Der Ausflugsdampfer passt nicht in die Pläne für den Binnenhafen, wo das Projekt “Marina auf der Schlossinsel“ entstehen soll.
Harburg. Es tut sich was an Bord der "Gloria D.". Und im Harburger Binnenhafen wächst die Hoffnung, dass das seit fünf Jahren an den Dalben im Überwinterungshafen liegende ehemalige Ostsee-Butterfahrtschiff bald flott gemacht ist und auf Nimmerwiedersehen davon fährt. "Ich bin zuversichtlich, dass die Gloria D. wieder in Fahrt kommt", sagt Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner, der auch für wasserrechtliche Genehmigungen im Gebiet des Harburger Binnenhafens zuständig ist.
Das Schiff wirkt heruntergekommen, bietet keinen schönen Anblick und liegt direkt vor Harburgs Wohnungsbau-Pilotprojekt "Marina auf der Schlossinsel". Der ehemalige Projektname "Balance-Bay" wurde inzwischen als nicht zielführend aufgegeben. Projektentwickler Frank Lorenz: "Wir haben den Bezirk gebeten, sich dafür einzusetzen, dass das Schiff den Liegeplatz verlässt. Ende 2012 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Wir haben bereits mehrere Wohnungen verkauft und möchten den künftigen Bewohnern nicht diesen Anblick bieten."
Baudezernent Jörg Heinrich Penner: "Es gibt die Möglichkeit, Druck auf den Schiffseigentümer auszuüben oder ihn zu unterstützen, dass er das Schiff so schnell wie möglich wegbekommt. Wir üben derzeit keinen Druck auf ihn aus. Und wie wir sehen, wird versucht, dass das Schiff wieder in Ordnung kommt. Und es geht dabei offenbar gut voran."
Gerhard Slupinski-Petzholdt aus Pampow bei Schwerin geht als Teilhaber der "Gloria D."-Eigentümergemeinschaft allerdings davon aus, dass das Schiff noch eine Weile in Harburg liegen wird. An Bord des Schiffs sind derzeit einige Männer damit beschäftigt, die Technik wieder zum Laufen zu bringen. Generatoren sind in Betrieb und gelegentlich wird probeweise sogar die Hauptmaschine gestartet. Slupinski-Petzholdt: "Die Maschinen laufen. Das Schiff ist ja auch damals schon mit eigener Kraft an seinen jetzigen Liegeplatz gekommen."
Gelegentlich wird nicht nur tagsüber sondern auch noch während der Nachtstunden bei Scheinwerferlicht an Bord gearbeitet. Fast fünf Jahre lang war an dem Schiff nichts gemacht worden. Und die damals noch zuständige Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) hatte der Eigentümergemeinschaft bereits eine "Wasserrechtliche Beseitigungsverfügung" und in Folge eine Zwangsgeldforderung zugestellt. Mehrere Geldforderungen sollen die Eigentümer im Laufe der Jahre beglichen haben.
Ursprünglich verdiente die "Gloria D." als "Wappen von Heiligenhafen" und später auch als ""Atlantis III" mit Butterfahrten auf der Ostsee ihr Geld. Die neuen Eigentümer planten mit der "Gloria D." und zwei weiteren Schiffen Kaffeefahrten vor dem Zuckerhut von Rio de Janeiro. Für die Fahrt über den Atlantik hätten die Schiffe auf Werften seefest gemacht werden müssen.
Das Schwesterschiff "Gloria II" sorgte 2004 für Schlagzeilen, weil die Ewer-Werft in Wischhafen damals 70 000 Euro gerichtlich einklagen und letztlich ihren Betrieb einstellten musste. Die Gloria D. kam nach Angaben von HPA im Jahr 2006 zuerst nach Finkenwerder und anschließend nach Harburg, wo sie ebenfalls auf einer Werft seefest gemacht werden sollte. Aber die Werften verlangten Vorkasse. Und so blieb die Gloria D. im Harburger Binnenhafen liegen.