Schwarzenbek. Politik vermutet viele nicht angemeldete Hunde in der Europastadt. Die Hundezählung soll Aufschluss geben. Wann es losgeht.

17.500 Menschen, 900 angemeldete Hunde und Steuereinnahmen in Höhe von 112.000 Euro im Jahr 2022. In 2020 waren es noch 833 Hunde. Trotzdem kommt in der wachsenden Stadt auf knapp 20 Einwohner lediglich ein Hund – trotz der steigenden Zahl von Tierhaltern im Zuge der Corona-Pandemie.

Für den ländlichen Bereich erscheint den Politikern das eine erstaunlich geringe Zahl von Vierbeinern zu sein. Damit drängt sich bei Politik und Verwaltung in Schwarzenbek der Verdacht auf, dass längst nicht alle in der Europastadt lebenden „Fellnasen“ angemeldet sind. Deshalb soll es jetzt eine Zählung durch ein externes Unternehmen mit Hausbesuchen nach dem Vorbild der Rundfunkgebühren-Kontrolleure der GEZ geben. Nur mit dem Unterschied: Die Außendienstler lauschen nach dem Klingeln nicht, ob ein Radio spielt oder der Fernseher läuft, sondern ob ein Hund bellt.

Hundezählung: In Lauenburg führte schon die Androhung zum Erfolg

Angedacht ist die Zählung bereits seit gut vier Jahren, unter anderem wegen der Corona-Pandemie wurde der Termin aber immer wieder verschoben. Zuletzt war die Zählung für den Sommer 2022 geplant, nun soll es in zwei Wochen endlich losgehen. In Lauenburg wurde bereits 2015 über eine Zählung nachgedacht. Dort wirkte aber alleine die Androhung der Aktion.

Waren 2014 noch 733 Vierbeiner in der Schifferstadt angemeldet, so meldeten nach der Ankündigung der Kontrollen 130 weitere Halter ihre Hunde an. Trotzdem wollte die Schifferstadt im April 2015 noch mal eine offizielle Zählung starten, musste diese aber zunächst abblasen, weil der Landesdatenschützer Thilo Weichert Bedenken angemeldet hatte: Er sah das Steuergeheimnis verletzt.

Experten sind auf das Aufspüren nicht angemeldeter Hunde spezialisiert

Letztlich kam es dann aber im Juli und August 2015 doch noch zu den Kontrollen. Dabei entdeckten die Prüfer 88 Haushalte, in denen Hunde nicht angemeldet waren. Die Steuersünder mussten Bußgelder in Höhe von jeweils 500 Euro zahlen. Außerdem mussten sie Steuern nachzahlen. In einem Fall kam ein vierstelliger Betrag zusammen, weil Steuern für zwei Hunde und mehrere Jahre nachgezahlt werden mussten.

Den Effekt, dass alleine die Androhung einer Kontrolle ausreichte, um die Anmeldezahlen in die Höhe schnellen zu lassen, gab es in Schwarzenbek trotz mehrfacher Ankündigungen nicht. Deshalb gibt es jetzt die Zählung. Die Stadtverwaltung hat bereits 2020 hierfür die Firma Springer Kommunale Dienste ausgesucht. Die Experten aus Düren in Nordrhein-Westfalen sind auf das Aufspüren nicht angemeldeter Hunde spezialisiert.

Ein Mikrochip im Hals ersetzt die Hundemarke

Da die Hundemarke ausgedient hat und die Vierbeiner mittlerweile gechippt sind, haben die Außendienstler des Ordnungsamtes bei ihren Rundgängen weder die zeitlichen Kapazitäten noch die technischen Möglichkeiten, die Anmeldung von Hunden zu überprüfen.

Dafür würden sie ein spezielles Transpondergerät benötigen, um die Chips am Hals der Tiere auszulesen. Der Chip wird vom Tierarzt eingesetzt, er hat eine individuelle Nummer. Diese Nummer muss auch bei der Anmeldung des Hundes bei der Stadt angegeben werden – ebenso wie die Daten zur gleichfalls vorgeschriebenen Haftpflichtversicherung.

Kontrollen sollen zu mehr Steuergerechtigkeit führen

„Wir wollen mit der Kontrolle dafür sorgen, dass sich keine Einwohnerinnen und Einwohner – auch im Sinne der Steuergerechtigkeit – benachteiligt fühlen müssen, wenn sie Steuern für ihren Hund zahlen, andere Bürger aber nicht“, erläutert Kämmerer Jens-Ole Johannsen. Denn die Kosten sind je nach Art des Hundes und auch nach der Anzahl der Tiere bemessen.

Für einen Vierbeiner werden in der Stadt 120 Euro pro Jahr fällig. Wer einen zweiten Hund hat, muss für diesen 172 Euro zahlen, jeder weitere Hund kostet 220 Euro. Richtig teuer wird es von Besitzern sogenannter gefährlicher Hunde, wie beispielsweise Pitbulls oder American Staffordshire Terriern. Für diese Tiere werden 320 Euro fällig, ein zweiter Kampfhund kostet 600 Euro Steuern im Jahr.

Ab 23. Mai klingeln die Kontrolleure an der Haustür

Die Kontrollen beginnen ab Dienstag, 23. Mai, und werden bis voraussichtlich 31. Juli dauern. Geplant sind so genannte Haushaltsbefragungen. Das bedeutet, die Mitarbeiter des beauftragten Unternehmens klingeln an der Haustür und überprüfen, ob dort Hunde leben. „Im Bedarfsfall wird dann auch gerne über die Hundesteuerpflicht informiert“, so Johannsen.

Denn ein wirkliches Druckmittel außer dem moralischen Aspekt hat die Stadt nicht. „Die Prüfer haben keine Hoheitsrechte und dürfen das Haus nicht betreten. Sie fragen nach, ob es einen Hund gibt und weisen auf die Anmeldepflicht hin“, erläutert Johannsen das Prozedere. Es werde aber nicht passieren, dass Kontrolleure den Chip auslesen und mit den Anmeldedaten abgleichen. Die Stadt erhofft sich, dass auf diese Weise mehr Hunde angemeldet werden.

Die Mitarbeiter des Dienstleisters werden sich ausweisen. Die Hausbesuche erfolgen wochentags in der Zeit von 9 bis 19 Uhr sowie sonnabends von 10 bis 18 Uhr, direkt an der Wohnungseingangstür. „Nun sind wir auf die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger angewiesen und freuen uns, wenn sie die Mitarbeitenden der beauftragten Firma freundlich unterstützen. Wir hoffen auf einen reibungslosen Ablauf“, sagt der Kämmerer. Für weitere Fragen und Informationen stehen die zuständigen Mitarbeiter im Schwarzenbeker Rathaus persönlich in Zimmer 320, oder telefonisch unter 04151/88 11-55 oder -56 zur Verfügung.