Wentorf. Lutz Helmrich setzt lieber darauf, dass Kathrin Schöning (parteilos) Bürgermeister Dirk Petersen ablöst. Gegen wen sie antritt.

Am 6. November haben rund 10.500 Wentorferinnen und Wentorfer ab 16 Jahre die Wahl: Es ist Bürgermeisterwahl. Allerdings hat sich das Kandidatenfeld gerade verkleinert. Bisher waren eine Frau und zwei Männer im Rennen: Verwaltungsfachfrau Kathrin Schöning (38) aus Mölln, Amtsinhaber Dirk Petersen (64), beide parteilos, sowie Bürgervorsteher Lutz Helmrich(54, CDU). Doch der macht jetzt einen Rückzieher.

Die Entscheidung fiel überraschend während einer Klausurtagung seiner Partei. „Die Entscheidung, meine Kandidatur zurückzuziehen, ist mir nicht leichtgefallen“, sagt Helmrich und erklärt: „Sie ist im Interesse unserer Positionierung als CDU in Wentorf gefallen.“

Bürgermeisterwahl Wentorf: CDU-Chef erläutert oberstes Ziel

Hartmut Zeine, Vorsitzender des Ortsvereins, erläutert dies: „Unser oberstes Ziel ist es, den Bürgermeister abzulösen“. Lutz Helmrich aber sei mit seinen drei Corona-Testcentern beruflich so eingespannt, dass er bisher noch nicht in den Wahlkampf habe einsteigen können. Dies wäre aber für eine Aussicht auf Erfolg nötig gewesen. „Deshalb nehmen wir seinen Rücktritt zähneknirschend an“, sagt Hartmut Zeine. Hätte es mit dem Wahlsieg zum Bürgermeister mit dem eigenen Kandidaten nicht geklappt, hätte die CDU auch im Kommunalwahlkampf für 2023 eine schlechtere Ausgangssituation gehabt, stellt Zeine fest.

Zwischen weiten Teilen der Wentorfer Politik und Bürgermeister Dirk Petersen knirscht es. Denn der Verwaltungschef hatte statt zu den von Ausschussvorsitzenden geforderten Onlinesitzungen zu Treffen in Präsenz eingeladen. Deshalb hatte der Bürgervorsteher die Kommunalaufsicht eingeschaltet.

Bürgermeisterwahl Wentorf: CDU-Kandidat betreibt Corona-Testzentren

Der einstige Steuerberater und heutige Betreiber von Corona-Testationen Helmrich dankte den CDU-Mitgliedern ausdrücklich für die Nominierung Ende Oktober 2021. „Es war wirklich meine besondere Herzensangelegenheit, mich nicht nur als Bürgervorsteher, sondern als hauptamtlicher Bürgermeister für Wentorf zu engagieren“, sagte er. „Im Mittelpunkt stand für mich, eine weitere Amtsperiode des heutigen Bürgermeisters zu verhindern.“

Mit Kathrin Schöning gebe es nun eine weitere parteilose Kandidatin und damit eine Alternative zum jetzigen Bürgermeister. Lutz Helmrich selbst möchte weiterhin politisch aktiv sein und will sich bei den Kommunalwahlen im Mai 2023 wieder um ein Mandat als Gemeindevertreter bewerben.

Bürgermeisterwahl Wentorf: Kathrin Schöning gab Kandidatur im April bekannt

Die 38 Jahre alte Diplomverwaltungswirtin Schöning hat ihre Kandidatur im April bekannt gegeben. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Mölln und ist seit fünf Jahren Amtsleiterin für Bildung und Stadtleben im Reinbeker Rathaus. Aktuell ist sie Chefin von 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Ob die CDU Kathrin Schöning unterstützen wird, steht noch nicht fest. „Wir werden noch vor den Sommerferien unsere Mitglieder einladen“, sagt Hartmut Zeine. „Wenn sie sich für Kathrin Schöning aussprechen, werden wir sie unterstützen.“ Er will auch nicht ausschließen, dass sich noch ein neuer CDU-Kandidat oder eine Kandidatin findet. Die Frist für die Wahlvorschläge endet am 12. September. Auf deren Ablauf wartet auch die Fraktion „Zukunft Wentorf“. Die Grünen wollen dieses Thema am Dienstag, 21. Juni, angehen, sagt Iris von Kluge vom Vorstand des Ortsvereins.

Bürgermeisterwahl: SPD unterstützt Kathrin Schöning schon

Kathrin Schöning wird bereits von Wentorfs SPD als Bürgermeisterkandidatin unterstützt. Auch die FDP spricht sich für die Möllnerin aus: „Wir werden keine eigene Kandidatin und keinen Kandidaten aufstellen“, sagt Kristof Jahn, Chef des FDP-Ortsverbandes. „Wir unterstützen die parteilose Kandidatin Kathrin Schöning, die wir als kompetent für die Aufgabe einschätzen.“

Amtsinhaber Dirk Petersen war überrascht vom Rückzug es Bürgervorstehers und bedauert es, dass ein Kandidat weniger im Ring ist: „Demokratie lebt von Vielfalt, deshalb finde ich es schade.“ Doch Petersen hat auch Verständnis, er wisse, wie viel Aufwand hinter dem Wahlkampf stecke. Der 64-Jährige entwickelt gerade neue Flyer und Plakate, am 30. Juli von 10 bis 12 Uhr ist er während der Bürgermeistersprechstunde am Casinopark wieder persönlich für die Bürger da.