Schwarzenbek. Die Hobby-Modellbauern öffnen für Besucher ihre Türen und zeigen ihre Welt im Miniaturformat. Was Jung und Alt daran so fasziniert.

Es gibt Punsch und Kekse, der Weihnachtsmann verteilt Geschenke und eine Tombola lockt mit Gewinnen: Zum Abschuss des Jahres laden die ehrenamtlichen Modelleisenbahner Besucher am zweiten Adventswochenende zum „Weihnachtsfahrtag“ in ihre Hallen an der Röntgenstraße 22 in Schwarzenbek ein.

„Vorsicht an der Bahnsteigkante“, heißt es am 3. und 4. Dezember. Und das ist auch genau so gemeint. Denn die Eisenbahnfreunde Schwarzenbek laden an beiden Tagen von 13 bis 17 Uhr nicht zur zum Besuch ihrer Modelleisenbahnanlagen in den Maßstäben H0 (1:87) und N (1:160) ein, Besucher können auch mit einer Feldbahn Runden um die 900 Quadratmeter großen Hallen drehen.

Eine Feldbahn ist die neue Attraktion der Eisenbahnfreunde Schwarzenbek

„Das geht aber nur, wenn das Wetter mitspielt“, sagt Michael Hagel, Vorsitzender der Eisenbahnfreunde. Bei Eis- und Schneeglätte sei das Risiko zu groß, dann bleiben E- und Diesellok im Lokschuppen. Den haben die Eisenbahnfreunde auf einer Freifläche auf der Rückseite der Hallen in diesem Jahr aufgebaut. Zwischen zwei Seecontainer, die Werkzeug und Material enthalten, muss noch eine Überdachung als Freiluftwerkstatt fertiggestellt werden.

„Im kommenden Jahr soll die ganze Fläche rund um Lokschuppen und Werkstatt dann noch asphaltiert werden“, sagt Hagel. Die dort verlegten Schienen samt Weichen wurden dauerhaft verlegt. Vor der Halle, hier parken sonst die Fahrzeuge der Vereinsmitglieder und benachbarter Unternehmen, werden für die Fahrtage die Schienen provisorisch auf dem Pflaster verlegt.

In diesem Jahr fertiggestellt wurde der Lokschuppen für die Triebwagen der Kleinbahn.
In diesem Jahr fertiggestellt wurde der Lokschuppen für die Triebwagen der Kleinbahn. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Mit einer Fläche von 900 Quadratmetern ist die Anlage der Schwarzenbeker Eisenbahnfreunde nach dem Hamburger Miniaturwunderland und dem Leeraner Miniaturland in Ostfriesland mit jeweils etwa 1500 Quadratmetern die drittgrößte Anlage in Norddeutschland. Die ebenfalls ehrenamtlich betriebene Modelleisenbahn im Museum für Hamburgische Geschichte (Holstenwall 24) bringt es auf „nur“ 250 Quadratmeter. 250 Mitglieder, darunter 20 Jugendliche, treffen sich an der Schwarzenbeker Röntgenstraße, um ihre Visionen einer Modellbauwelt zu verwirklichen. Highlight des Weihnachtsfahrtags ist eine Winterwelt in der Märklin-Halle, die aus der Zentralschweiz stammt: Die Gondel führt im Original von Engelberg auf den 3238 Meter hohen Titlis.

Die Schwarzenbeker Eisenbahnfreunde laden für das zweite Adventwochenende, 3. und 4. Dezember, zum Weihnachtsfahrtag in ihre Hallen an der Röntgenstraße 24 ein. Highlight in der Märklin-Welt (Spur H0) ist ein Bergwelt, die dem schweizerischen Berg Titlis (3238 Meter hoch) nachempfunden ist.
Die Schwarzenbeker Eisenbahnfreunde laden für das zweite Adventwochenende, 3. und 4. Dezember, zum Weihnachtsfahrtag in ihre Hallen an der Röntgenstraße 24 ein. Highlight in der Märklin-Welt (Spur H0) ist ein Bergwelt, die dem schweizerischen Berg Titlis (3238 Meter hoch) nachempfunden ist. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

Mitglieder bauen eine heile Welt im Miniaturformat

„Wir bauen uns hier die Welt so, wie wir sie gerne hätten. Es gibt keine Panzer und keine Kriege, sondern einfach heile Welt. Das anzuschauen, tut dem Auge und der Seele gut“, beschreibt Joachim Gabriel was ihn an der Modellbauwelt so fasziniert. Im heimischen Zarrentin hat der Rentner eine weitere Anlage, doch wenn er Züge fahren lassen möchte, kommt er auf die große Anlage. Züge fahren zu lassen und an den Lokomotiven zu bauen macht auch für Philipp Sell (14) die Faszination aus: „Der Modellbau selber ist nicht so meins.“

Der Grund, warum der Verein sich beständig weiterentwickelt, ist einfach: Statt im heimischen Keller oder Hobbyraum bevorzugen viele Mitglieder den Austausch mit anderen Modellbauern, können sich aber in der weitläufigen Anlage auch zurückziehen und an ihren jeweiligen Modulen arbeiten. „Experten haben uns bescheinigt, dass dies die Zukunft des Modellbaus ist“, so Hagel. Einen Trafo, mit dem viele heimische Spielzeugeisenbahnen geregelt werden, gibt es hier nicht: Die Züge fahren gleichzeitig über die Anlage, werden modern per Computerprogramm oder per App gesteuert.

Weihnachtsfahrtage am zweiten Adventswochenende

Drei Mal im Jahr laden die Hobby-Eisenbahnen zu Fahrtagen ein: Ostern, im Sommer sowie am zweiten Adventswochenende. Für die beiden Fahrtage am 3. und 4. Dezember haben sich Hagel und seine Mitstreiter einiges ausgedacht: An beiden Tagen sind die Hallen von 13 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. In der Halle gibt es Kaffee, Punsch und Glühwein, dazu eine große Tombola. „Im vergangenen Jahr mussten wir unsere Weihnachts-Fahrtage wegen der Pandemie leider absagen, haben aber noch jede Menge Preise von damals. Deshalb gibt es bei der aktuellen Tombola auch kaum Nieten“, verspricht der Vereinsvorsitzende.

Im Außenbereich können die Gäste mit zwei Feldbahnen um die Halle fahren: 400 Meter Gleise sind auf der rückwärtigen Seite der Hallen verlegt, 100 Meter mobile Gleise werden noch vor der Halle verlegt, um den Rundkurs zu vollenden. Mit an Bord der Feldbahn ist zudem der Weihnachtsmann, der im Außenbereich und den Hallen kleine Geschenke an Kinder verteilen wird.