Basedow. Anstich auf dem Hof Ehing: Dehoga-Kreisvorsitzende fordert Öffnung aller Restaurants. Schlechtes Wetter könnte Geschäft verhageln.
Es war nur eine kleine Runde, die sich auf dem Spargelhof Ehing in Basedow zum offiziellen Spargelanstich zusammengefunden hat. Wie bereits im vergangenen Jahr hat die Corona-Pandemie erneut dafür gesorgt, dass mit der Tradition gebrochen werden musste. Weder Landrat noch Kreispräsident oder Spargelherzogin Charlott I., Charlott Possehl, waren auf dem Hof von Marina Hellriegel und Stefanie Fielhauer dabei, als Andreas Löding von der Gemeinschaft Lauenburgische Spargelanbauer sowie die Dehoga-Kreisvorsitzende Anke Asmus symbolisch den Start der kulinarischen Saison verkündeten.
Das Wetter zeigte sich auch am Tag des Anstichs wenig frühlingshaft. Der Wind fegte durch die Bäume, und bei rund 8 Grad kam ab und zu ein Schauer runter. Weder für die Spargelernte noch für die seit Sonntag geöffnete Außengastronomie die besten Voraussetzungen. „Die Natur ist in diesem Jahr zehn bis 14 Tage zurück“, teilt Andreas Löding mit. Die ersten Stangen gab es zwar schon früh, doch das ungewöhnlich kalte Wetter im April ließ das Wachstum nicht so recht in Gang kommen. „Nur die Bauern, die mit Verfrühungstechniken wie dreilagigen Folien arbeiten, konnten schon eine große Menge an heimischem Spargel anbieten“, sagt Löding.
Die Freude über die Lockerung ist wichtiger als das Wetter
Mittlerweile aber seien alle neun Spargelbauern der Gemeinschaft im Herzogtum „in der Ernte“. Und das sei auch gut, denn im Mai sei der natürliche Trieb der Pflanze, der für Wachstum sorgt. Löding: „Wir hoffen auf Sonnenschein und steigende Temperaturen, damit zum bevorstehenden Muttertag am Sonntag und Himmelfahrt reichlich geerntet werden kann.“ Festtage, die auch für die Gastronomie von großer Bedeutung sind.
Löding ist froh, dass die Restaurants zumindest ihre Außenbereiche seit dem 2. Mai wieder öffnen dürfen. „Heimischer Spargel in regionalen Restaurants ist für uns eine wichtige Partnerschaft und ein bedeutender Absatzmarkt“, sagt er. Dass die Menschen ungeduldig auf die Öffnung der Terrassen gewartet haben, bestätigt Anke Asmus vom Restaurant Hans Heitmann in Wotersen. „Wir hatten bereits am Sonntag viele Gäste“, sagt sie. Spargel sei ein Gericht, das bevorzugt in Restaurants genossen wird und in „normalen Jahren“ pünktlich zu den ersten warmen Tagen die Terrassensaison einläutet.
Wegen Corona: Einige Betriebe werden nicht mehr öffnen
Angenehme Temperaturen sind zwar bisher Fehlanzeige, aber in der Pandemie ist die Freude über die Lockerung wichtiger als das Wetter. „Alle Gäste hatten sich auf die kühle Witterung eingestellt und waren dick angezogen“, sagt Anke Asmus. „Nur gegen Regen können wir am Ende wenig ausrichten“, beklagt die Dehoga-Kreisvorsitzende. Auch wenn große Sonnenschirme das Nass von oben ein wenig abhielten, könnte es den Gastronomen das Geschäft verhageln.
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Sie unterstreicht, dass es für die Betriebe dringend notwendig ist, auch die Innenräume wieder zu öffnen. „Nicht jedes Restaurant hat Außengastronomie, und für die, die nur eine Handvoll Tische draußen haben, ist es kaum wirtschaftlich, dort zu bedienen.“ Es gehe keinem Betrieb derzeit wirklich gut, gesteht sie. Und von einigen weiß sie, dass sie nicht mehr öffnen werden.
2020 war für Gaststättengewerbe und Spargelbauern eine große Herausforderung
Andreas Löding pflichtet ihr bei, dass es „absolut erforderlich“ sei, auch die Innengastronomie zu öffnen. „Es laufen darüber bereits Gespräche mit der Politik, es kommt was in Bewegung“, informiert Günter Schmidt, Geschäftsführer des Herzogtum Lauenburg Marketing Service. Tatsächlich kündigte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Mittwochnachmittag an, dass Geimpfte, Genesene und Getestete vom 17. Mai an unter strengen Vorgaben landesweit Gaststätten auch in Innenräumen wieder besuchen und in Beherbergungsbetrieben übernachten dürfen. Hintergrund sind die sinkenden Corona-Zahlen.
Das vergangene Jahr war sowohl für das Gaststättengewerbe als auch für die Spargelbauern eine große Herausforderung. „Die Ernte war geringer als 2019, und auch wenn es schwierig ist, zu diesem Zeitpunkt bereits eine Prognose abzugeben, gehe ich davon aus, dass sie in diesem Jahr ebenfalls niedriger bleiben wird als in normalen Jahren“, vermutet Andreas Löding.
Rund 90 Prozent der Ernte wird direkt vermarktet
Dabei ist die Direktvermarktung deutlich angestiegen, bestätigen Marina Hellriegel und Stefanie Fielhauer, die die weißen, grünen und lila Stangen nicht nur über ihren Hofladen in Basedow, sondern auch auf vielen Wochenmärkten verkaufen. „Der Verkauf an den Endverbraucher ist unser Hauptgeschäft“, bestätigt Löding. Rund 90 Prozent der Ernte im Herzogtum wird direkt vermarktet, zehn Prozent gehen an die Gastronomie. „Die meisten Deutschen greifen lieber zum Spargel aus der Region als zu den Stangen aus Südeuropa“, sagt Löding.
Dabei bleibt der weiße Spargel das Lieblingsgemüse auf den Tellern. Aber auch die grünen und lilafarbenen Varianten bekommen immer mehr Liebhaber, wie André Hellriegel, verantwortlich für den Anbau auf Hof Ehing, beobachtet. „Vor allem bei jüngeren Leuten sind die farbigen Stangen sehr beliebt“, weiß er. Das liegt nicht nur an den neuen Möglichkeiten der Zubereitung, sondern auch an der Optik, die sich bei Instagram gut macht“, sagt er und schmunzelt.
- Die Spargelbauern im Herzogtum Lauenburg
Der Kreis Herzogtum Lauenburg ist das älteste und größte Spargelanbaugebiet in Schleswig-Holstein, Spargel neben Grünkohl das heimische Gemüse. Da frischer Spargel in vielen Variationen auch in den Restaurants der Region angeboten wird, ist er ein wichtiges touristisches Element für die Region. Neun Betriebe im Kreis haben sich zur Gemeinschaft Lauenburgische Spargelanbauer zusammengeschlossen.
Dazu gehören Kaiser’s Hofladen und Café in Salem, Lödings Bauernhof am See in Buchholz, Müssener Hofladen in Müssen, Spargelhof Willhof in Poggensee, Deutsche Spargelzucht Aloys Rosen in Alt-Mölln, Landhof Buhk in Geesthacht, Spargelhof Ehing in Basedow, Spargelhof Gast in Alt-Mölln sowie der Spargelhof Schultz in Worth. Weitere Informationen zum Thema gibt es im Internet unter www.herzogtum-lauenburg.de.
