Oststeinbek. Zwei von vier der mehr als 300 Tonnen schweren Trafos haben Oststeinbek erreicht. Wie sie helfen, die Energiewende zu bewältigen.
Es war eines der Ereignisse der vergangenen Wochen: Der Schwertransport von Lauenburg durch Hamburg in das Umspannwerk „5o Hertz“ in Oststeinbek. Zwei Trafos haben ihr Ziel bereits erreicht, zwei weitere Runden stehen bevor. Zeit zu fragen: Wozu eigentlich der ganze Aufruhr? Wofür sind die Trafos da? Und was genau passiert jetzt mit ihnen?
„Das zu erklären, ist gar nicht so einfach“, räumt Andreas Mötzing ein. Er ist Leiter des Regionalzentrums West, zu dem neben einem Standort in Wolmirstedt auch das Umspannwerk in Oststeinbek gehört. Beide gehören zum Übertragungsnetzbetreiber „50 Hertz“. An insgesamt zehn Standorten sorgt das Unternehmen dafür, dass mehr als 18 Millionen Menschen in acht Bundesländern mit Strom versorgt werden. Der Standort in Oststeinbek ist für Hamburg und Schleswig-Holstein zuständig.
Umspannwerk ist Schnittstelle zum Regionalversorger
Aber von vorne: „Wenn zu Hause der Strom aus der Steckdose kommt, ist das für die meisten selbstverständlich“, so Mötzing. Damit man aber das Smartphone aufladen, sich die Haare föhnen oder Fernsehen gucken kann, muss eine Menge passieren. Zum Beispiel muss der Strom die richtige Spannungsebene haben. Hier kommt das Umspannwerk ins Spiel: „Wir sind, wie der Name schon sagt, dafür da, Spannung umzuspannen,“ erklärt Mötzing. „Und zwar von 380.000 auf 110.000 Volt.“ Energie wird erzeugt, auf die richtige Spannungsebene umgespannt und dann mit einer Spannung von 110.000 Volt an den Regionalversorger, also das Stromnetz Hamburg, übergeben. Dort wird der Strom noch weiter umgespannt, bis er schließlich in die Haushalte geht.
Das Umspannwerk ist also die Schnittstelle zum Regionalversorger. Und: „Wir sind in Deutschland gerade fleißig dabei, von fossiler auf erneuerbare Energien wie Wind oder Sonne umzusteigen“, so Mötzing. „Dadurch verändert sich aber auch einiges.“ Früher war die Energieversorgung unter Braunkohle, Steinkohle, Gas, Öl oder Atomkraft recht zentral aufgestellt. Es gab feste Leitungen, Punkte und Abnehmer.
Jetzt werden zentrale Punkte abgeschaltet und eine dezentrale Energieerzeugung aufgestellt. „Denn selbst große Windparks erzeugen nicht dieselbe Energie wie ein großes Kraftwerk früher.“ Solaranlagen, Windparks und Co. sind heute über ganz Deutschland verteilt. „Die Aufgabe, dass die Stromversorgung trotzdem reibungslos funktioniert, gilt es jetzt zu stemmen.“ Es geht um die Fragen: „Wie bekommen wir die Energie eingesammelt? Und wie bekommen wir sie transportiert?“
Trafos heißen Phasenschieber und halten 40 Jahre
Um diese neuen Aufgaben, die sich durch den Umstieg auf erneuerbare Energien ergeben, zu regeln, werden die vier Trafos gebraucht. In der Fachsprache werden sie übrigens Phasenschieber, Phasenschiebertransformator oder Querregeltransformatoren genannt. Zwei Stück gehören immer zusammen, die folgende Funktion erfüllen: Nicht mehr das Umspannen von 380.000 zu 110.000 Volt, sondern die Steuerung des Lastflusses innerhalb des Übertragungsnetzes. „Ich kann dem Strom auf diese Weise sagen: Du gehst jetzt nach A, B oder C.“ Ziel des Ganzen ist, dass keine Leitung überläuft. „Wir sind dann dazu in der Lage, die erzeugte Energiemenge aufzunehmen und an die bestimmten Bereiche zu steuern.“
Um die ganz genaue Technik dahinter zu verstehen, muss man in Physik sehr gut aufgepasst haben. Das ist aber auch gar nicht so wichtig. Hauptsache ist jetzt, dass auch die weiteren zwei Trafos in Oststeinbek ankommen und sie möglichst bald ans Netz angeschlossen werden. Der zweite Trafo hat am Freitag um 5 Uhr morgens sicher das Umspannwerk erreicht.
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An dem ersten werden derzeit noch Arbeiten vorgenommen, Teile und Zubehör angebaut. Dabei bekommt „50 Hertz“ Unterstützung von externen Firmen, zum Beispiel von EKS Montage GmbH. Bauüberwacher Andrei Margarit ist zufrieden damit, wie er und seine Kollegen vorankommen. „Wenn es so weitergeht, können die Trafos im Frühjahr 2022 ans Netz gehen.“
Trotz der einen oder anderen Schwierigkeit ist Andreas Mötzing zufrieden mit den Transporten. „Dass nicht alles hundertprozentig reibungslos verläuft, gehört dazu.“ Schlaflose Nächte habe er deshalb auf jeden Fall nicht gehabt. Und auch, wenn die Aufregung groß war und nach wie vor ist: „Wenn der vierte Schwertransport hier ankommt, war das auch erstmal der letzte für die nächsten 40 Jahre.“ So lange halten die Phasenschiebertransformatoren nämlich.