Schwarzenbek. Mangelhafte Strecken verleiden den Fahrradfahrern die Freude an der Mobilitätswende. Schwarzenbek kündigt Verbesserungen an.
Löcher, Risse, Unebenheiten, Baumwurzeln, enge Fahrspuren – es gibt einiges, was Radfahrern die Touren auf zwei Rädern in Schwarzenbek schwer macht. Während der diesjährigen Kampagne Stadtradelndes bundesweiten Bündnisses Klimaschutz, an der Ende Mai bis Mitte Juni 180 Schwarzenbeker in 19 Teams teilnahmen, wurden diese Defizite deutlich.
„Stadtradler“ decken Mängel auf den Radwegen auf
Einige Radler nutzten die Aktion nämlich nicht nur, um ihre gefahrenen Kilometer registrieren zu lassen und so am Wettbewerb teilzunehmen, sondern sie listeten auch festgestellte Mängel und Wünsche auf. Dafür nutzten sie die Radar-App, die Webseite radar-online.net oder sie schrieben an die Stadt. „Die Radwege brauchen durchweg auf jeden Fall mehr Pflege“, resümierte Gudrun Kock.
Die 69-Jährige, die am Sonnabendvormittag auf dem Ritter-Wulf-Platz durch den Bürgervorsteher Rüdiger Jekubik und die Klimaschutzmanagerin Nina Reimers als zweitbeste Radlerin ausgezeichnet wurde, ist nicht nur während der Aktion mit dem Rad unterwegs. Sie fährt täglich etwa 50 bis 60 Kilometer und kennt so ziemlich jeden Weg, auch außerhalb der Stadt.
Risse und Löcher erhöhen Sturzgefahr, Autos parken Wege zu
Den Radweg nach Elmenhorst an der B 207 beklagen gleich mehrere Nutzer. Risse und große Löcher erhöhen die Sturzgefahr. Ihre Einschätzung in der App: „Sehr schlechte Radwegqualität!“. Auch in der Stadt ist das Radeln problematisch. „An der Hamburger Straße in Richtung Bergedorf ist es durch die Fahrzeuge, die zur Hälfte auf dem Weg parken, einfach zu eng“, sagte Sigrun Kühn, Pastorin der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde.
Sie und ihre Mitstreiter stellten das stärkste Team in der Aktion zusammen. 56 Leute machten mit. Sie radelten zusammengerechnet 9202 Kilometer und kamen in der Wertung der gefahrenen Strecke auf den zweiten Platz. Knapp 100 Kilometer mehr legte das Team der Liedertafel zurück, angespornt von seinem Teamleiter Thorsten Schmidt. Der 60-Jährige kam in der Einzelwertung auf den dritten Platz. Er fährt jeden Tag mit dem Rad nach Mölln zur Arbeit, bei jedem Wetter und fast immer in kurzen Hosen. Erst ab Minus 5 Grad zieht er lange Hosen an.
Bürgervorsteher appelliert zu mehr Nutzung des Fahrrads
Im nächsten Urlaub plant Schmidt eine 800 Kilometer lange Tour entlang der Oder und der Neiße. „Wir starten in Zittau und fahren dann erst einmal zur Quelle der Oder in Tschechien“, erzählt er.
Die Teilnehmer des Stadtradelns hoffen, dass sich noch mehr Menschen für das Rad entscheiden. Das nützt nicht nur dem Klimaschutz, machte Jekubik deutlich. „Wir spüren derzeit alle die hohen Energiekosten an den Tankstellen im eigenen Portemonnaie. Das wird sich in den nächsten Jahren nicht ändern“, sagte er. Ein Beitrag für das Klima und das Sparen sei der Umstieg auf das Rad, wo immer es geht.
Um das zu fördern, hat die Stadt bereits vor einigen Jahren in den Bau von wettersicheren Unterständen am Bahnhof investiert, damit mehr Schwarzenbeker Pendler auf das Auto verzichten, um den Regionalexpress zu erreichen.
Ein Mobilitätskonzept für die gesamte Region ist geplant
Die Stadt will aber noch weiter gehen: „Wir wollen im nächsten Jahr erstmals ein Radwegekonzept erstellen. Die Bürger werden daran beteiligt, und jeder ist aufgerufen, Hinweise, Kritik und Vorschläge zu machen für ein besseres Radfahren“, sagte Nina Reimers. Darüber hinaus erarbeitet die Aktivregion Sachsenwald-Elbe ein nachhaltiges Mobilitätskonzept.
Dabei geht es nicht nur um das Radwegenetz in den 56 Gemeinden der Region, sondern auch um Bike- und Carsharing, Elektromobilität und den Öffentlichen Personennahverkehr. In Workshops wurde unter anderem darüber diskutiert, beim Bau von Radwegen zu berücksichtigen, dass künftig mehr Menschen mit Lastenfahrrädern unterwegs sein werden. Auch eine zweite Spur für den Radweg an der B 207 und der Ausbau aller Bundesstraßen mit Radwegen wurde besprochen. Schwarzenbek finanziert auch den Bau eines Radwegs entlang der Trasse der im Bau befindlichen Umgehungsstraße.
Außerdem will die Stadt im Dezember einen Pilotversuch mit drei Stadtbuslinien starten, die von umweltfreundlichen Elektrobussen bedient werden.
Das sind die Ergebnisse des Stadtradelns in Schwarzenbek
180 Teilnehmer legten in der dreiwöchigen Kampagne 37.548 Kilometer zurück, das entspricht einer Kohlendioxid-Vermeidung von sechs Tonnen. Berechnet wurden 154 Gramm pro Person und per Rad gefahrenem Kilometer. Das sind die Sieger der Aktion: Einzelwertung: 1. Platz Frank Zander, 1529 Kilometer, 2. Platz Gudrun Kock, 1312 Kilometer. 3. Platz Thorsten Schmidt, 1195 Kilometer. Teams mit den meisten gefahrenen Kilometern: 1. Platz Singing Bikers & Friends of Liedertafel, 9391 Kilometer, 2. Platz Kirche in Bewegung, 9202 Kilometer, 3. Platz TSV Radler-Team, 7884 Kilometer.