Schwarzenbek/Geesthacht. Tierheimmitarbeiter als „verdeckte Ermittler“ im Einsatz. Acht junge Hunde gerettet. Sie brauchen nun ein neues Zuhause.

Sie sind klein, wuschelig und verschmust und haben wohlklingende Namen wie Ernest oder Kaya: Acht Welpen tummeln sich zurzeit im Tierheim Schwarzenbek und warten auf ein neues Zuhause. Sie stammen aus illegalem Welpenhandel, der Anfang des Jahres für viel Unruhe in der Stadt und Umgebung gesorgt hat, wie Jasmin Scholz, erste Vorsitzende, und Maren Willers, zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins Schwarzenbek berichten.

Der erste Welpe kam im Januar ins Tierheim. „Vor unserer Tür standen die frischen Hundebesitzer mit dem maximal vier Wochen alten Hund“, schildert Jasmin Scholz. Der Hund war über Ebay-Kleinanzeigen gekauft worden, die Übergabe sollte in Schwarzenbek stattfinden – auf der Straße, vor einem Mehrfamilienhaus. Der Deal klappte – die Käufer hatten noch eine Frage und kehrten zurück zum Treffpunkt vor dem Haus, in dem die Verkäufer wohnen sollten. Aber unter dem angegebenen Namen öffneten Menschen, die mit dem Verkauf nichts zu tun hatten.

Illegaler Welpenhandel: Tierschützer in Schwarzenbek retten junge Hunde

Die Leidtragenden des Welpenhandels sind die Hunde. Sie kommen meist aus dem Ausland, werden zu früh von der Mutter getrennt, sind meist verwurmt und verfloht, und werden online angeboten, wobei die Preise je nach Nachfrage mal über- und mal unterdurchschnittlich sein können.

Um den Händlerring ausfindig zu machen, hat sich Jasmin Scholz auf verschiedene Anzeigen gemeldet. Es kam zu einem Übergabetermin in Schwarzenbek. Aber am Ende sind die Tierheimmitarbeiter aufgeflogen. „Die Interessenten werden von den Verkäufern beobachtet und dann meist kurzfristig zu einem weiteren Übergabeort gelotst“, sagt Scholz. Sie hatte die Polizei mit im Boot, das fiel auf. Der Deal platzte. Dennoch: Die Aktivitäten der Tierheimmitarbeiter haben den Handel zumindest in Schwarzenbek vorerst gestoppt.

Für eine Besichtigung der Welpen müssen Termine vereinbart werden

Die acht verspielten Mischlings-Welpen sind mittlerweile gesund, geimpft und gechipt und auf den Tierschutzverein Schwarzenbek registriert. Noch sind sie in Tollwutquarantäne, können aber bald in gute Hände abgegeben werden. Das Tierheim hat während des Lockdowns geschlossen, es können aber Termine zur Besichtigung der Hunde unter 04151/77 98 vereinbart werden, bietet Maren Willers an.

Bund hilft dem Tierschutz mit einer Einmalzahlung von 7500 Euro

Das Tierheim Geesthacht, hier Leiterin Julia Madloch und Linnéa Karstan, erhält vermehrt Anfragen für Rückgaben von „Corona-Hunden“.
Das Tierheim Geesthacht, hier Leiterin Julia Madloch und Linnéa Karstan, erhält vermehrt Anfragen für Rückgaben von „Corona-Hunden“. © BGZ | Dirk Palapies

Die Pandemie hat die Tierheime der Region in finanzielle Schieflage gebracht. Es fehlen Einnahmen durch Spenden, Vermittlungen und Veranstaltungen. Tierarzt- und Unterhaltskosten laufen jedoch weiter. „Tierarztkosten werden bislang vier Wochen von der Stadt Schwarzenbek übernommen“, sagt Jasmin Scholz. Allerdings gebe es die mündliche Zusage, dass der Zeitraum auf ein halbes Jahr ausgedehnt wird. „Die Verträge sind fertig“, sagt Scholz. Aber noch gebe es keine Unterschrift – und somit auch nicht das Geld, auf das das Tierheim aktuell dringend angewiesen ist.

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Hilfe gibt es jetzt erstmals vom Bund. Das Bundesumweltministerium stellt Geld zur Leistung von Corona-Hilfen an Tierheime bereit. Seit Ende vergangener Woche können entsprechende Förderanträge gestellt werden. Der Bundestag hat im Dezember 2020 eine Förderung beschlossen. Um die Situation in den Tierheimen zu verbessern und das Tierwohl zu sichern, wurden im Haushalt 2021 des Bundesumweltministeriums fünf Millionen Euro veranschlagt. Allen Tierschutzvereinen, die Träger von Tierheimen sind, kann auf Antrag ein einmaliger Betriebskostenzuschuss von 7500 Euro gewährt werden. „Für uns sind 7500 Euro unglaublich viel“, freuen sich Maren Willers und Jasmin Scholz.

In Geesthacht werden erste „Corona-Hunde“ zurückgegeben

Während das Tierheim Schwarzenbek mit dem illegalen Welpenhandel als eine Folge der Pandemie konfrontiert war, hat das Tierheim Geesthacht bereits mit einer anderen Konsequenz des Corona-Haustierbooms zu kämpfen: „Bei uns melden sich vermehrt Menschen, die ihren Hund, den sie vor rund einem Jahr gekauft haben, wieder loswerden wollen“, sagt Tierpflegerin Linnéa Karstan. Sie schildert den Fall einer Frau, die sich vor einem Jahr eine französische Bulldogge als Welpen angeschafft hat und ihn nun ins Tierheim geben will, „weil sie wieder Vollzeit arbeitet“, sagt Karstan. Das wird sicherlich kein Einzelfall bleiben, befürchtet die Tierpflegerin, es habe schon mehrere Anfragen zur Abgabe gegeben. In Zeiten der Pandemie haben sich viele ein Haustier zugelegt als Tröster oder Begleiter, für die jetzt keine Zeit mehr vorhanden ist.

  • Indizien für illegalen Welpenhandel:

Was einen illegalen Handel verraten kann:

  • Der Verkäufer bietet Welpen mehrerer Hunderassen an.
  • Er ist bereit, Hundewelpen an jeden beliebigen Ort zu liefern. Die Welpen werden „aus dem Kofferraum“ eines Autos verkauft.
  • Käufer haben keine Möglichkeit, sich von Haltungsbedingungen und Gesundheitszustand des Muttertiers zu überzeugen. Bilder und Beschreibung im Anzeigentext stimmen nicht mit dem tatsächlichen Hund überein.
  • Der Händler kann keine Begleitpapiere für den Welpen vorlegen.