Ratzeburg. Der Kreis Herzogtum Lauenburg trägt den Folgen des Klimawandels Rechnung und will den Katastrophenschutz verbessern.

Schlägt die Natur zurück, hat der Mensch das Nachsehen. Viele Meter hohe Flutwellen in eingeengten Flusstälern wie in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, Stürme, Sturzregen und Hochwasser, die rasant zunehmen. Auf der anderen Seite lang anhaltende Hitzeperioden und Trockenheit, in der Folge Flächenbrände, die sich mit Feuerwalzen durch die Landschaft fressen. Angesichts vieler Folgen des Klimawandels wachsen Zweifel, dass der Katastrophenschutz hinreichend aufgestellt ist. Im Herzogtum Lauenburg soll nachgebessert werden.

Einen entsprechenden Antrag hatten CDU und Grüne zur jüngsten Kreistagssitzung eingebracht. Damit wird der Landrat etwa aufgefordert, „die ausreichende Löschwasserversorgung für großflächige Waldbrandlagen zu prüfen, um auch insoweit mindestens die jederzeitige Erreichbarkeit aller Ortschaften im Kreis sicherzustellen“.

SPD und FDP kritisieren Antrag von CDU und Grünen

Nach Überzeugung von SPD und FDP schießen die Antragsteller in einigen Punkten über das Ziel hinaus: „Die Organisation des Katastrophenschutzes ist Aufgabe des Landrats“, stellt SPD-Faktionschef Jens Meyer klar. „Wenn man ihn wirklich auf all diese Dinge aufmerksam machen müsste, wäre dies ein Armutszeugnis.“

Andererseits würden ihm Aufgaben zugewiesen, die gar nicht in seine Zuständigkeit fallen, kritisierte schon im Vorfeld FDP-Frontfrau Judith Gauck. Das gelte etwa für Sirenen: Die seien meist in Verantwortung von Städten und Gemeinden.

Neue Herausforderungen für den Katastrophenschutz durch Folgen des Klimawandels

Ihr Ergänzungsantrag, der Kreis müsse die Kommunen einbinden und solle zudem analog zur „Bürgerinformation Corona“ ein übersichtliches, barrierefreies Info-Angebot erarbeiten, fand im Kreistag Berücksichtigung. Wobei unter Experten die Einsicht wächst, dass Online-Infos zu Katastrophenschutz und Vorsichtsmaßnahmen häufig genau in dem Moment wertlos werden, wenn sie am meisten gebraucht würden. Wenn die Energieversorgung zusammenbricht, mit ihr vielleicht auch die Wasserversorgung, fallen Handynetze und Internetversorgung aus, weil sie ohne Strom nicht funktionieren.

CDU-Fraktionschef Norbert Brackmann verteidigt die weitreichenden Überlegungen zum Katastrophenschutz. Ja, der Kreis Herzogtum Lauenburg sei in einigen „Bereichen sehr gut aufgestellt, etwa in der Beschaffung“, so der Vorsitzende des Haupt- und Innenausschusses. „Was den vorbeugenden Katastrophenschutz anbelangt, müssen wir uns jedoch mit vielfältigen neuen Szenarien auseinandersetzen.“

Starkregenereignisse machen mehr geländegängige Fahrzeuge notwendig

Dazu zähle auch die Ausstattung von Feuerwehren und Hilfsorganisationen. Mit Blick auf Starkregenereignisse würden voraussichtlich mehr geländegängige Fahrzeuge benötigt. „Wir hatten schon vor einigen Jahren eine Situation, bei der fünf Gemeinden fast komplett von der Umgebung abgeschnitten waren.“

Um in solchen Situationen den Mindestschutz (medizinische Versorgung, Verpflegung, Evakuierung) sicherzustellen, schlägt der Antrag auch vor, der Kreis solle seine ablehnende Haltung gegen eine „Bootsgruppe Hochwasser“ von DLRG und DRK Wasserwacht aufgeben.

Im Extremfall steht ein Großteil der Infrastruktur nicht mehr zur Verfügung

Man müsse sich mit der Gefahr befassen, dass im Extremfall plötzlich ein Großteil der benötigten Infrastruktur nicht mehr zur Verfügung stehe, so Brackmann. Für den Fall, dass in einer Hitzewelle die Stromversorgung zusammenbreche, müsse Vorsorge getroffen werden: „Dann benötigen wir klimatisierbare Räumlichkeiten, die wir als Notunterkünfte nutzen können, vielleicht Tiefgaragen.“ Zudem müsse die kritische Infrastruktur in einem Katastrophenfall arbeitsfähig gehalten werden, müssten etwa Vorkehrungen in Städten und Gemeinden getroffen werden.

Dazu trage auch das Ertüchtigungsprogramm für Feuerwehrgerätehäuser bei, wenn sie zugleich mit einer leistungsfähigen Notstromversorgung versehen würden. Brackmann: „Die Gemeinde Wentorf macht es vor, stattet das Feuerwehrgerätehaus entsprechend aus und richtet künftig eine Schule und eine Sporthalle resilient her.“

Es soll eine Planung aus einem Guss werden

Der Antrag fordert die Kreisverwaltung auf zu ermitteln, wie in Städten und größeren Gemeinden kurzfristig 800 Menschen untergebracht und ohne Unterstützung anderer versorgt werden könnten.

Vordringlich seien Planungen aus einem Guss, so Brackmann. „Es hilft niemanden, wenn die einen Gebäude Notunterkünfte werden, aber andere mit Notstromgeneratoren versehen werden.“