Schwarzenbek. Stadt plant mit Notstromaggregaten und Hilfsangeboten für den Notfall. Warum Feuerwachen Anlaufpunkte für Bürger sein werden.

Die Gaslieferungen aus Russland sind eingestellt, die Stromversorgung ist alles andere als sicher. Deshalb bereiten sich viele Menschen auf einen kalten Winter in ungeheizten Wohnzimmern vor, aber auch die Kommunen und der Kreis treffen Vorsorge für einen möglichen Stromausfall (Blackout). „Wenn der Strom drei Tage lang ausfällt, bekommen wir Anarchie. Es ist wichtig, für eine Ausnahmesituation gerüstet zu sein, die hoffentlich so nie eintritt“, sagt Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens. Für dieses Szenario arbeitet die Stadt bereits seit mehreren Monaten an Notfallplänen und fühlt sich gut gerüstet.

Die Stadt hat die Alarmierungsketten für den Katastrophenfall aktualisiert, Abstimmungsgespräche mit DRK, Feuerwehr und Katastrophenschutz geführt, aber auch die beiden Notstromaggregate überprüfen lassen. „Es gibt beispielsweise mehrere Hebewerke in unserem Abwassernetz, die mit Strom betrieben werden müssen, damit die Kanalisation funktioniert. Wir haben Pläne, wie wir diese Pumpstationen in regelmäßigen Abständen betreiben können“, so der Bürgermeister. Die Notstromaggregate werden aber auch benötigt, um bei einem Ausfall der Elektrizität das Rathaus mit Strom versorgen, weil dort ein Krisenstab sitzen wird.

Feuerwachen können auch im Blackout stabile Funkverbindungen herstellen

Ein weiterer Baustein in den Notfallplänen ist die Feuerwache an der Lauenburger Straße 46. „Die Feuerwachen werden Anlaufpunkte für die Bürger sein. Sie haben entweder eigene Notstromaggregate oder können auch die Batterien der Fahrzeuge nutzen, um eine stabile Funkverbindung zu Rettungsdiensten und anderen Anlaufstellen herzustellen“, sagt Tobias Frohnert, Sprecher der Kreisverwaltung. Denn auch der Kreis, der für den Katastrophenschutz zuständig ist, bereitet sich auf den schlimmsten Fall vor. „Wir haben Pläne für eine Notfallversorgung, wenn der Strom in einem größeren Gebiet für längere Zeit ausfällt. Natürlich können wir nicht mehrere Kommunen mit Notstromaggregaten versorgen, aber wir können die kritische Infrastruktur erhalten“, betont Kreissprecher Tobias Frohnert.

Die Feuerwache an der Lauenburger Straße 46 wird bei einem Blackout ein wichtiger Anlaufpunkt für die Bürger. Hier gibt es Hilfe und eine stabile Funkverbindung zu Rettungsdienst, Krankenhäusern und Katastrophenschutz.
Die Feuerwache an der Lauenburger Straße 46 wird bei einem Blackout ein wichtiger Anlaufpunkt für die Bürger. Hier gibt es Hilfe und eine stabile Funkverbindung zu Rettungsdienst, Krankenhäusern und Katastrophenschutz. © Marcus Jürgensen | Marcus Jürgensen

So gibt es beispielsweise zwei Tankstellen – eine in Ratzeburg, eine weitere in Geesthacht – deren Kraftstoffpumpen mit Notstromaggregaten versorgt werden, damit Fahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst betankt werden können. Für Menschen, die Pflege, Medikamente oder Sauerstoff benötigen, gibt es Pläne für eine zentrale Unterbringung – beispielsweise in der Ratzeburger Riemann-Halle bei der Bundespolizei. „Es ist im Notfall besser, diese Menschen zentral zu versorgen, als eine Infrastruktur mit ambulanten Pflegediensten aufrecht zu erhalten“, so Frohnert.

Diskussionsrunde zur Stromversorgung am Montag, 24. Oktober, bei den FWS

Das Thema beschäftigt aber auch die Kommunalpolitiker. So lädt die Wählergemeinschaft FWS (Freie Wähler Schwarzenbek) erstmals zu einer öffentlichen Fraktionssitzung ein. Für Montag, 24. Oktober, hat Fraktionschef Bernhard Böttel den Experten Andreas Mötzing als Referenten zum Thema „Stromversorgung in Deutschland“ eingeladen. Los geht es um 18.30 Uhr im Festsaal des Schwarzenbeker Rathauses.

Mötzing ist Regionalleiter des Versorgers „50Hertz“, der mehr als 18 Millionen Menschen in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Elektrizität versorgt. „Wir als FWS-Fraktion halten das Thema auch für Schwarzenbek für mehr als wichtig. Daher möchten wir diese Informationen allen Interessierten zugänglich machen. Wir machen uns Sorgen um die Energieversorgung in Schwarzenbek und laden deshalb zu einer Diskussion ein“, sagt Bernhard Böttel.

So verteilt sich die Stromversorgung in Deutschland

Der im ersten Halbjahr 2022 in Deutschland erzeugte und ins Stromnetz eingespeiste Strom stammte laut Statistischem Bundesamt (Destatis) zu knapp einem Drittel (31,4 Prozent) aus Kohlekraftwerken. Die Einspeisung von Kohlestrom nahm damit im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um 17,2 Prozent zu. Damit wuchs die Bedeutung von Kohlestrom für die Energieversorgung in Deutschland weiter, wenngleich die aus konventionellen Energieträgern erzeugte Strommenge gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 7,1 Prozent auf einen Anteil von 51,5 Prozent des eingespeisten Stroms zurückging. Demgegenüber stieg die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen um 12,1 Prozent auf einen Anteil von 48,5 Prozent (erstes Halbjahr 2021: 43,8 Prozent).

Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2022 in Deutschland 263,2 Milliarden Kilowattstunden Strom ins Netz eingespeist. Das waren 1,3 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021. Bei den erneuerbaren Energien dominierte die Windkraft mit 25,7 Prozent gefolgt von Fotovoltaik (11,2 Prozent), Biogas (5,7 Prozent), Wasserkraft (3,2 Prozent) und sonstigen Energiequellen (2,7 Prozent). Bei den konventionellen Energieträger lag die Kohle (Braun- und Steinkohle) mit 31,4 Prozent vor Erdgas (11,7 Prozent), Kernenergie (6 Prozent) und sonstigen Energieträgern (2,4 Prozent)