Schwarzenbek. Bürgermeister wirbt für eine Neuauflage des Seniorenbeirats. Doch es mangelt an Bewerbern. Das soll sich jetzt ändern.
Die Interessen von Senioren sowie für Kindern und Jugendlichen müssen bei Projekten, die diese Bevölkerungsgruppen betreffen, vertreten werden. Rund 4500 Bewohner der mehr 17.000 Einwohner zählenden Europastadt gehören der sogenannten Generation 60 plus an, gut die gleiche Anzahl ist minderjährig. Die Beteiligung dieser beiden Gruppen schreibt die Kommunalverfassung des Landes Schleswig-Holstein zwingend vor, aber in Schwarzenbek ist das seit vielen Jahren nur noch bedingt der Fall.
Den im Jahr 2009 gegründeten Kinder- und Jugendbeirat gibt es bereits seit 2015 nicht mehr, der Seniorenbeirat löste sich im Jahr 2019 nach dem Streit um die demokratisch legitimierte Wahl eines AfD-Mitglieds in das Gremium auf.
Seitdem hat die Stadt ein Problem, diese beiden Gruppen, die jeweils mindestens ein Viertel der Stadtbevölkerung ausmachen, in die Entscheidungen über Bebauungspläne und weitere wichtige (mitbestimmungspflichtige) Vorhaben einzubinden.
Seniorenbeirat ist etwas anderes als „Aktive Senioren“
Bei den Kindern und Jugendlichen hat die Stadt eine Übergangslösung über Workshops im Jugendtreff und mit der Gruppe „Jugend aktiv“ gefunden, die bei Beratungen beispielsweise über Bebauungspläne eingebunden werden.
Für die älteren Schwarzenbeker zeichnet sich diese Lösung noch nicht ab. Es gibt zwar den Verein „Aktive Senioren“, der sich um Ausflüge, Spielenachmittage und andere gesellschaftliche Treffen kümmert. Der Verein um den Vorsitzenden Patrick Göring hatte auch Interesse angemeldet, die Aufgaben des Seniorenbeirats mit zu übernehmen. Das ist aufgrund der Satzung aber nicht möglich.
„Wir haben jetzt eine Teilung von „aktiven Senioren“, die Veranstaltungen organisieren und Seniorenbeirat. Das ist auch politisch so gewollt. Wir suchen aktuell Menschen, die sich auch politisch für ältere Schwarzenbeker engagieren und in den Gremien der Selbstverwaltung mitarbeiten wollen wollen“, sagt Ordnungsamtsleiterin Petra Scheerer.
Langjährige Tradition von Aktivitäten für ältere Menschen
Den Seniorenbeirat in Schwarzenbek gibt es bereits seit 1985. Viele Jahrzehnte war er ein reiner „Bespaßungsverein“ für ältere Bewohner der Stadt und organisierte Frühstücke, Ausfahrten, Tanzveranstaltungen sowie Stadtrundfahrten mit den Bürgermeistern oder Silvesterbälle. Politisch wurde der Beirat erst 2010. Damals bekam das Gremium Mitsprache- und Antragsrecht in den Gremien. Die Veranstaltungen wechselten nach und nach zum Verein „Aktive Senioren“.
Diese Teilung soll auch beibehalten werden. Aber während die „Aktiven Senioren“ nach der zwangsbedingter Corona-Pause jetzt wieder durchstarten, liegt die politische Beteiligung der Generation 60 plus brach. Dabei stehen gerade jetzt im Zusammenhang mit Innenstadtbelebung und dem Flächennutzungsplan, der neu aufgestellt wird, Weichenstellungen an, die auch die Zukunft der älteren Menschen in der Stadt wesentlich prägen werden.
Infoveranstaltung soll Freiwillige für Beirat finden helfen
Deshalb hat Bürgermeister Norbert Lütjens es sich zum Ziel erklärt, noch vor der Kommunalwahl im Mai 2023 eine Neuauflage des Seniorenbeirats auf den Weg zu bringen. Dafür hat Lütjens zu einer Informationsveranstaltung am Mittwoch, 31. August, eingeladen, bei der er gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Kreisseniorenbeirats, Reinhard Vossgerau, über die Aufgaben und Ziele des Gremiums informieren möchte. „Wir hoffen sehr, dass wir an dem Abend Bewerber finden werden“, so Petra Scheerer. Der Beirat kann sieben Mitglieder haben. Besser wären mehr gewählte Vertreter, um Nachrücker zu bekommen, falls während der dreijährigen Wahlzeit Mitglieder ausscheiden müssen. Zwingend erforderlich sind aber mindestens vier Mitglieder, um einen Vorstand zu bilden. Dieser besteht aus dem Vorsitzenden, einem Stellvertreter sowie Schriftführer und Kassenwart. Natürlich können sowohl Frauen als auch Männer diese Ämter bekleiden.
Die Sitzung beginnt um 16 Uhr im Festsaal des Rathauses am Ritter-Wulf-Platz 1. Wer sich zur Wahl stellen möchte, muss mindestens 60 Jahre alt sein und seinen Hauptwohnsitz in Schwarzenbek haben. Bis zum 17. Oktober werden die Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit haben, ihre Wahlvorschläge bei der Stadt einzureichen. Für den 24. Oktober ist eine Veranstaltung geplant, auf der sich alle Kandidaten vorstellen können. Die Wahl erfolgt am 17. November.