Lütau. Das Landeserntedankfest Schleswig-Holstein wird dieses Jahr in Lütau gefeiert. Warum der Ort für die Veranstaltung ausgewählt wurde.
„Manchmal muss man mutige Entscheidungen treffen“, sagt Johanna Lembcke-Oberem. Als die Seelsorgerin vor einem Jahr ihre Stelle in der Kirchengemeinde Lütau antrat, waren die Bauarbeiten schon fast beendet: Zwölf Jahre hatte die Gemeinde am Konzept einer nachhaltigen Wärmeerzeugung gearbeitet, immer wieder Gremien überzeugen müssen. Seit einem Jahr läuft nun die Anlage, die mit Holzhackschnitzeln und Solarthermie sowohl das Pastorat, als auch Kita und Kirche beheizt.
Das Energiekonzept – die Holzhackschnitzel stammen von den Knicks auf 133,5 Hektar verpachtetem Kirchenland – ist ein Schwerpunkt beim Landeserntedankfest am Sonntag, 2. Oktober. „Als wir Anfang des Jahres diesen Schwerpunkt festgelegt haben, war uns nicht klar, wie aktuell er heute sein würde“, sagt die Pastorin.
Nachhaltiges Energiekonzept: Landeserntedankfest wird in Lütau gefeiert
Das nachhaltige Energiekonzept ist auch der Grund, warum die Nordkirche das landesweite Erntedankfest an die Gemeinde vergeben hat. „Lütau kam uns sofort in den Sinn, als wir im Lauenburgischen nach einer Kirchengemeinde gesucht haben, die Gastgeberin des Landeserntedankfestes 2022 sein könnte“, sagt Kirsten Fehrs, Bischöfin für den Sprengel Lübeck und Hamburg: „Das war für mich die ideale Verbindung zwischen Landwirtschaft und Kirche – bei Landschaftspflege und Schöpfungsbewahrung müssen wir an einem Strang ziehen.“
Das Landeserntedankfest wird reihum in den Sprengeln der Landeskirche gefeiert, 2021 war Wesselburen in Dithmarschen (Sprengel Schleswig und Holstein) Gastgeber des Fests. Als die Anfrage des Bischofbüros kam, sei man zunächst etwas geschockt gewesen, bekennt Pastorin Lembcke-Oberem. Doch dann überwog die Begeisterung: „Es ist eine große Ehre für unser Dorf. Wir freuen uns darauf, Menschen aus dem ganzen Land zeigen zu dürfen, was es an Gutem im Dorf und in der Umgebung gibt.“
Kirche und Land wollen Leistungen der Landwirtschaft würdigen
Das Landeserntedankfest beginnt um 11 Uhr mit einem Festgottesdienst in der St. Dionys und St. Jacobus-Kirche (Redderallee 1). Dort finden knapp 250 Besucher Platz, deshalb wird der Gottesdienst samt Predigt der Bischöfin nach draußen übertragen. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU), Landesbauernpräsident Klaus-Peter Lucht und Bürgermeister Jürgen Awe werden anschließend ebenfalls vor der Kirche die Gäste begrüßen und das Fest eröffnen.
Kirche und Land wollen würdigen, was Landwirte leisten. „Unter besonders erschwerten Bedingungen in diesem Jahr“, so Fehrs. 2022 habe gezeigt, wie rasant sich Wetter und Klima verändern würden. „Und auch der Krieg in der Ukraine zeigt uns, dass es nicht selbstverständlich ist, jeden Tag etwas auf dem Teller zu haben“, sagt die Bischöfin und ist sich darin mit dem Minister einig: „In der Erntedankzeit werden wir daran erinnert, wie wertvoll unsere Lebensmittel sind und wie viel Ressourcen und Arbeit, aber auch Herzblut in deren Produktion stecken.“
Um 14 Uhr startet ein Ernteumzug durch die Gemeinde. Neben der Heizanlage können viele Bauernhöfe und Betriebe besichtigt werden. Auf dem Platz vor der Kirche gibt es einen Herbstmarkt mit Angeboten aus der Region.