Wentorf. Sie gilt als Leuchtturmprojekt. Doch nach jüngsten Berechnungen kostet die neue Heimat der Feuerwehr 20,6 Millionen Euro.
Die Summe ist beträchtlich und wird ein Loch in den Gemeindehaushalt reißen: Um sage und schreibe elf Millionen Euro verteuert sich der Bau der neuen Feuerwache. Zu diesem Ergebnis kommen fünf Planer aus fünf verschiedenen Architekturbüros in einem gemeinsamen Projektbericht, der jüngst im Liegenschaftsausschuss vorgestellt wurde.
Noch vor zwei Jahren ging die Gemeinde Wentorf davon aus, dass sie der dringend notwendige Feuerwehrneubau 9,3 Millionen Euro kostet. Damit wird die Gemeinde nicht mehr auskommen: Nun haben die Planer 20,6 Millionen Euro für die neue Wache veranschlagt. Die soll auf dem rund einen Hektar großen Gelände der einstigen Hauptschule am Fritz-Specht-Weg gebaut werden. Mit der innovativen Holzständerbauweise, der CO2-Neutralität und modernster Technik wie Luftwärmepumpe, PV-Anlage und Speicher gilt sie als Leuchtturmprojekt. Auch deshalb hat der Bund formal in Aussicht gestellt, 4,5 Millionen Euro dazuzugeben. Ende des Jahres soll das Geld beantragt, Mitte 2024 sollen die Fördermittel fließen.
Feuerwehr: 16,1 Millionen muss Gemeinde Wentorf nun über Kredite finanzieren
Den Rest der Summe – 16,1 Millionen Euro – muss die Gemeinde selbst aufbringen und wird dafür angesichts der Haushaltslage Kredite aufnehmen müssen, sagt Bürgermeisterin Kathrin Schönung. Sie erklärt die enorme Kostensteigerung damit, dass die ursprüngliche Kostenschätzung eben nur eine grobe Schätzung war. „Den größten Anteil an der Kostensteigerung nimmt jedoch die allgemeine Baupreisentwicklung – um rund 30 Prozent von damals bis heute – in Anspruch“, sagt Schöning.
Ganz wohl ist Peter Meyer, Sprecher der CDU-Fraktion im Ausschuss, angesichts dieser enormen Summen nicht: „Dem Budget zuzustimmen, fällt uns schon schwer. Wir wollen aber auf keinen Fall mit den Planungen wieder von vorn anfangen“, sagt Meyer. Die Fraktion halte an dem innovativen Entwurf fest.
Feuerwehrleute hoffen auf baldige Fertigstellung – noch keine Pläne für altes Gerätehaus
Zudem sei diese Berechnung das Worst-Case-Szenario. So könne es durchaus sein, dass die Gemeinde unterm Strich günstiger wegkommt, denn Holz und Dämmstoffe seien wieder billiger geworden. Unwahrscheinlich ist das nicht, denn in dieser neuen Kostenschätzung sind erhebliche Risikozulagen (fünf Prozent) und eine erneut geschätzte Baupreissteigerung für den Zeitraum der Bauausführung (von über zwölf Prozent) einberechnet, führt auch die Verwaltungschefin aus.
Die CDU-Fraktion setzt alles daran, dass im Oktober 2024 mit dem Bau begonnen wird und im August 2026 die Feuerwehrleute die neue Wache beziehen können.
Auf das Gelände der Wache wird eine zweiter Container für Ausrüstung gestellt
„Das würde uns sehr freuen“, sagt Natascha Pätzold, Sprecherin der Wentorfer Wehr. Alle ehrenamtlichen Feuerwehrleute seien froh und dankbar, dass es jetzt nach Monaten des Stillstands endlich weitergehe. Denn die Enge in der alten Wache aus dem Jahr 1974 ist kaum noch zumutbar, wisse die Wehr nicht mehr wohin mit Ausrüstung und Fahrzeugen.
- Kfz-Markt: Schrottautos zu teuer – für Feuerwehren ist das ein großes Problem
- Nach Wasserschaden in der neuen Wache der FF Reinbek: Wehr sagt Lauf ab
- Unternehmen Stormarn: Buhck-Gruppe bezieht architektonisches Juwel in Reinbek
Auch deshalb wird nun ein zweiter Container auf das Gelände der Wache gestellt, in dem Ausrüstung gezwungenermaßen ausgelagert wird. Darin kann dann aber nicht das neue Löschfahrzeug geparkt werden, das noch in diesem Jahr geliefert wird. „In der Halle ist kein Platz mehr und das Fahrzeug im Winter auf dem Hof zu parken, ist bei mit Wasser gefüllten Tanks und Schläuchen keine gute Idee“, sagt Pätzold. Wie die Wehr das Problem lösen will, ist noch offen.
Offen ist auch noch die Frage, was mit dem Gelände und dem alten Gerätehaus geschehen soll, wenn das neue endlich steht: „Dies wird Gegenstand der Planung der übrigen Projekte der Gemeinde werden“, sagt Schöning.