Schwarzenbek. Trotz Corona-Lockdown gibt es Pläne für ein Sommer-Spezial und das Weihnachtsmärchen. Wir stellen das Programm vor.
Für Kinder gab es kurz vor Weihnachten 2019 den Räuber Hotzenplotz, für Erwachsenen zuletzt im Mai 2019 die Komödie „Hexenschuss oder der Bandscheibenvorfall“ von John Graham. Dann senkte sich der Vorhang für die aktuell 25 Laiendarsteller und Technikmitarbeiter der traditionsreichen Laienspielgruppe Theater Schwarzenbek.
„Es ist eine schwierige Zeit. Wir lieben die Schauspielerei, aber wir können nicht auf der Bühne stehen“, sagt Susanne Hilger. Die 55-Jährige spielte zum ersten Mal als 14-Jährige bei der Theatergruppe mit und bekennt, dass die „Bretter, die die Welt bedeuten“ ihre ganz große Leidenschaft sind.
Kulinarische Theaterabende ein Highlight in Schwarzenbek
Ihre Begeisterung hat sie auf ihre drei Kinder Hauke, Deike und Sönke übertragen. Ehemann Nils Hilger sitzt meist im Publikum, spielt aber gelegentlich wie in der „Hexenschuss“-Komödie auch mit oder hilft hinter der Bühne bei der Technik aus.
Mittlerweile ist Susanne Hilger die Regisseurin der Truppe und sucht die Stücke aus. Meist sind es Komödien oder Sketche, die sie gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Laienspieler, Daniel Schmidt, zu einem unterhaltsamen Programm zusammenstellt. So sind auch die kulinarischen Theaterabende entstanden, die Schmidt, ehemals Geschäftsführer des Restaurants der inzwischen insolventen „Alten Meierei“, auf der Bühne als Schauspieler und in den Pausen mit seinem Küchenteam betreut hat.
Laienspieler haben ihr Domizil in einer ehemaligen Gaststätte
Davon können die Laienspieler im Augenblick nur träumen. „Wir kommunizieren über eine WhatsApp-Gruppe und sprechen uns Mut zu. Abgesprungen ist meines Wissens niemand, aber wir können uns weder treffen, noch proben“, so die Schwarzenbekerin.
Seit gut zwei Jahren haben die Laienspieler ihr neues Domizil in der ehemaligen Gaststätte im Schützenpark, dem „Kleinen Kunstschützen“, den Daniel Schmidt mit seiner Eventagentur gepachtet hat. Die Theatergruppe ist dort mit ihrem Fundus und ihrer Bühnenbauwerkstatt Untermieter.
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Sommertheater im Schützenpark mit Grillabend
Dort gab es auch bereits vor dem Lockdown einen kulinarischen Theaterabend sowie Lesungen, die das Duo Hilger/Schmidt gemeinsam organisiert hatten. Im Schützenpark könnte es auch einen Neustart der Theatergruppe nach dem neuerlichen Lockdown geben. „Ich arbeite an einem Sommertheater und sammele dafür bereits Sketche, die für ein Programm mit möglichst wenig Interpreten auf der Bühne geeignet wären“, sagt Susanne Hilger. Möglicherweise könnte das Stück mit begrenzter Zuschauerzahl unter dem Motto „Die Leichtigkeit des Seins“ im Juni starten. Dazu soll gegrillt werden – mit Abstand natürlich. Der dürfte auch auf der Bühne gelten. „Abstand ist für Schauspieler schwierig, aber machbar. Mit Maske werden wir definitiv nicht auftreten. Dann geht es halt nicht“, so Susanne Hilger. Auch ein Weihnachtsmärchen unter dem Titel „Piraten in der Rumpelkammer“ ist im Rathaus geplant.
- Die Laienspieler starteten 1947 mit einem Flüchtlingsabend
Gründungstag der „Laienbühne Schwarzenbek“ war der 17. Januar 1947: Die Männer der ersten Stunde waren der erste Vorsitzende Norbert Giesing sowie der künstlerische Leiter Erwin Märtens. Schon vor der eigentlichen Gründung hatten sie im Mai 1946 einen Flüchtlingsabend organisiert, 1947 folgten weitere elf Veranstaltungen. Ein besonderes Jahr in der Geschichte der Theatergruppe ist 1953: In diesem Jahr wurde Schwarzenbek nicht nur 700 Jahre alt, sondern bekam auch die Stadtrechte verliehen.
Der damalige Bürgermeister Hans Koch, der zugleich auch Vorsitzender der Volkshochschule war und 1961 die Theatergruppe in die VHS eingliederte, schrieb aus diesem Anlass ein Stück („Swartebeke“). Bereits 1950 hatte Hans Koch den Amtmann Friedrich Wilhelm Compe in dem ebenfalls selbst verfassten Stück „Im Lauenburger Land um 1813“ („Compe-Spiel“) gespielt. Die Gemeindevertretung hatte ihrem Bürgermeister zunächst nur zwei Aufführungen genehmigt, musste jedoch ob des Erfolges nachlegen.
Koch war ein Theaterfreund, doch seine Aufführungen verfolgten auch einen gesellschaftspolitischen Zweck: Da für die Stücke jeweils mehr als 100 Personen benötigt wurden, fand so eine friedvolle Verschmelzung zwischen Schwarzenbekern und Flüchtlingen statt. In den 1970er-Jahren folgte ein Wandel: Es wurden mehr und mehr Komödien gespielt - auch „Amphytrion 38“ von Jean Giraudoux ist so eine – und statt eines Krippenspiels gab es zur Weihnachtszeit eine Märchenaufführung. Ihr letztes Drama brachte die Theatergruppe im Jahr 2002 mit dem Stück „Amanita“ auf die Bühne.