Wentorf. AG Mobilität trägt Vorschläge der Öffentlichkeitsbeteiligung zusammen. Die Leitidee soll als Basis für neue Aktionen dienen.
Auf Wentorfs Hauptstraße herrscht manchmal ein rauer Umgangston zwischen den Verkehrsteilnehmern. Das soll sich ändern. "Sie ist kein Ort, an dem man gern schlendert, alle sind eher angespannt", sagt Klimaschutzmanagerin Yvonne Hargita zu den Ergebnissen der Öffentlichkeitsbeteiligung, bei der Wentorferinnen und Wentorfer sich zum Thema Hauptstraße in ihrer Gemeinde äußern sollten.
Die Arbeitsgruppe für die Mobilitätswoche 2021 hat Ideen zusammengefasst und daraus eine Leitidee entwickelt: „Ein nachhaltiges und lebenswertes Wentorf muss den Menschen mehr Raum geben, in dem sie sich gefahrlos bewegen können", heißt es darin. "Unser Mobilitätsverhalten wird sich verändern. Koexistenz braucht Zugeständnisse und allseitige Rücksichtnahme. Denn der Verkehrsraum ist nicht vermehrbar.“
Mehr Rücksicht auf Wentorfs Hauptstraße - Öffentlichkeit befragt
Dieser Leitgedanke soll möglichst viele ansprechen und zusammenbringen. "Besonders das Wort 'gefahrlos' muss in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken", fordert Yvonne Hargita. "Kinder sollten nicht beschimpft werden, wenn sie auf dem Gehweg Rad fahren und die Älteren sollten sich beim Radeln auf der Straße nicht bedrängt fühlen." All dies entspreche der Deutschen Straßenverkehrsordnung.
Auf Basis der Leitidee will die Arbeitsgruppe, zu der bislang auch Vertreter der Fraktionen, des Seniorenbeirats und der Wirtschaftsinitiative Wentorf gehören, Aktionen und Initiativen rund um die Hauptstraße entwickeln. Das Ziel: Information und Sensibilisierung aller Verkehrsteilnehmer.
Radfahrer beklagte Konflikte mit Autofahrern
24 E-Mails und Telefonanrufe mit Erlebnissen und Verbesserungsvorschlägen sind im Dezember dazu eingegangen, 23 bezogen sich direkt auf die aktuelle Verkehrssituation. "Ich hätte mir ein paar mehr gewünscht, das wäre repräsentativer gewesen", räumt die Klimamanagerin ein. "Die Qualität der Äußerungen war aber sehr gut. Diese Leute haben sich wirklich Gedanken gemacht und umfangreiche Mails geschrieben."
Bei den meisten, bei zehn, habe sich alles um das Radfahren gedreht: Entweder beklagten Radfahrer Konflikte vornehmlich mit Autofahrern oder Unverständnis von Fußgängern gegenüber Kindern auf den Fußwegen, oder Fußgängern kritisierten Radler auf den Gehwegen. Sechsmal wurde zudem gefordert, den Durchgangsverkehr konsequent umzuleiten, fünfmal Kontrolle und Durchsetzung der Verkehrsregeln für Tempo 30 und Rechts vor Links. Viermal wurde gemahnt, die Autofahrer nicht - noch weiter - zu benachteiligen.
Eine Idee: Sperrung auf Höhe des Rathauses?
Weitere Ideen für die Hauptstraße waren eine Sperrung auf Höhe des Rathauses mit einer Befahrbarkeit von beiden Seiten bis dorthin, eine Einbahnstraße, eine Fahrradstraße oder auch eine Fußgängerzone. Konkrete Vorschläge für einen Fahrrad-Schutzstreifen auf dem Reinbeker Weg sowie ein Shared Space ließen sich aus verkehrsrechtlichen Gründen nicht umsetzen, bedauert die Klimaschutzmanagerin. Auch eine Sperre auf Höhe des Rathauses, erweist sich als schwierig, weil sie auf beiden Seiten einen Wendekreis für die Autos erfordere.
"Das habe ich auch erst durch eine Fortbildung gelernt, dass eine Tempo-30-Zone gar nicht viel zulässt", erzählt Yvonne Hargita freimütig. "Tatsächlich war das wohl das Beste, was man seinerzeit aus den baulichen Voraussetzungen in Sachen Verkehrsberuhigung machen kann."
Möglicherweise ein autofreier Tag mit einem Straßenfest
Die Öffentlichkeitsbeteiligung sei nicht der Abschluss, sondern der Auftakt für kleinere Aktionen während der Mobilitätswoche. "Ein Höhepunkt könnte beispielsweise ein autofreier Tag mit einem Straßenfest sein", sagt Yvonne Hargita, die sich natürlich besonders für nachhaltige und klimafreundliche Mobilität ausspricht. Auf der Liste stehen auch noch ein Markt der Möglichkeiten, ein Flohmarkt oder Aktionen mit Schülern. Noch ist allerdings nicht klar, wann und auf welche Weise solche Aktivitäten realisiert werden können.
Auch kleinere verkehrsberuhigende Maßnahmen, wie Verschwenkungen der Fahrbahn, Blumenkübel oder Markierungen auf der Straße oder auch "Berliner Kissen“, wie sie auf der Berliner Landstraße vor den Zebrastreifen zu finden sind, sind noch in der Diskussion. "Sicher ist jedenfalls, dass sich die Verkehrsteilnehmer mehr Rücksicht untereinander wünschen", bekräftigt Yvonne Hargita. Dabei würde es meist schon ausreichen, wenn diese etwa Vorschriften wie die der Tempo-30-Zone besser kennen und einhalten würden.
Nächstes (Online)-Treffen der AG am 15. Februar
Radfahrer müssen von den Türen parkender Autos beispielsweise einen Abstand von einem Meter einhalten. Andererseits brauchen Autos beim Überholen von Rädern einen Abstand von 1,5 Metern, ansonsten müssen sie warten, bis sich diese Möglichkeit bietet. "Ein respektvoller Umgang untereinander würde die bestehenden potenziellen Konflikte deutlich reduzieren und zu einem harmonischeren Miteinander beitragen", meint die Klimaschutzmanagerin.
Je nach Verlauf der Pandemie soll es weitergehen. Das nächste (Online)-Treffen der AG ist für den 15. Februar angesetzt. Rückmeldungen und Vorschläge sind unter der E-Mail klimaschutz@wentorf.de willkommen.