Schwarzenbek. Die Zahl der Straftaten ist im Vorjahr deutlich gesunken. In der Stadt gab es nur sechs Einbrüche. Doch es gibt andere Probleme.
Weniger Einbrüche, die Gewalt nimmt zumindest auf der Straße ab, und die Kriminalität sinkt. Das gehört zu den positiven Aspekten der Corona-Pandemie. Die Zahl der Straftaten ist im vergangenen Jahr im Kreisgebiet erheblich gesunken. Das weist bereits die kürzlich vorgestellte Kriminalstatistik der Polizeidirektion Ratzeburg für die Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn aus.
In Schwarzenbek macht sich der Rückgang zum Teil noch viel stärker bemerkbar als in anderen Teilen des Kreises. „Corona wirkt sich auf unterschiedlichste Weise sehr stark auf unsere Arbeit aus. Sowohl dienstintern als auch mit Blick auf das Kriminalitätsgeschehen“, sagt Jens Stamer, der seit Anfang 2020 Chef des auch für Lauenburg, Büchen und die umliegenden Dörfer zuständigen Polizeireviers in Schwarzenbek ist.
Polizisten in Schwarzenbek haben mehr Corona-Kontrollen
Für die Beamten ist Corona eine große Herausforderung, weil es jetzt wieder feste Schichten gibt, bei denen das Personal in Kohorten voneinander getrennt wird. Ein Teil der Polizisten, die im sogenannten Ermittlungsdienst tätig sind, arbeitet auch im Homeoffice.
„Zum Glück haben wir momentan keine Veranstaltungen, bei denen wir mit großem Personaleinsatz aktiv werden müssen. Deshalb klappt das ganz gut. Dafür haben wir jetzt aber wesentlich mehr Corona-Kontrollen hinsichtlich der Einhaltung der Maskenpflicht und der Mindestabstände. Dafür setzen wir auch viele Fußstreifen ein“, sagt Stamer.
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Ein Grund für die sinkenden Zahlen – gerade bei Einbrüchen und Fahrraddiebstählen – dürfte aber auch sein, dass die Menschen wegen Homeoffice und fehlender Freizeitmöglichkeiten mehr zu Hause bleiben. Das schreckt Einbrecher ab, und es stehen auch weniger Fahrräder vor Schulen oder am Bahnhof als sonst.
Die Aufklärungsquote der Straftaten betrug 58 Prozent
In konkreten Zahlen bedeutet das: In Schwarzenbek ereigneten sich im vergangenen Jahr 1146 Straftaten. Das entspricht einem Rückgang um 21,6 Prozent gegenüber 2019. Landesweit lag der Rückgang nur bei 5,2 Prozent. „Allerdings muss man dazu sagen, dass wir 2019 bei den Straftaten auf einem vergleichsweise hohen Niveau lagen. Trotzdem ist das natürlich eine sehr erfreuliche Entwicklung“, so Stamer. Die Aufklärungsquote betrug 58 Prozent.
Auffällig ist in Schwarzenbek der Rückgang der Diebstahlsdelikte im Jahresvergleich von 405 auf 305. Darin enthalten ist alles vom Taschendiebstahl bis hin zum Wohnungseinbruch. Und gerade im letztgenannten Bereich fällt der Rückgang vermutlich pandemie-bedingt besonders stark aus.
Gab es 2019 im Stadtgebiet noch 22 Einbrüche, so waren es im vergangenen Jahr nur noch sechs. Stamer führt das aber nicht nur darauf zurück, dass die Menschen zu Hause geblieben sind und somit Einbrecher abschreckten. „Wir haben auch eine massive Aufklärungskampagne gemacht mit Präventionsveranstaltungen vor der Pandemie und Flugblattaktionen in den Haushalten. Außerdem fahren wir zu den relevanten Tatzeiten mit verschiedenen Einsatzgruppen auch konsequent Streife und wir haben eine sehr effektive Ermittlungsgruppe“, sagt der Polizeichef.
Ein großes Problem in Schwarzenbek sind die Graffiti-Schmierereien
Deutlich abgenommen hat auch die Zahl der Fahrraddiebstähle von 106 im Jahr 2019 auf 67 im Vorjahr. Hier wirkt sich offenbar aus, dass weniger Pendler unterwegs waren und die Schulen zeitweise geschlossen blieben. So standen für Diebe weniger Fahrräder zur Verfügung.
Immer häufiger hat die Polizei es in solchen Fällen mit Beschaffungskriminalität zu tun. Süchtige stehlen Räder in Bahnhofsnähe und verkaufen ihre Beute in Hamburg, um Drogen zu bezahlen. Sie nutzen die gute Bahnanbindung.
Ein Thema, dass der Polizei nach wie vor Sorgen bereitet, ist die hohe Zahl an Graffiti-Schmierereien. Die Zahl der angezeigten Taten hat sich zwar gegenüber 2019 von 322 auf 181 fast halbiert, aber die Dunkelziffer ist hoch. Hinzu kommt, dass die Aufklärungsquote von 48 auf fünf Prozent sank. „Wir haben aber gerade einen Ermittlungserfolg, durch den möglicherweise einige Taten aus 2020 geklärt werden könnten“, sagt Jens Stamer.
Gut 60 Beamte sind für 54.000 Einwohner im Einsatz
Gut 60 Beamtinnen und Beamte und drei Diensthunde sind für die Sicherheit im Großraum Schwarzenbek, Büchen, Lauenburg zuständig. Mit Jens Stamer an der Spitze koordiniert das Polizeirevier Schwarzenbek die Arbeit mit den Polizeistationen in Büchen (unter Leitung von Thomas Satzel) und Lauenburg (unter Leitung von Ulf Clasen). Stamer kam 2017 als stellvertretender Leiter in das damals neu gegründete Revier. Seitdem Revierleiter Ernst Jenner im Januar 2020 in den Ruhestand gegangen ist, ist Stamer Chef im Polizeigebäude an der Compestraße. Insgesamt sind die Beamten für zwei Städte, 44 Gemeinden und vier Ämter mit mehr als 54.000 Einwohnern zuständig. Sie sorgen auf einer Fläche von 415 Quadratkilometern für Sicherheit.