Lauenburg. Die Stadt Lauenburg wird in der Kriminalstatistik 2020 im Herzogtum am häufigsten genannt. Großer Anstieg bei den Drogendelikten.
Es hört sich erschreckend an: „Opfer einer Straftat zu werden ist in Lauenburg mit einer Häufigkeitszahl von 7981 am höchsten.“ So heißt es in der offiziellen Kriminalstatistik der Polizeidirektion Ratzeburg für das Jahr 2020 (wir berichteten.). Die sogenannte Häufigkeitszahl errechnet sich aus einer Formel, die auf der Anzahl der erfassten Fälle und der Einwohnerzahl beruht.
Nachdem Lauenburg diesen traurigen Spitzenplatz viele Jahre inne hatte, gab die Stadt die rote Laterne nur in der Bilanz 2019 ab. Jetzt muss die Schifferstadt wieder mit mit dem zweifelhaften Ruf leben, im Kreis das „heißeste Pflaster“ zu sein. Lauenburgs Polizeichef Ulf Clasen hat die Zahlen für unsere Zeitung noch einmal genauer unter die Lupe genommen.
Drogendelikte in 2020 gegenüber Vorjahr mehr als verdoppelt
Nimmt man nur die nackten Zahlen, könnte man den Eindruck gewinnen, in Lauenburg haben sich Dealer und Konsumenten von Rauschmitteln im vergangenen Jahr besonders wohl gefühlt. Wurden 2019 nur 16 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz (BMG) erfasst, waren es ein Jahr später 44 entsprechende Delikte. Zum Vergleich: Im gesamtem Kreis Herzogtum Lauenburg stieg die Zahl der BMG-Verstöße gegenüber dem Vorjahr nur um 7,8 Prozent.
Lauenburgs Polizeichef will diesen Zusammenhang zwar offiziell nicht herstellen, trotzdem sei an Folgendes erinnert: Im Mai 2019 hatte Bürgermeister Andreas Thiede während einer Stadtvertretersitzung bekannt: „Wir haben ein erhebliches Drogenproblem in der Stadt.“ In einem offenen Brief hatten sich besorgte Eltern an ihn gewandt, ihm sogar Päckchen mit „Gras“ auf den Schreibtisch gelegt. Seitdem – und das war unter anderem die Vereinbarung – haben die Lauenburger Polizeibeamten ein noch wachsameres Auge auf bekannte Hotspots in der Stadt.
Betrugsdelikte finden meist am heimischen Rechner statt
Einen großen Anstieg gab es gegenüber dem Vorjahr, was die Betrugsdelikte betrifft, Waren es 2019 noch 57 Straftaten, so stieg die Zahl ein Jahr später auf 125 an, hat sich also ebenfalls mehr als verdoppelt. Im gesamten Kreis haben Betrugsdelikte gegenüber dem Vorjahr nur um knapp 23 Prozent zugenommen.
Für Polizeichef Clasen ist dieser rasante Anstieg keine Überraschung. „Wir haben in der Stadt zwei polizeibekannte Personen, die sich immer wieder Betrügereien vor allem im Onlinehandel leisten. Deren Straftaten werden zwar regelmäßig verfolgt, das hält die Täter aber nicht davon zurück, weiter Menschen übers Ohr zu hauen.“
Einbruchsdelikte im vergangenen Jahr auch in Lauenburg rückläufig
Dem allgemeinen Trend folgend, kamen Einbrecher 2020 auch in Lauenburg weniger oft zum Zug. „Es macht sich bemerkbar, dass viele Menschen coronabedingt tagsüber zu Hause sind“, sagt Clasen. Die Zahl der Delikte ging um fast die Hälfte auf 18 Fälle zurück. Kreisweit betrug der Rückgang rund 34 Prozent.
Wenn man hört, dass in Lauenburg die größte Wahrscheinlichkeit im Kreis besteht, Opfer einer Straftat zu werden, denken viele zuerst an einen Überfall auf offener Straße. Doch das will Clasen relativieren. „Wir hatten zwar einen Anstieg von angezeigten Körperverletzungen, die sich aber meist in Beziehungsgeflechten abgespielt haben“, berichtet er.
Gewaltdelikte sind in Lauenburg vorwiegend Beziehungstaten
In Zahlen ausgedrückt: 2019 wurden in Lauenburg 138 Anzeigen wegen Körperverletzung aufgenommen, 2020 waren es 174 Delikte. Das ist ein Anstieg 26 Prozent. Kreisweit stieg die Zahl der angezeigten Körperverletzungen gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent.
Dass Lauenburg in der aktuellen Kriminalitätsstatistik bezüglich der Häufigkeitszahl wieder die rote Laterne hat, ärgert den Polizeichef. Allerdings müsse sich niemand übertrieben große Sorgen um seine Sicherheit machen. „Die Mehrzahl der begangenen Straftaten findet in Lauenburg im Beziehungs- und im Bekanntenkreis statt. Es muss sich niemand unsicher fühlen, wenn er im Stadtgebiet unterwegs ist“, versichert er.
Viel Zeit darauf verwenden, die Einhaltung der Corona-Regeln zu kontrollieren
Einen Trend für das laufende Jahr kann der Polizeichef noch nicht absehen. Derzeit würden die Polizeibeamten viel Zeit darauf verwenden, die Einhaltung der Corona-Regeln zu kontrollieren. Doch in dieser Beziehung lobt Clasen die Lauenburger: „Wir müssen zwar einige Hinweise geben, aber die meisten Lauenburger sind diesbezüglich sehr einsichtig“, sagt er.