Wentorf. Initiative für den Erhalt einer Trauerweide möchte Alternativen für den Casinopark Wentorf diskutieren. Wie die Chancen stehen.

Die Zahl der Unterstützer, die für den Erhalt der stattlichen Trauerweide am Casinopark kämpfen, wird immer größer. „Mehr als 500 Unterschriften haben wir bereits beisammen“, freut sich der Wentorfer Reiner Freund, einer der Gründer einer Initiative, die für den Erhalt der Trauerweide und für ein Umdenken in der Bevölkerung kämpft. Wie berichtet hat sich die Initiative vor wenigen Wochen gegründet, nachdem bekannt wurde, dass der Discounter Aldi an seinen Erweiterungsplänen im Casinopark festhält. In deren Zuge müsste der 60 Jahre alte Baum auf der Südseite gefällt werden. Das will die Initiative verhindern, „weil es einfach nicht mehr in unsere Zeit passt, für noch mehr Einkaufsflächen gesunde Bäume zu fällen und weiteren Boden zu versiegeln“, sagt Freund.

Für Alternativvorschläge ist es jetzt zu spät

Zusammen mit rund 20 Mitstreitern aus Wentorf und Bergedorf sammelt er Unterschriften für den Erhalt. Die Listen liegen in mehreren Geschäften aus. Zudem will die Initiative das Gespräch mit Aldi und dem Eigentümer der Flächen im Casinopark, der Swiss Life Asset Managers Deutschland GmbH, suchen. Kurz vor Weihnachten ging zudem ein offener Brief an Wentorfs Bürgermeister, die zukünftige Bürgermeisterin und an alle Fraktionen mit der Aufforderung, den Willen der Bevölkerung zu berücksichtigen, die Erweiterungspläne nicht weiterzuverfolgen und nach anderen Wegen zu suchen. „Wir können dazu Vorschläge einbringen“, schreiben die Verfasser.

Dafür aber ist jetzt zu spät, befürchtet Kristin Thode, CDU-Fraktionsvorsitzende. Mit der beschlossenen B-Planänderung wurde bereits vor zwei Jahren Rechtssicherheit für den Investor geschaffen. Sollte die Gemeinde nun eine Kehrtwende hinlegen, könnte es teuer für sie werden – der Investor hätte die Möglichkeit, Schadenersatzansprüche geltend zu machen. „Ich wüsste auch nicht, wie eine Alternativlösung aussehen soll“, sagt Thode. „Wir haben lange und oft unterschiedliche Varianten diskutiert. Die, die auf dem Tisch liegt, ist die beste von allen“, sagt Thode und argumentiert, dass es eine Ersatzpflanzung für die Trauerweide direkt vor Ort am Rande des Casinoparks geben werde. Eine Erweiterung gänzlich zu unterbinden sei für den ohnehin geschwächten Einkaufsstandort keine Option gewesen, so Thode. „Wir wollten Aldi unbedingt im Ort halten.“

Aldi stellt Politik konkrete Pläne für den Anbau vor und stößt auf Zustimmung

Auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Torsten Dreyer, sieht politisch und rechtlich keine Chancen, das Erweiterungsprojekt aufzuhalten und hält es trotz kristischer Stimmen für richtig. „Das ist ein Gewinn für die Gemeinde“, ist er überzeugt und würde sich auch immer wieder dafür aussprechen.

Anwohnerin Loki Specht (93) kämpft auch für den Erhalt der Trauerweide.
Anwohnerin Loki Specht (93) kämpft auch für den Erhalt der Trauerweide. © U. Gerullis | Undine Gerullis

Lange wird es laut Dreyer nicht mehr dauern, bis es mit der Umsetzung konkret wird. Details zum Zeitplan oder Anbau wollen derzeit weder Aldi noch der Eigentümer öffentlich bekannt geben. „Wie bereits mitgeteilt, befinden wir uns dazu immer noch in sehr guten Gesprächen“, sagt Martin Marsmann von Swiss Life Asset Managers Deutschland GmbH.

Für den Investor drängt die Zeit

Konkreter hingegen wurde es im nicht öffentlichen Teil des letzten Planungs- und Umweltausschusses. Da hat ein Vertreter von Aldi Nord Pläne für den Anbau samt begrüntem Dach und Solaranlage präsentiert. „Die Reaktion fiel durch alle Fraktionen hinweg sehr wohlwollend aus“, sagt Ausschussvorsitzender Torsten Dreyer. Denn durch das begrünte Dach kann die Artenvielfalt um ein Vielfaches erhöht werden, die derzeit auf dem zugepflasterter Platz nicht besonders hoch ist. Durch moderne und energiesparende Kühl- und Lichttechnik könne zudem sehr viel CO2 eingespart werden. „Das kann eine einzelne Trauerweide, die bis zu zwei Tonnen CO2 im Laufe ihres Lebens filtert, nie schaffen“, sagt Dreyer.

Ob bereits ein Bauantrag in der Kreisverwaltung in Ratzeburg eingereicht wurde, konnte Kreissprecher Tobias Frohnert am Freitag nicht sagen. Die gesamte Verwaltung befindet sich derzeit in den Weihnachtsferien. Viel Zeit bleibt den Investoren nicht, Ende Februar endet laut Bundesnaturschutzgesetzt die Fällfrist für große Bäume. Verstreicht diese, dürften die Investoren die Kettensäge frühestens im Oktober ansetzen.