Schwarzenbek. Die Meinungen im Bauausschuss Schwarzenbek sind geteilt. Die einen finden ihn schön, die anderen sehen ihn als Hindernis.
Was soll aus dem aus Feldsteinen gemauerten Brunnen auf dem alten Markt in Schwarzenbek werden? Darüber diskutierten Politiker auf der jüngsten Bauausschusssitzung. Für die einen steht er bei der Ausrichtung von Veranstaltungen nur im Weg und sollte, da er ohnehin keinen historischen Wert habe, entfernt werden, andere hingegen möchten ihn erhalten, weil er den Platz optisch aufwerte.
Mit seinem Feldsteinmauerwerk sieht er so aus, als ob es ihn schon ewig gegeben hätte. Mitten im Becken, das mittlerweile mit Erde aufgefüllt als Pflanzschale für Blumen dient, steht ein Pumpenschwengel. Eine eiserne Kette samt Schloss verhindert, dass dort Wasser gepumpt werden kann. „Eigentlich passt das nicht“, sagt Gisela Berger, Vorsitzende des Heimatbund und Geschichtsvereins in Schwarzenbek: „Im Mittelalter sahen Brunnen anders aus. Es waren Ziehbrunnen, bei denen über eine Rolle ein Eimer in den Brunnenschacht gelassen wurde.“
Schwarzenbek hat eine mittelalterliche Vergangenheit
Ralf Hinzmann, Bauamtsleiter von Schwarzenbek, betont, dass der Brunnen nicht historisch, sondern nur historisierend sei – eine Bezeichnung für Rekonstruktionen von Bauwerken, die nicht wirklich alt (historisch) sind, sondern nur den Anschein erwecken sollen. Und mit der historischen Realität hat der Schwarzenbeker Brunnen nicht viel zu tun. Obwohl es tatsächlich im 13. Jahrhundert eine befestigte Anlage des Ritters Wulf to Swarte Beke gab, die wahrscheinlich auch einen Brunnen hatte. Doch diese Burg befand sich rund 300 Meter westlich.
Der Brunnen auf dem alten Markt hingegen stammt aus dem Jahr 1989: Er wurde vom Bürgerverein gestiftet und am 2. September während des ersten Weinfestes der Wirtschaftlichen Vereinigung (WVS) eingeweiht. Mit seiner Feldsteinummauerung sollte er im Umfeld der St.-Franziskus-Kirche, der ehemaligen Kaiserlichen Post und der alten Marktschule an die mittelalterlichen Anfänge des Ortes erinnern.
Brunnen ist Hindernis für Feste und Märkte
Doch 34 Jahre später sind Post und Marktschule längst Neubauten gewichen und auch die Tage des Brunnens sind offenbar gezählt. In der Bauausschusssitzung diskutierten Politiker und Verwaltung über das Bauwerk, das schon lange kein Wasser mehr führt. Weil Rabauken immer wieder den Pumpenschwengel abbrachen, wurde die Pumpe stillgelegt und mit einer Kette gesichert.
Aktuell dient er als Blumentrog und steht im Weg – das sagt zumindest Bürgermeister Norbert Lütjens. In seiner ehemaligen Funktion als Stadtjugendpfleger war der heutige Verwaltungschef auch an der Ausrichtung vieler Feste auf dem alten Markt beteiligt: „Wir hatten immer Probleme mit dem Aufbau der Bühne und dem Platzieren von Verkaufsständen und Wagen“, erinnert er sich.
SPD spricht sich für den Erhalt aus
Einen solchen Brunnen habe es nie auf dem Gelände gegeben, sagt auch Roman Larisch (CDU), der sich noch an die alte Marktschule erinnern kann: „Auf dem alten Markt stand tatsächlich so ein Pumpenschwengel, aber ohne das Feldsteinmauerwerk drumherum.“
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Während sich die meisten Politiker einig mit dem Bauamtsleiter waren und dem Brunnen keinen historischen Wert beimaßen, sprach sich Sigrid Binder (SPD) in der Sitzung für dessen Erhalt aus: „Ich finde ihn einfach schön.“ Am Ende gab es keine Entscheidung. Damit bleibt offen, was aus dem Brunnen ohne Wasser werden soll. Klar ist: Für Veranstalter und Wochenmarktbeschicker, die während des diesjährigen Weinfests auf den alten Markt umziehen sollen, stellt der Brunnen ein massives Hindernis dar.