Mölln. Handwerk setzt konsequent auf Ausbildung. Aber nicht alle Azubis schaffen es zur Prüfung. Warum die Branche dennoch zuversichtlich ist.

Bislang ging es wegen der niedrigen Zinsen, der guten konjunkturellen Entwicklung und dem Wunsch vieler Menschen nach den eigenen vier Wänden immer nur bergauf für die Bauwirtschaft. Doch auch im Kreis Herzogtum Lauenburg ist die Zahl der Baugenehmigungen deutlich gesunken, manche Projekte wurden angesichts der Hochpreisphase verschoben, gestreckt oder aufgegeben. Trotzdem sind die Auftragsbücher der Bauwirtschaft im Kreisgebiet noch gut gefüllt.

„Die Gesamtlage wird deutlich schwieriger, wir profitieren aber von unserer Lage am Hamburger Rand. Dort gibt es noch reichlich Aufträge“, sagte Obermeister Markus Räth am Rande der Freisprechung von 33 Zimmerer-, Fliesenleger- und Maurerlehrlingen in der Bauhalle in Mölln.

Baugewerbe im Kreis profitiert von Aufträgen aus der Metropole Hamburg

Generell trübt sich die Baukonjunktur ein. Für 2023 rechnet die Bauwirtschaft mit einem realen Rückgang beim Umsatz im Wirtschaftsbau um sechs Prozent, was bei der veranschlagten Preisentwicklung von 5,5 Prozent einem nominalen Rückgang um ein Prozent entspricht, heißt es in der Konjunkturprognose des Zentralverbandes des deutschen Baugewerbes. Die Gründe für die Krise sind vielfältig. „Viele Fördertöpfe brechen weg, die Zinsen steigen und die Gesetze ändern sich. Wir verzeichnen Rückgänge bei privaten Bauvorhaben, beim Gewerbebau aber auch der Wohnungsbau stagniert. Von den von der Regierung angepeilten 400.000 neuen Wohnungen im Jahr bundesweit sind wir weit entfernt“, sagte der Obermeister.

Das negative Bild spiegelt sich auch im Kreis Herzogtum Lauenburg wider. Lag die Zahl der Baugenehmigungen 2021 noch bei 2000, so sank sie in 2022 um 400 und wird nach Prognosen der Kreisverwaltung in diesem Jahr lediglich bei 1400 liegen. Positiv für Bauherren ist lediglich die Einschätzung von Räth, der nicht mit einer weiteren Kostensteigerung rechnet. „Die Preise haben sich stabilisiert“, sagt der Zimmerermeister aus Büchen. Allerdings auf einem hohen Niveau. Preistreiber waren in den vergangenen Jahren die hohe Nachfrage, steigende Energiekosten bei der Produktion von Baustoffen aber auch Kostensteigerungen durch Materialknappheit.

Klimagerechtes Bauen kann neue Impulse für die Branche geben

Große Sorgen um die Zukunft des Gewerbes macht sich Räth indes nicht. Klimagerechtes Bauen und die Sanierung sowie die Dämmung von Gebäuden werde eine immer größere Rolle spielen, so der Obermeister. Hinzu käme der weiterhin hohe Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. „Das alles macht uns zu Klimahandwerkern, die auch in Zukunft mehr denn je gebraucht werden“, so der Obermeister. Der Fachkräftemangel ist auch für die Bauwirtschaft im Kreis Herzogtum Lauenburg ein Thema, dem die Betriebe mit einer deutlichen Bereitschaft zur Schaffung von Ausbildungsplätzen begegnen. Allein in diesem Jahr hat die Kreishandwerkerschaft 33 Zimmerer, Fliesenleger und Maurer freigesprochen.

Es hätten sogar noch deutlich mehr sein können, doch eine nicht unerhebliche Zahl von Auszubildenden hat die Lehre nicht beendet. Besonders krass war die Situation bei den Maurern – laut Räth den wichtigsten Bauhandwerkern überhaupt. Vor drei Jahren fingen 24 junge Männer ihre Ausbildung an, bei der Freisprechung am Freitag, 28. Juli, in der Bauhalle in Mölln saßen lediglich zehn auf den Stühlen, um ihre Gesellenbriefe entgegenzunehmen. Gründe dafür seien unter anderem die Corona-Krise und der damit verbundene Fernunterricht über digitale Medien gewesen. Damit seien viele Jugendliche nicht zurechtgekommen und auch die Ausbilder im Berufsbildungszentrum Mölln hätten neue Wege beschreiten müssen, indem sie Youtube-Videos für den Unterricht drehten.

Viele Azubis brachen ihre Lehre während der Corona-Pandemie ab

„Trotz aller Bemühungen hat sich das in einer hohen Zahl von Abbrechern und wie bei den allgemeinbildenden Schulen auch mit schlechteren Noten widergespiegelt“, so Räth. Auch bei den Zimmerern gab es fünf Abbrecher. Insgesamt schafften 33 Azubis die Gesellenprüfung. Die besten Ergebnis erzielten Fliesenleger Hamza Güntay, Maurer Luca Seeliger und der Zimmerer Eike-Jan Schrader. Und auch für die Zukunft sieht es gut aus.

„Wir haben schon jetzt 40 Ausbildungsverträge in den Bauberufen unterschrieben. Es werden noch weitere folgen“, so Räth. Insgesamt seien Bauberufe für Jugendliche wieder attraktiver geworden. Bundesweit gebe es ein Plus von 1,5 Prozent bei den Ausbildungsverträgen in der Branche, betonte der Obermeister. Und praktisch alle Auszubildenden hätten sehr gute Chancen, von ihren Betrieben übernommen zu werden.