Sirksfelde. Ein Drittel weniger als 1945. Kreis Herzogtum Lauenburg legt Förderprogramm auf. Aber aller Anfang ist klein.

Sie sind das typische Merkmal der schleswig-holsteinischen Kulturlandschaft: Knicks, bewachsene Erdwälle, die einerseits einem Zaun gleich Felder voneinander abgrenzen, vor allem aber auch Wind brechen und so eine Erosion des Bodens verhindern. Aber Schleswig-Holsteins Knicks sind bedroht. Ihre Länge ist seit 1945 von schätzungsweise 75.000 Kilometern um rund ein Drittel geschrumpft. Die Gründe: Flurbereinigung, Straßenbau, wachsende Dörfer. Allein im Kreis Herzogtum Lauenburg schrumpfte der Knickbestand von etwa 6000 Kilometern (1945) auf 3800 Kilometer (2021).

Nun steuert der Kreis mit einem Förderprogramm gegen. Die Finanzierung erfolgt aus sogenannten Ersatzgeldern: Mit ihnen werden Eingriffe in die Natur wie zum Beispiel Knickrodungen, Neubau von Windkraftanlagen oder Leitungstrassen für Strom und Gas kompensiert. Ein Meter Knick kostet laut Kreisverwaltung eine Summe im niedrigen dreistelligen Bereich. Ziel sei es, wichtige Biotope für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen zu schaffen und die durch das Knicknetz geprägte historische Kulturlandschaft im Kreis zu erhalten und auch wieder zu verbessern.

Warum Schleswig-Holsteins berühmte Knicks verschwinden

Aktuell spielen aber auch die Aspekte der wirtschaftlichen Nutzung wieder eine größere Rolle, denn Knicks müssen regelmäßig „auf den Stock gesetzt“, also bis auf wenige größere Bäume gerodet werden. Ergibt ertvolles Brennholz. Die Kirchengemeinde Lütau zum Beispiel beheizt Kirche, Pastorat und Kita mit Hackschnitzeln aus den Knicks des an Landwirte verpachteten Kirchenlandes.

So sieht eine Wallhecke aus, bevor sie mit Sträuchern und Bäumen bepflanzt wird.
So sieht eine Wallhecke aus, bevor sie mit Sträuchern und Bäumen bepflanzt wird. © Rabea Osol | Rabea Osol

Ein Drittel aller Knicks sind seit 1945 verschwunden

Landwirt Gerrit Peters ist einer der Nutznießer des Förderprogramms des Kreises. Er hat sich um die Neuanlage eines Knicks auf seinem Grundstück in Sirksfelde beworben. Weil der neue Knick Wald- und Gewässerbiotope verbindet und eine Lücke im Knicknetz schließt, hat der Kreis eine Förderung der Baukosten in Höhe von 100 Prozent gewährt. Auch die schützende Wirkung an der Grenzlinie zwischen Acker- und Grünlandflächen wurde positiv bewertet. „Uns war sofort klar, dass wir da mitmachen wollen“, sagt Gerrit Peters’ Vater Gerhard, der Bürgermeister in Sirksfelde ist; und Vater von Gerrit Peters, der den elterlichen Hof übernommen hat und ihn gerade auf Bio-Landwirtschaft umstellt.

400 Meter Knick wurden 2022 neu angelegt

Allerdings ist das Förderprogramm nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Der neue Knick in Sirksfelde hat eine Länge von 269 Metern – und ist damit der längste der im Jahr 2022 geförderten. Insgesamt wurden über das Förderprogramm 400 Meter Knicks neu angelegt. Über 700 Gehölze aus 13 Arten wurden auf dem neuen Wall angepflanzt, darunter Schlehen, Weißdorn, Feldahorn und Hasel. Der Knickwall wurde bereits im Juli 2022 angelegt damit er sich vor der Bepflanzung im November ausreichend setzen konnte. Um die jungen Pflanzen vor Verbiss zu schützen, ist der Knick zu Beginn durch einen Zaun geschützt, der wieder entfernt wird sobald das Gehölz resistent genug ist. Die Anlage dient zugleich dem Ausgleich vergangener Eingriffe in das Knicknetz und in andere wertvolle Biotopflächen im Kreis Herzogtum Lauenburg.

Volker Rudolph vom Fachdienst Naturschutz des Kreises auf dem neu angelegten Knick in Sirksfelde.
Volker Rudolph vom Fachdienst Naturschutz des Kreises auf dem neu angelegten Knick in Sirksfelde. © Rabea Osol | Rabea Osol

Anträge auf Förderung von Knickanlagen können immer bis Ende November für das Folgejahr gestellt werden. Die Antragsformulare und weitere Informationen sind unter dem Stichwort „Knickschutzprogramm“ auf der Internetseite des Kreises unter www.kreis-rz.de hinterlegt. Eine Beratung oder einen Ortstermin mit dem Fachdienst Naturschutz können unter 0 45 41/88 84 77 oder der E-Mail an vereinbart werden.