffiziell bestand die Verbindung seit gut zwei Jahren. Der Vereinswechsel sei nur eine logische Konsequenz, versichert Heiland, der nach fünf Jahren den RuFV Kirchwärder in Hamburg verlassen hat. „Ich wollte, dass das beste Pferd der Welt nicht nur mein Ersatzpferd ist, sondern mit Blick auf meine Ziele mein Erstpferd wird.“

Dark Beluga läuft nur noch im Einzel auf

Fast ausnahmslos alle seine zurückliegenden Erfolge, den Vize-Titel im Einzel und den Mannschaftstriumph 2018 bei den Weltreiterspielen in Tryon in den USA, Platz zwei beim Weltcupfinale im vergangenen Jahr im französischen Saumur sowie EM-Silber 2019 in Ermelo (Niederlande), hat Heiland auf dem Rücken des Hannoveraners Dark Beluga erturnt. Deshalb sei er Besitzerin und Longenführerin Barbara Rosiny an den Timeloh Hof gefolgt. Dort ist der im kommenden Monat 17 Jahre alte Rappe Beluga als Gruppenpferd in die Voltigierrente gegangen, steht in dieser neuerlichen WM-Saison Heiland ausschließlich im Einzel zur Verfügung.

„Ende Juli ist die WM in Schweden. Das ist das große Saisonziel in diesem Jahr“, sagt der Weltranglistenzweite, der als Ingenieur bei Krüger Aviation in Barsbüttel im 3D-Druck arbeitet. In Teilzeit, damit mehr Stunden fürs Voltigieren bleiben. Seit 2009 gehört Heiland dem Bundeskader an. Aber: Er schaue nur noch von Jahr zu Jahr. Die nationale Konkurrenz sei stark. Drei deutsche WM-Plätze gibt es, mindestens fünf aussichtsreiche Voltigierer wetteifern darum. Auch deshalb ist der Schritt an den Timeloh Hof und zum tierischen Erfolgsgaranten nur allzu verständlich.

Das Pferd gilt als sehr nervenstark

„Das Besondere an Beluga im Wettkampf ist seine absolute Nervenstärke. Er ist zu 100 Prozent verlässlich“, sagt Heiland. Gleichmäßig in der Galoppade, unerschrocken im Scheinwerferlicht der Arenen, „gemütlich wie ein Sofa“: Das seien die entscheidenden Attribute, um auf dem sich bewegenden Partner Pferd erfolgreich turnen zu können, Akrobatik und Gleichgewicht halten zu können. „Je zuverlässiger und stabiler das Pferd, desto höhere Türme kann der Voltigierer bauen“, sagt Heiland.

2012 gab Wallach Beluga sein Wettkampfdebüt

„Es ist sein Charakter“, ergänzt Trainerin Rosiny, die den Wallach über drei Jahre lang behutsam „auftrainierte“, wie die Pferdesportler sagen. 2012 gab Beluga sein Wettkampfdebüt, seit 2018 gehört auch er zum Auswahlkreis des Bundeskaders. „Er ist willensstark, ein Kämpfer und weiß genau, wann es drauf ankommt. Wir haben absolutes Vertrauen zueinander“, so die Besitzerin. Nicht umsonst habe sich beim Kauf damals die Polizeireiterstaffel Hannover für das Pferd interessiert, erzählt Rosiny. Um Beluga nicht zu sehr zu beanspruchen, gebe es nur zwei Voltigiereinheiten pro Woche.

Heilands bisheriges Pferd war häufiger verletzt

Auf seinem vom RuFV Kirchwärder gestellten Pferd Highlander (14) wurden für Heiland die Erfolge dagegen zuletzt seltener. Den DM-Titel konnten beide im vergangenem Jahr zwar noch gemeinsam feiern. Heiland triumphierte sieben Jahre nach seiner ersten deutschen Meisterschaft. Doch zuvor hatte der Hannoveraner Highlander öfter mit Verletzungen zu tun. So auch vor der WM 2018, als Heiland dann bei Rosiny nach Ersatz fragte. „Barbara kenne ich eigentlich seit mehr als zehn Jahren und Beluga auch schon sehr lange“, erzählt Heiland von gemeinsamen Trainings, Wettkämpfen und Auftritten.

„Wir haben derzeit kein Weltklassepferd für Jannik“, sagt Kerstin Nimmesgern, Voltigierwartin beim RuFV Kirchwärder. In Bezug auf den von Heiland nun verschmähten Highlander betont sie: „Ich bin mir sicher, dass ,Lanny’ immer 100 Prozent für Jannik geben wollte. Aber manchmal stehen ihm halt Hindernisse im Weg und sein Mut und sein Vertrauen sind nicht ausreichend.“ Das Pferd „zuckt dann“. Das verunsichere die Voltigierer, gibt Notenabzüge von der Wettkampfjury.

Beim RuFV Kirchwärder werde weiter „mit eiserner Disziplin“ an Highlander gearbeitet, auch im mentalen Bereich. „Ein Pferd ist ja nun mal ein Lebewesen“, sagt Nimmesgern. Das müsse man im Sport akzeptieren, damit umzugehen lernen. Sie betont: „Aber niemals geben wir das Vertrauen und die Liebe in unsere Pferde auf.“

Und Beluga? Der hat keine Schwäche? Ihm fielen keine ein, antwortet Heiland: „Außer vielleicht, dass wir noch keinen Klon von ihm haben.“