Ratzeburg. Vom 18. Jahrhundert bis heute: Kreisarchivarin Dr. Anke Mührenberg berichtet in zwei Vorträgen im März über dieses Thema.

Mit Angela Merkel war 2005 erstmals eine Frau in das Amt der Regierungschefin gewählt worden – 87 Jahre nach Einführung des Wahlrechts für Frauen im Jahr 1918. Doch bis zu seiner Einführung hatten Frauen einen weiten Weg für mehr Gleichberechtigung zurückzulegen. In zwei Vorträgen am 3. und 31. März beleuchtet Dr. Anke Mührenberg, Leiterin von Kreisarchiv und Kreismuseum, wie sich Arbeit und Leben von Frauen veränderten.

Frauenrechte: Thema in zwei Vorträgen von Dr. Anke Mührenberg

„Tüchtiges ordentliches Mädchen gesucht ...“, so beginnen viele Zeitungsanzeigen, die Mührenberg, promovierte Historikerin und Volkskundlerin, für ihren Vortrag ausgewertet hat. Anzeigen mit diesem Wortlaut finden sich vielfach in den Zeitungen des Kreises im Laufe des 19. Jahrhunderts und weisen auf die beruflichen Möglichkeiten der Frauen überwiegend aus dem ländlichen Bereich hin. Oftmals wird das 18. und 19. Jahrhundert jedoch als düstere und unterdrückende Zeit für Frauen gesehen.

Textilindustrie bevorzugte ab dem 18. Jahrhundert weibliche Arbeitskräfte

Doch Frauen waren eben nicht nur billige Arbeitskräfte auf dem Land, sondern durch die Industrialisierung änderte sich auch ihre Stellung. Gerade im 19. Jahrhundert verschiebt sich die Lebensperspektive für Frauen nachhaltig, das Alltagsleben ändert sich gerade auch durch die Industrialisierung massiv. Gerade für Frauen der sozial schwächeren Schichten eröffneten sich Arbeitsmöglichkeiten in den neuen Fabriken.

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Von Stefan Huhndorf und Marcus Jürgensen

Die Textilindustrie etwa bevorzugte ab dem 18. Jahrhundert sogar weibliche Arbeitskräfte, die aufgrund ihres Status schlechter bezahlt werden konnten. Diese Form der Ausbeutung führte jedoch langfristig zu einem positiven Effekt: Frauen konnten sich als Arbeitskräfte außerhalb der Familienarbeit etablieren.

Marie Curie erhält 1900 als erste Frau den Nobelpreis

In ihrem Vortrag geht Mührenberg auf die Veränderungen der Lebens- und Handlungsmöglichkeiten der Frauen im Kreis Herzogtum Lauenburg ein. Im ländlich geprägten Kreis, wenn sie nicht als Dienstmädchen in die Städte gingen, waren Frauen vorwiegend in der Landwirtschaft beschäftigt. Sie waren zuständig für Haus, Stall und Garten und zunehmend auch für die Feldarbeit, wenn ihre Ehemänner einer Lohnarbeit etwa in den Sprengstofffabriken in Geesthacht nachgingen.

Auch das veränderte langfristig Stellung und Bild der Frau gegen alle Widerstände: Noch im Jahr 1900 versuchte der deutsche Neurologe und Psychiater Paul Möbus den „physiologischen Schwachsinn des Weibes“ wissenschaftlich zu belegen – drei Jahre später erhielt die Physikerin und Chemikerin Marie Curie den ersten ihrer zwei Nobelpreise.

„Frauenleben im Lauenburgischen im 18. und 19. Jahrhundert“

Ein weiterer Wendepunkt war ausgerechnet der Erste Weltkrieg: Frauen übernahmen in Gewerbe und Handel die Aufgaben der als Soldaten eingezogenen Männer. In Spitzenpositionen sind Frauen jedoch bis heute die Ausnahme.

In Mührenbergs erstem Vortrag am Donnerstag, 3. März, geht es im Rokokosaal des Ratzeburger Kreismuseums (Domhof 12) um das „Frauenleben im Lauenburgischen im 18. und 19. Jahrhundert“. Der zweite Teil behandelt dann am Donnerstag, 31. März, im Möllner Stadthauptmannshof (Hauptstraße 150) das 20. Jahrhundert. Beide Vorträge beginnen jeweils um 19 Uhr. Eine Anmeldung unter 04542/870 00 oder info@stiftung-herzogtum.de ist erforderlich. Es gilt die 3G-Regel.